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Third-Party-Cookies vor dem Aus: Auch Google verbannt Drittanbieter-Cookies

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10 min

Initiative gegen Third Party Cookies: Auch Google will sie demnächst aus dem Web-Browser verbannen.

©iStockphoto
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Apple, der Firefox-Entwickler Mozilla und Microsoft haben Third-Party-Cookies schon länger in den Standardeinstellungen ihrer Internet-Browser blockiert. Nun zieht auch Google nach und beginnt, die Tracker aus Chrome zu verbannen.

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Was sind Cookies und welche Funktion haben sie?

Unter einem "Cookie" versteht man kleine Daten oder Code-Schnipsel, die auf Websites versteckt sind. Wenn eine mit Cookies versehene Website aufgerufen wird, so wird das registriert und das Cookie im Internet-Browser gespeichert.

Dabei wird zwischen technisch notwendigen Cookies und technisch nicht notwendigen Cookies unterschieden.

Technisch notwendige Cookies

Zu dieser Gruppe gehören Cookies, die dafür sorgen, dass eine Website einwandfrei funktioniert und die auch für die Besucher durchaus nützlich sind. Etwa, weil sie dafür sorgen, dass eine Website in der richtigen Landessprache ausgespielt wird oder dass Login-Dateien gespeichert werden und sich Webshops den Inhalt eines Warenkorbs merken können. Zu diesen den technisch notwendigen Cookies, die auch ohne Zustimmung der Internet-Benutzer ausgespielt werden dürfen, gehören unter anderem:

  • Session-Cookies, die nur während eines Besuchs einer Website gespeichert und nach dem Schließen des Browsers wieder automatisch gelöscht werden (z.B. zum Speichern eines Warenkorbs, während man hin- und her blättert)

  • Persistant Cookies, die auch länger gespeichert werden und z.B. einen User wiedererkennen (z.B. zum Speichern von Login-Daten oder Passwörtern)

  • Zähl-Cookies, mit denen die Besucher einer Seite gezählt werden. Etwa, um eine Überlastung zu verhindern

  • Flash-Cookies, mit denen Animationen, Audio- oder Videodateien wiedergegeben werden können

  • Opt-out-Cookies, die es Benutzern ermöglichen, die Cookie-Einstellungen zu verwalten und bestimmte technisch nicht notwendige Cookies abzulehnen

Technisch nicht notwendige Cookies

Diese Cookie-Varianten sind im Gegensatz zur vorher genannten Gruppe eben nicht für die Funktion einer Website relevant. Sie werden eingesetzt, um verschiedene Daten zu erheben und zu speichern. Zu den technisch nicht notwendigen Cookies gehören unter anderem:

  • Analyse-Cookies, die das Surfverhalten analysieren

  • Social-Media-Cookies, die Websites mit Social Media Portalen wie Facebook & Co verknüpfen und z.B. das Posten eines Artikels im Profil des jeweiligen Benutzers ermöglichen

  • Tracking-Cookies, über mehrere besuchte Websites und - bei einer entsprechenden Verknüpfung auch über Geräteübergreifend - Informationen zu dem Benutzer sammeln. Dazu gehören etwa Standort-Informationen, die Verweildauer, die Zahl der aufgerufenen Unterseiten einer Website oder welche Produkte in einem Webshop gekauft wurden.

  • Targeting-Cookies, mit denen User-spezifische Werbung ausgespielt werden kann.

  • Third-Party-Cookies ist ein Sammelbegriff für Cookies von Drittanbietern, die Internet-Benutzern über mehrere besuchte Websites bzw. auch mehrere Internet-Sessions verfolgen und dabei Daten über die besuchten Websites oder Aktivitäten sammeln und speichern - zumeist, um in der Folge Werbung ausspielen zu können.

Third-Party-Cookies im Visier

Third-Party-Cookies stehen seit längerem in schwerer Kritik. Konsumenten- und Datenschützer sowie Juristen sehen sie als Bedrohung für die Privatsphäre der Internetbenutzer. Besonders auch deswegen, weil es Unternehmen ermöglicht, detaillierte Benutzerprofile zu erstellen und so tiefe Einblicken in die persönlichen Interessen und Lebensumstände der Personen zu bekommen.

Wer etwa wiederholt nach speziellen Gesundheitsproblemen und Lösungen dafür sucht, kann ohne es zu wissen besonderen Risikogruppen zugeordnet werden. Wer plötzlich und wiederholt beginnt, Websites zum Themen wie "Hochzeit", "Schwangerschaft" oder "Geburt" wird ebenfalls entsprechend klassifiziert wie eine Person, die sich mit großem Interesse neuen Modellen bestimmter Automarken widmet.

Der deutsche Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) sieht "Tracking und Profilbildung für Werbezwecke etwa generell kritisch", wie Referent Florian Glatzner betont. Die Problematik beschränke sich nicht auf eine Technologie, wie etwa die Drittanbieter-Cookies. So sei Werbung teils gezielt auf die Schwächen der Verbraucherinnen und Verbraucher zugeschnitten. "Dies gefährdet den Schutz personenbezogener Daten und der Privatsphäre, ermöglicht Manipulation und begünstigt Diskriminierung."

Zudem sei für Verbraucher oft nicht absehbar, welche Reichweite und Folgen ihre Einwilligung habe. "Dafür sind der Online-Werbemarkt und die dahinter liegenden Technologien (wie auch die Privacy-Sandbox) zu komplex, zu intransparent und zu wenig kontrollierbar", erklärt Glatzner. Nach Ansicht des vzbv solle das Tracking und die Profilbildung zu Werbezwecken daher insgesamt untersagt werden.

