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"KI bringt eine radikale Steigerung der Effizienz"

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KI, Robotik und Automatisierung, aus unternehmerischer und gesellschaftlicher Sicht notwendige Effizienz-Beschleuniger

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Künstliche Intelligenz wird der stärkste Change-Treiber unserer Gesellschaft, betont Digitalisierungs- und Innovationsexperte Jens-Uwe Meyer. Er ruft Führungskräfte auf, sich damit auseinanderzusetzen und KI-Modelle für ihr Unternehmen zu erstellen.

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ChatGPT zeigte 2023 auf eine sehr plakative Weise, was technologisch im KI-Bereich bereits möglich ist. Das allgemeine Zugänglich-machen des Chatbots sorgte für einen „Wow-Effekt“ in Sachen künstliche Intelligenz. Das heißt aber nicht, dass allen bereits bewusst ist, welche veränderte Kraft für unsere Wirtschaft und Gesellschaft noch in der KI-Technologie steckt. 

Aktuell werden KI-Lösungen noch primär im Dienstleistungsbereich genutzt; außerdem in den Unternehmensbereichen, in denen es eine Vielzahl von Daten zu erfassen, evaluieren und effektiv zu nutzen gilt. Doch auch in der Produktion haben KI-Systeme vereinzelt schon menschliche Tätigkeiten übernommen, weil sie schlicht effektiver sind. So zum Beispiel bei der Qualitätskontrolle. Doch dies ist erst der Anfang der Entwicklung, weil sich insbesondere aus der Verbindung der künstlichen Intelligenz mit der Robotik und Automatisierung, kurz KI-R-A genannt, für die Unternehmen ganz neue Möglichkeiten ergeben.

Bisher ging es bei der Digitalisierung und Automatisierung primär darum, einzelne Tätigkeiten und Teilprozesse zu effektivieren; mit KI-R-A können die Unternehmen jedoch ganze Geschäftsprozesse neu gestalten und zum Teil sogar ganz neue Geschäftsmodelle entwickeln. Heute ist es keine Utopie mehr, dass in naher Zukunft KI-Lösungen in den Unternehmen nicht nur deren neue Produkte entwickeln, sondern auch deren Produktion steuern und die Auslieferung an die Kunden managen; außerdem den Einsatz dieser Problemlösungen beim Kunden monitoren und effektivieren.

Erst etwa zehn Prozent der Unternehmensführer haben das Ausmaß der Veränderung erkannt.

Jens-Uwe MeyerCEO Innolytics

Der Automatisierungsprozess wird sich aufgrund des verstärkten Einsatzes selbstlernender KI-Systeme daher nicht nur rasant beschleunigen, sondern auch immer mehr Unternehmensbereiche umfassen. Unter anderem mit der Konsequenz einer radikalen Steigerung der Effizienz. Aufgaben, die bislang Wochen oder Monate in Anspruch nahmen oder aus Effizienzgründen gar nicht wahrgenommen wurden, werden mit Hilfe der KI-Lösungen binnen Minuten erledigt sein – und zwar ohne menschliche Unterstützung. Das macht vielen Menschen Angst, denn sie befürchten: Dann entfällt mein Arbeitsplatz. Das wird teilweise der Fall sein.

Doch nicht nur aus unternehmerischer, sondern auch aus gesellschaftlicher Sicht ist die Automatisierung schlicht notwendig, weil aufgrund des demografischen Wandels viele Aufgaben schlicht automatisiert werden müssen, damit sie überhaupt noch in einer hohen Qualität erbracht werden können und bezahlbar bleiben.

Aber erst etwa zehn Prozent der Unternehmensführer haben das Ausmaß der Veränderung erkannt. Und etwa die Hälfte von ihnen glaubt sogar noch: Das Thema künstliche Intelligenz ist für uns überhaupt nicht relevant.

Die zehn Prozent wissen jedoch, dass der Übergang in eine KI-dominierte Wirtschaft unumgänglich ist und hierfür teils neue Kompetenzen erforderlich sind. Also investieren sie auch Zeit und Geld in entsprechende Weiterbildungen und das Entwickeln von KI-Strategien. Gravierende Defizite bestehen aber bei den Unternehmen, die dem Thema KI eher abwartend-reserviert gegenüberstehen. Sie laufen Gefahr, den Anschluss zu verlieren.

KI nicht zu einer „Raketenwissenschaft“ hochstilisieren, sondern dem Thema mit einem ähnlich nüchternen Blick wie der Investition in Maschinen nähern.

