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Horx: „Im jetzigen Stadium ist die KI ein Parasit"

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Aktualisiert
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3 min

Kritischer Blick auf die Wunderwaffe KI: Matthias Horx

©Imago/Horst Galuschka
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Zukunftsforscher Matthias Horx erklärt, was die KI für Wirtschaft und Gesellschaft wirklich bringen kann – und warum er die „Superreligion der Gegenwart" kritisch sieht.

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Ob Medizin, Kunst oder Verlagswesen, aktuell kommt keine Branche mehr um die Auseinandersetzung mit KI herum. Demgemäß beschreiben Sie die KI in Ihrem „Manifest“ auch als mächtiges Gespenst, das umgeht in der Welt, und merken an, dass wir uns möglicherweise vor den falschen Gefahren fürchten. Worin sehen Sie diese und was wären die richtigen?

Matthias Horx

Die Ängste bewegen sich ja entlang des klassischen Unterdrückungsnarrativs, das es seit Büchern wie „Brave New World“ oder George Orwells „1984“ gibt: Maschinen, die uns unterdrücken und schließlich -umbringen, der Terminator und Matrix lassen grüßen. Die wirkliche Gefahr liegt aber ganz woanders: dass die künstliche Intelligenz alle Texte, Bilder, Kommunikationen und schließlich Gedanken in einen süßen Brei verwandelt wie im Grimm’schen Märchen. Und dann erinnert sich keiner mehr an das Passwort, um den Spuk abzustellen. Dass alles unfassbar banal wird, alle Texte gleich klingen, alle Filmserien ähnlich, alle Bücher gleich geschrieben sind. Es -entsteht eine riesige Schwemme von schlechter Qualität, und die Wahrheit verschwindet hinter einem Vorhang von unendlich reproduzierten Banalitäten. Generative KI ist -eigentlich nur ein stochastischer Papagei, der immer nur nachplappert oder nachbildet, was schon geredet, gemalt oder geschrieben wurde, also bereits existiert.

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Sie sagen: „Die KI an sich hat keine Intentionen, sie wird uns nicht vernichten, sondern eher verblöden.“ Wo sehen Sie die gesellschaftspolitischen Probleme, die entstehen?

Matthias Horx

Technologien sind erst einmal eine Erweiterung von Möglich-keiten. Aber die Frage ist doch, wie wir sie anwenden. Wir sollten uns auch den Zorn leisten können, wenn sie in den falschen Händen mit falschen Intentionen entwickelt wird. KI ist mit Sicherheit ein Angriff auf die Kreativität, auf die kreative Klasse. Viele Künstler, Journalisten, -Fotografen, Layouter, viele schöpferische Berufe werden ihr Geschäft verlieren. Wir haben das ja schon mal erlebt, im Aufstieg des Internets. Ich selbst habe noch vor 20 Jahren an die befreiende und emanzipative Wirkung des Internets geglaubt. Dann wurde klar, dass die großen Monopolisten von Microsoft über Google bis Meta sich die Algorithmen unter den Nagel gerissen haben. Und am Ende ging es nur noch darum, dass wir mit Werbung vollgefüllt werden. Dafür muss man mit möglichst schrillen Reizen immerzu online gehalten werden. Das trägt stark zur Verrohung und Banalisierung unserer Gesellschaft bei. Das digitale Geschäftsmodell ist ziemlich toxisch geworden.

Lesen Sie den vollständigen Artikel in der trend. PREMIUM Ausgabe vom 11. Oktober 2024
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