Surfen ohne Third-Party-Cookies

In den Internet-Browsern von Apple (Safari), Mozilla (Firefox) und Microsoft (Edge) wurde der Einsatz von Third-Party-Cookies schon in den vergangenen Jahren durch den Einsatz von Tracking-Prevention-Technologien immer weiter eingeschränkt und letztlich in den Standard-Einstellungen der Browser komplett blockiert.

Wer die jeweils aktuelle Variante eines dieser Browser nützt, kann daher sicher sein, dass bekannte Tracker blockiert werden, sofern man diesen nicht als Benutzer wieder eigenmächtig die Erlaubnis dafür gibt.

Auch Google will Third-Party-Cookies verbannen

Google, der letzte große Player im Bunde, war dabei trotz schon vor einigen Jahren abgegebenen Ankündigungen säumig. Wer den Internetbrowser Chrome verwendet, sollte wissen, dass auch Third-Party-Cookies noch bis zu einer Dauer von 400 Tagen gespeichert werden und munter websiteübergreifend Daten sammeln.

2024 soll nun damit Schluss sein und die Third-Party-Cookies auch beim weit verbreiteten Internetbrowser Geschichte sein. Auch Google schließt sich dem Tracking Protection an, wie das Unternehmen in einem Blog-Beitrag ankündigte.

Erste Tests wurden zu Jahresbeginn gestartet. Seit dem 4. Jänner sind Third-Party-Cookies für 1 Prozent der Chrome-User bereits blockiert. In der zweiten Jahreshälfte sollen die Tracker dann endgültig bei allen Chrome-Benutzern Geschichte sein - vorausgesetzt, dass auch allfällige Bedenken der britischen Wettbewerbsbehörde bis dahin vom Tisch sind.

Die Cookie-Consent-Banner, die beim Öffnen einer Seite aufpoppen und die Zustimmung der Benutzer anfordern, sollen aber vorerst bestehen bleiben.

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Google hat "Tracking Protection" in Chrome gestartet. Per Zufall wurde 1 % der Browser-Benutzer dafür ausgewählt. Tracking Protection wird Benutzern mit einem durchgestrichenen "Auge-Symbol" angezeigt.

© Google

Googles neue Lösung: "Topics" statt "Cookies"

Durch die Third-Party-Cookies seien Nutzer "sehr granular über verschiedene Webseiten hinweg von Drittanbietern trackbar", sagt Lidia Schneck, Partner-Managerin bei Google. Mit der sogenannten Privacy Sandbox solle dies zukünftig so limitiert werden, dass Werbeanbieter nur noch sehr eingeschränkt bestimmte Informationen über die Interessen der Nutzer erhalten, "um eine Identifizierung oder Wiedererkennung eines Benutzers zu verhindern." Dafür habe man gemeinsam mit der Branche verschiedene Anwendungen entwickelt. Das individuelle Surfverhalten von Nutzern über verschiedene Webseiten hinweg sollen Drittanbieter ab Ende des Jahres so nicht mehr verfolgen können.

Stattdessen werden die Websites, die ein Nutzer besucht, dann zum Beispiel mit übergeordneten Werbethemen, sogenannten Topics, gekennzeichnet - also mit Kategorien wie "Sport", "Reisen" oder "Haustiere". Der Browser erfasst die häufigsten Topics eines Nutzers, speichert sie lokal auf dem Endgerät und teilt bei Bedarf maximal drei Werbethemen für die vergangenen drei Wochen mit den Werbeanbietern. So soll für den Nutzer relevante Werbung angezeigt werden, ohne, dass die Werbetreibenden wissen, welche spezifischen Webseiten besucht wurden. In den Chrome-Einstellungen können die Nutzer sehen, welche Werbethemen ihnen zugeordnet wurden und gegebenenfalls Änderungen vornehmen.

Proteste der Werbebranche

Die Werbebranche kritisiert die vorgesehene Abschaffung der Drittanbieter-Cookies. Dadurch werde nicht der Datenschutz gestärkt, sondern die Vormachtstellung Googles im Werbeträgermarkt, sagt beispielsweise der Geschäftsführer des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft (ZAW), Bernd Nauen. "Am langen Ende hätten die Verbraucher den Nachteil. Was es nicht bedeutet: weniger Tracking durch Google, weniger Daten bei Google", sagt Nauen. Denn Googles Datenreichtum basiere vor allem auf First-Party-Daten, die Google etwa durch den Log-In der Nutzer, eigene First-Party-Cookies oder bei einer Suchanfrage für sich erhebt.

Außerhalb von Google-Diensten und wenigen weiteren "Megaplattformen" könne den Nutzern durch eine Abschaffung der Cookies Werbung, die auf ihren vermuteten Interessen basiert, dann nur noch sehr eingeschränkt angezeigt werden, sagt Nauen. "Der Weg zurück zu Spam, Pop-Ups und überbordender Banner-Werbung zu Themen, die mich eher abschrecken als interessieren, kann sicher nicht die Lösung sein."

Den Spielraum der Werbebranche dürften nach Ansicht des ZAW nicht einzelne marktdominante Plattformen beschränken. Eine solche Entscheidung müsse beim Gesetzgeber liegen, der zudem Gesetze erlassen habe, um Regeln zu verhindern, die solche Plattformen zu Lasten des Wettbewerbs aufstellen. Die Wettbewerbsbehörden seien daher mehr denn je gefordert.

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