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"KI: Eine Technologie nicht nur für weiße Männer in Turnschuhen"

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Die KI-Revolution ist wie eine Party, zu der jeder eingeladen ist. Sorgen Sie dafür, dass nicht nur die üblichen Verdächtigen auftauchen. Befähigen Sie alle, mit dabei zu sein, und die Technologie so einzusetzen und zu entwickeln, dass sie allen dienlich ist.
Ein Gastkommentar.

von

Ich bin Lisa, jung, weiblich, seit Jahren in der IT-Branche tätig und somit eine kleine Besonderheit. Als Co-Gründerin eines Deep Tech Startups und selbstständige Beraterin werde ich oft als Speakerin eingeladen – doch habe ich leider oft das Gefühl, dass dies weniger wegen meiner jahrelangen Kompetenz in dem Bereich ist, sondern vielmehr meines Alters und Geschlechts geschuldet ist. 
Zeit, meine Sicht auf solche IT-Events zu schildern und zu erläutern, wie der KI-Hype diese Dinge ändern könnte:

Künstliche Intelligenz ist zurzeit DAS Thema auf allen IT-Events. Schillernde Vorträge begeistern das Publikum – tobender Applaus von Männern in Anzügen für Männer in Turnschuhen. Doch in Kaffeepausen wird klar: Viele wissen nicht, was sie mit KI anfangen sollen. Spannend? Ja! Aber umsetzen? Keine Ahnung. Also warten sie ab und schauen, wie sich das Ganze entwickelt.

Die spürbare Aufbruchstimmung und Begeisterung für glänzende Beispiele werden von Überforderung überschattet. Grundlagen fehlen oft, und in Unternehmen sind Datenmanagement, Speicherung und Qualitätskontrolle noch ungelöste Probleme. Die Realität ist weniger glänzend als die Vorträge on Stage suggerieren.

KI braucht eine Kultur des Ausprobierens

Die Herausforderungen für Organisationen sind komplex: technische Komplexität, unklare Geschäftsmodelle und Use Cases sowie Ängste der Belegschaft vor KI-bedingtem Jobverlust. Kein Wunder, dass viele zögern, diese "zukunftsverändernde" Technologie einzusetzen.

Was braucht es also? Zunächst Aufklärung und Abbau von Ängsten, im Management wie in der Belegschaft. Es muss okay sein, nicht alles zu wissen. KI stellt uns vor die Aufgabe, Räume für Fragen zu öffnen. CEOs müssen Fragen stellen dürfen, ohne die Antworten zu kennen, Mitarbeitende mit neuen Tools experimentieren können. Wir brauchen eine Kultur des Ausprobierens, des Fragens und des Lernens. KI ist kein gewöhnliches Tool – sie verändert ganze Wertesysteme und die Art und Weise, wie wir arbeiten werden.

Unternehmen müssen zu lernenden Organisationen werden und ihre Mitglieder kontinuierlich schulen. Flexibilität ist der Schlüssel bei einer Reise mit unklarem Ziel. Es braucht eine Kultur des Experimentierens und der Fehlertoleranz. Organisationen müssen sich neu erfinden, Rollen neu denken. Neue Skills sind gefragt – von ML-Modellen und Agenten-Entwicklung bis zu KI-Projektmanagement und Product Ownership.

Das Ende des "White Men Club"?

Eine der wenigen weiblichen CEOs im Versicherungsumfeld teilte meine Einschätzung: "Wir müssen uns auf KI-Veränderungen vorbereiten, aber wer stellt die Weichen? Meist Männer, die in den 2000ern Karriere machten. Mit dieser homogenen Perspektive riskiert man, innovative Potenziale nicht voll auszuschöpfen. Mehr Diversität in Führungsebenen ist essenziell für innovative, umfassende KI-Lösungen mit maximalem Business-Nutzen. "

Könnte KI den IT-Sektor demokratisieren? Haben plötzlich auch "Fachfremde", Quereinsteiger:innen und bisher unterrepräsentierte Gruppen wie Frauen eine Chance, eine bedeutende Rolle in der technischen Innovation zu spielen? Es könnte das Ende des "White Men Club" bedeuten und eine vielfältigere, inklusivere Zukunft einläuten – wenn wir träumen dürfen.

Doch was es braucht, ist ein Reality Check: Meist sprechen immer noch "old white men" über Innovationen. Wie zukunftsfähig kann das sein? Wir müssen sicherstellen, dass die KI-Entwicklung nicht in den Händen weniger bleibt, sondern diverse Perspektiven und Hintergründe einbezieht. Jetzt ist der Zeitpunkt, so viele unterschiedliche Menschen wie möglich in die Gestaltung der Zukunft einzubinden.

Compliance & Ethik sind wichtige Themen. Wie bleibt KI fair und gerecht? Bias in Daten und Systemgestaltung führt zu verzerrten Ergebnissen. KI-Entwicklung muss ethischen Grundsätzen folgen und menschenzentriert sein. Der EU AI Act ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht aber nicht aus. Für eine Kultur des vertrauensvollen Umgangs mit KI braucht es einen wertezentrierten Ansatz, Aufbau von KI-Kenntnissen und das richtige Mindset.

KI mischt die Karten neu

Trotz des vorherrschenden Männerclubs wurde ich auf all diesen Konferenzen immer herzlich aufgenommen. Das Interesse und der Wille zur Veränderung waren spürbar. Ich appelliere an alle Frauen und unterrepräsentierte Gruppen: Jetzt ist die Zeit, in die Tech-Branche einzusteigen, auch als Quereinsteiger. KI mischt die Karten neu – kaum jemand hat jahrelange Erfahrung. Jetzt anzufangen ist das Eintrittstor zu einem entstehenden Markt. Es liegt an uns allen, offen für Veränderung zu sein. Denn wenn keine Frauen kommen, bleibt es ein Men's Club – vielleicht unbeabsichtigt. Diversität macht die Qualität aus, und menschliche Begegnungen und voneinander Lernen wird uns keine KI so schnell nehmen.

Ich danke allen Männern, die mich auf diesem Weg unterstützen, und lade alle Frauen und andere Gruppen ein, Teil davon zu sein und die technologische Zukunft von morgen mitzugestalten!

Künstliche IntelligenzLeadership: Künstliche IntelligenzKommentar

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