Künstliche Intelligenz: Unternehmen müssen die neuen Möglichkeiten nutzen
©iStockphotoDer Deloitte Technologie-Ausblick auf die wichtigsten Trends des Jahres 2024 wird dominiert vom Thema KI. Generative KI-Lösungen (Gen AI) habe enormes disruptives Potenzial, sind eine Herausforderung für Führungskräfte und ein potenzieller Wachstumsmotor für Unternehmen.
Traditionell zum Jahresauftakt nimmt das Beratungsunternehmen Deloitte die zentralen, globalen Tech-Trends unter die Lupe. Und selten war ein Ausblick so klar von einem Thema dominiert wie 2024. Nach dem Kaltstart im Jahr 2023, der durch die Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 angestoßen wurde, heißt das alles dominierende Thema "Künstliche Intelligenz".
Generative KI (Gen AI) Modelle und KI-Tools, die nach einer entsprechenden Trainings- und Lernphase Inhalte - Texte, Bilder, Fotos, Videos und sogar Musikstücke - erstellen können, haben im Jahr 2023 vielfach einen erstaunlichen Reifegrad erreicht. Mitunter können die von einer künstlichen Intelligenz generierten Inhalte von den Inhalten, die von Menschen erschaffenen wurden, kaum mehr unterschieden werden. Und dabei steht der Lernprozess der Technologien erst am Anfang. Mit den nächsten Generationssprüngen sind weitere erstaunliche und aus gegenwärtiger Sicht oft noch nicht antizipierbare Entwicklungen zu erwarten.
Fest steht: KI wird 2024 ein enormer Innovationstreiber sein. Das bedeutet für Unternehmen und deren Führungskräfte, dass kein Weg daran vorbeiführt, sich mit den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz zu beschäftigen und den Einsatz in den Unternehmen auszuloten. „Ein Fokus auf Innovation schafft Raum für neue Geschäftsmodelle", betont Bernhard Göbl, Partner bei Deloitte Österreich: "Für Unternehmen beinhaltet Generative AI enorme Potenziale zur Produktivitäts- und Effizienzsteigerung – und ist gekommen, um zu bleiben."
Download: Deloitte Tech Trends 2024
Herausforderung für Führungskräfte
Im Rahmen der Studie "Now decides next" hat Deloitte Ende des Jahres 2023 auch über 2.800 Entscheider und Führungskräfte weltweit zu einer Einschätzung der weiteren Entwicklung der KI-Technologien befragt. Der Tenor dabei war eindeutig: Der Großteil der Unternehmen rechnet aufgrund der zunehmenden Etablierung von Gen AI in naher Zukunft mit tiefgreifenden Veränderungen. Allerdings- und das ist der Pferdefuß: Meistens fehlt es noch am notwendigem Know-how, die Technologie auch zielführend einzusetzen. "Generative Künstliche Intelligenz setzt Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger massiv unter Druck", zieht Deloitte daher den Schluss.
Das zeigt auch die Auswertung der Manager-Befragung. Demnach gehen acht von zehn Führungskräften (79 %) davon aus, dass Gen AI in weniger als drei Jahren zu einer erheblichen Umgestaltung ihres Unternehmens führen wird. Trotzdem konzentriert sich die Mehrheit von ihnen immer noch auf Aspekte wie Effizienzsteigerung und Kostensenkung. Wobei das wohl größte Effizienzsteigerungs- und Kostensenkungspotenzial aber in der Nutzung von KI-Lösungen steckt, die bei den bisherigen Management-Ansätzen unberücksichtigt sinn.