Jens-Uwe MeyerCEO Innolytics

Um selbst fit für den Wandel zu werden, sollten Entscheider, falls noch nicht geschehen, einfach mal Programme wie ChatGPT oder Google Bard ausprobieren und mit ihnen Experimente durchführen. Meine Empfehlung lautet: „Lassen Sie sich von ihnen beispielsweise mal eine Arbeitsanweisung schreiben oder anhand hochgeladener Daten einen Businessplan erstellen.“ Wenn Entscheider das tun, sind sie in der Regel von den Ergebnissen positiv überrascht. Das bewirkt oft ein Umdenken. Das heißt, sie beginnen darüber nachzudenken, inwieweit ließe sich durch den KI-Einsatz eventuell die Arbeit in gewissen Bereichen unseres Betriebs effektivieren oder gar revolutionieren?

Um die nötigen Veränderungsprozesse in Gang zu setzen ist das Entwickeln einer KI-Roadmap wichtig. Im ersten Schritt gilt es dabei, die möglichen Potenziale für eine Automatisierung mit Hilfe der KI zu identifizieren. Im nächsten Schritt geht es dann darum, die Potenziale zu konkreten Anwendungsfällen weiterzuentwickeln, Ziele zu definieren und Teams aufzubauen. Ein strukturiertes, zielorientiertes Vorgehen hierbei ist gerade bei Mittelständlern wichtig, weil ihre Ressourcen meist viel begrenzter als die von Konzernen sind.

Man sollte das Thema KI nicht zu einer „Raketenwissenschaft“ hochstilisieren, sondern sich ihm vielmehr mit einem ähnlich nüchternen Blick wie der Investition in Maschinen nähern. Am Anfang steht also ein Business Case; das heißt die Überlegung, welchen Nutzen könnte unser Unternehmen aus einem KI-Einsatz ziehen: Wo werden Prozesse effizienter? Wo erhöht sich die Qualität? Wo bauen wir strategische Wettbewerbsvorteile auf? Die Antworten auf solche Fragen bilden die Basis für die Entwicklung einer Vision.

Es wird Gewinner und Verlierer geben. Wer zu den Gewinnern und Verlierern zählt, wird schneller sichtbar werden und die Konsequenzen von Versäumnissen werden nachhaltiger sein.

Jens-Uwe MeyerCEO Innolytics

In Beratungen empfehle ich Unternehmern und Führungskräften oft: „Stellen Sie sich einmal vor, Ihr Unternehmen würde vollautomatisiert funktionieren. Was müsste geschehen, welche Entscheidungen müssten getroffen werden, damit von A bis Z – beispielsweise vom Auftragseingang bis zur Zustellung – alles vollautomatisch abläuft?“ Das Ergebnis dieses Gedankenspiels ist meist unrealistisch, weil so viel Automatisierung aktuell weder technologisch möglich ist, noch beschäftigten- und kundenfreundlich wäre. Es entsteht jedoch eine Vorstellung davon, in welche Richtung sich das Unternehmen entwickeln wird. Von dieser Vision ausgehend, können dann kleinere Projekte und Entwicklungsziele definiert werden.

Aktiv werden bzw. sich auf den Weg begeben, bedeutet gerade bei mittelständischen Unternehmen in der Regel nicht, zunächst einige KI-Experten einzustellen oder gar eine KI-Abteilung aufzubauen. Mitunter genügen ein, zwei Schulungen und einige Prozess-/Strukturänderungen und schon können erste KI-Anwendungen im Betriebsalltag eingesetzt werden. Es können also erste Piloten – auch zum Kompetenzaufbau – gestartet werden.

Ebenso wie auch bei der bisherigen Digitalisierung und Automatisierung wird es Gewinner und Verlierer geben. Fall war. Der Unterschied ist jedoch: Wer zu den Gewinnern und Verlierern zählt, wird schneller sichtbar werden und die Konsequenzen von Versäumnissen werden nachhaltiger sein. Unternehmen, die in der Vergangenheit nicht zu den „early birds“ im Digitalisierungsbereich zählten, also eher Nachzügler waren, konnten Versäumnisse meist noch kompensieren. Das hat sich verändert. Denn schauen Sie nur mal, wie viel sich, seit die ersten Pressemeldungen über ChatGPT im Dezember 2022 erschienen, beim KI-Einsatz bereits geändert hat. Das zeigt: Das Tempo der Veränderung bzw. Transformation ist rasant gestiegen. Deshalb wird sich auch schneller zeigen, welche Unternehmen zu den Gewinnern und Verlierern des verstärkten KI-Einsatzes in der Wirtschaft und Gesellschaft zählen.

Künstliche Intelligenz

Über die Autoren

Jens-Uwe Meyer ist Vorstandsvorsitzender der Innolytics AG, Leipzig, die unter anderem Ideen-, Wissens- und Qualitätsmanagement-Software entwickelt. Der Digitalisierungs- und Innovationsexperte sowie Vortragsredner hat über ein Dutzend Bücher zum Thema Innovation in Unternehmen verfasst. Im Oktober 2023 erschien sein neustes Buch „Die KI-Roadmap: Künstliche Intelligenz im Unternehmen erfolgreich einsetzen“.

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