„Es ist damit zu rechnen, dass die zunehmende Etablierung von Gen AI eine regelrechte Innovationswelle lostreten wird“, ist auch Josef El-Rayes, Partner und KI-Experte bei Deloitte Österreich überzeugt. „Für Unternehmen tun sich damit neue Herausforderungen auf. Einerseits gilt es mit der hohen Geschwindigkeit Schritt zu halten, andererseits muss sichergestellt werden, dass angemessene Governance- und Risikominderungsmaßnahmen getroffen werden – der Handlungsdruck ist enorm.“
Now decides next: Deloitte AI-Studie
Know-how und Personalstrategien als Schlüssel
Um den Hebel KI nutzen zu können, ist es vor allem wichtig, in Unternehmen entsprechendes Know-how aufzubauen. Und wenn dieses Know-how nicht im eigenen Mitarbeiterstab aufgebaut werden kann, dann müssen sich Unternehmen im Rahmen einer Personalstrategie überlegen, wie sie die "KI-Versteher" an sich binden können.
Der Bedarf an KI-Expertise ist groß. Nur 22 % der Führungskräfte sehen der Deloitte-Umfrage zufolge ihr Unternehmen in diesem Punkt gut aufgestellt. Gleichzeitig sind nur 47 % der Meinung, dass sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausreichend über die notwendigen Fähigkeiten sowie die Möglichkeiten und Vorteile von generativer KI informieren.
„Gen AI wird die Art und Weise, wie wir arbeiten und lernen grundlegend verändern. Neben Aus- und Weiterbildungen braucht es daher auch in vielen Fällen ein Neudenken der vorhandenen Jobs – und die Zeit drängt. Je früher die Unternehmen beginnen, ihre Organisation und Belegschaft zukunftsfit zu machen, desto erfolgreicher werden sie den Wandel meistern“, betont Anna Nowshad, Partnerin und Future of Work Expertin bei Deloitte Österreich.
Eine besondere Herausforderung ist für Unternehmen daher, am im Technik-Umfeld ohnehin bereits stark ausgedünnten Personalmarkt KI-Wizards zu finden.
Deloitte betont in der Analyse: "Um vorhandene Hürden zu überwinden, sind vielfältige Maßnahmen gefragt: Vom Rekrutieren neuer Talente über das Befähigen der vorhandenen Belegschaft bis hin zum Aufbau eines gemeinsamen Verständnisses und Vertrauens in den Einsatz von Generativer KI – die Unternehmen müssen die neue Technologie vollumfänglich in ihrer Personalstrategie mitdenken. Das erhöht nicht zuletzt auch ihre Arbeitgeberattraktivität."
Unternehmen brauchen KI-Guidelines und Regeln
Mit dem AI-Act, dem Gesetz für den Einsatz Künstlicher Intelligenz, hat das EU-Parlament im Dezember 2023 einen offiziellen, rechtlichen Rahmen für den Einsatz von KI-Lösungen festgelegt und definiert, für welche Zwecke Künstliche Intelligenz nicht verwendet werden darf.
Für Unternehmen gibt es rund um den Einsatz von KI-Tools aber noch viele weitere Aspekte, die dabei bedacht werden müssen. Es gilt, die Nutzung von KI-Tools in geordnete Bahnen zu lenken, klare Guidelines und Regeln dafür zu erstellen und diese auch immer wieder zu evaluieren und anzupassen. Denn viele Menschen nutzen Tools wie etwa Chat GPT bereits privat und erwarten sich nun auch im beruflichen Kontext entsprechende Qualifizierungsangebote und klare Regeln, wie sie Gen-AI-Lösungen verwenden dürfen und sollen. Deloitte-Partnerin Nowshad. „Für die Arbeitgeberseite bedeutet das, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv einzubeziehen und transparent über Strategien und Vorhaben zu informieren.“
Deloittes KI-Experte El-Rayes ist jedoch der Meinung, dass Unternehmen die Fragen, die sich rund um den Einsatz der Künstlichen Intelligenz ergeben, nur bedingt im Alleingang lösen können. Er betont daher: „Unternehmensvertreter sind sich über die potenziellen geschäftlichen Vorteile generativer KI einig. Es braucht aber eine stärkere globale Regulierung und Zusammenarbeit, um einen verantwortungsvollen Einsatz der Technologie zu gewährleisten. Wirtschaft und Politik müssen gemeinsam an Lösungen arbeiten.“