Rauschen im Blätterwald: News Corp kooperiert mit ChatGPT-Macher OpenAI
©ScreenshotDie Medienbranche steht vor einem monumentalen Wandel, ausgelöst durch die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI). Die jüngste Partnerschaft zwischen OpenAI und News Corp ist ein Paradebeispiel für diese Entwicklung und markiert den Beginn einer neuen Ära der Zusammenarbeit zwischen Tech-Giganten und traditionellen Medienhäusern.
OpenAI, unter der Führung von Sam Altman, hat sich verpflichtet, News Corp in den nächsten fünf Jahren 250 Millionen US-Dollar in bar oder als Nutzungsentgelte für OpenAI-Abfragen bereitzustellen. Im Gegenzug erhält OpenAI Zugang zu den Inhalten von News Corp, um seine KI-Modelle zu trainieren und aktuelle Anfragen zu beantworten.
News Corp, eines der größten Verlagshäuser der Welt, hat Ende Mai eine aufsehenerregende Kooperationsvereinbarung mit OpenAI, dem KI-Unternehmen hinter ChatGPT, getroffen: In den nächsten fünf Jahren wird Rupert Murdochs Medienimperium über die KI-Modelle von OpenAI Textabfragen im Wert von 250 Millionen Dollar generieren. Als Gegenleistung dafür kann OpenAI die Nachrichten des Medienhauses nutzen, um seine Modelle zu trainieren und somit weiter zu verbessern.
Zerrissene Medienlandschaft
Die Partnerschaft zeigt den Zwiespalt, in dem sich Medienunternehmen hinsichtlich der Herausforderungen und Chancen der Künstlichen Intelligenz befinden und wie unterschiedlich diese darauf reagieren.
Murdochs Medienimperium umfasst Zeitungen und Magazine in den USA, im UK und in Australien, darunter Schwergewichte wie das Wall Street Journal, die New York Post, in den USA die Times, Sunday Times und The Sun im, UK und The Daily Telegraph und The Australian in Australien.
Mit der News Corp reiht sich nach Axel Springer, der Nachrichtenagentur Associated Press und der Financial Times ein weiteres bedeutendes Medienunternehmen in die Riege der OpenAI-Partner ein.
Konträr hingegen die Haltung anderer Medienunternehmen wie der New York Times oder des Chicago Tribune, die als OpenAI-Gegner auftreten. Sie versuchen, die Nutzung der eigenen Nachrichten und Daten durch OpenAI und andere KI-Unternehmen zu unterbinden und setzen dafür auf rechtliche Schritte.
Strategische Entscheidungen für Verleger
Verleger stehen vor einer entscheidenden Wahl: Blockieren sie ihre Inhalte für KI-Crawler oder monetarisieren sie ihren Content, solange es noch möglich ist?
Die Zeit drängt, denn es besteht die Gefahr, dass Google und OpenAI bald genug Daten haben könnten, um den Großteil der Wertschöpfung selbst zu generieren. Spätere Partnerschaften könnten dann nur noch marginalen Nutzen bringen.
Verleger befinden sich somit in einem klassischen Gefangenendilemma, und jede neue Partnerschaft eines Medienunternehmens mit einer KI-Company verschlechtert die Lage für diejenigen, die sich dem KI-Trend widersetzen. Jeder KI-Prompt – der Auftrag, einen Text oder einen anderen Inhalt zu generieren – speist die Datenbank des jeweiligen KI-Unternehmens mit neuen Informationen und dient somit dem Training der Künstlichen Intelligenz.
Herausforderung durch Googles „AI Experience“
Mit Googles neue „AI Experience“, die Suchergebnisse mit KI-generierten Inhalten und Informationen aufwertet, kommt die nächste große Herausforderung auf die Medienhäuser zu. In den künftig prominent, oberhalb der üblichen Suchergebnisse platzierten, KI-generierten Inhalten werden der Suchabfrage entsprechende Inhalte aus dem Netz – und von Publishern – kompakt zusammengefasst und direkt innerhalb der Suchmaschine ausgespielt.
Der Effekt: Die Internet-Nutzer müssen die Webseiten der Publisher gar nicht mehr besuchen, um die von ihnen gesuchten Informationen zu erhalten. Den Publisher-Webseiten wird das erneut zumindest 15-30% des von Google vermittelten Traffics kosten. Und in der Folge auch die damit verbundenen Werbe-Erlöse.
Langfristige Auswirkungen auf die Medienlandschaft
Webmastern und Verlagen droht dadurch also ein schwerer Schlag.
Doch die KI-Initiativen von Google & Co. könnten sich am Ende sogar als Eigentor erweisen. Mittelfristig sind die KI-Schmieden nämlich auf diverse und authentische Primärinhalte angewiesen. Auf originäre Inhalte, die von den Journalisten in den Medienhäusern recherchiert und erstellt werden, auf Interviews, die geführt werden oder Reportagen, die persönliche Erfahrungen vermitteln.
Für die kontinuierliche Verbesserung der KI-Modelle sind fortlaufend neue Informationen notwendig. Wenn die KI-Datenkraken nur noch Erlerntes wiedergeben, sägen sie an dem Ast, auf dem sie selbst sitzen. Die goldene Gans wird quasi ausgehungert. KIs, die nur noch KI-generierte Inhalte wiederkäuen, verlieren an Qualität und Relevanz.
Die Frage ist allerdings, ob die Medienhäuser finanziell ausreichend positioniert sind, um die erwartbaren Einschnitte zu kompensieren und die folgende Durststrecke überstehen. Viele Presseerzeugnisse könnten dabei auf der Strecke bleiben. Das könnte schneller gehen, als man „Algorithmus“ sagen kann.
Fazit
Die Partnerschaft zwischen OpenAI und News Corp ist daher nicht nur ein monumentaler Schritt für die Medienbranche, sondern könnte auch zum entscheidenden Faktor für die Zukunft der Künstlichen Intelligenz werden. Das ist keine Science-Fiction mehr, sondern knallharte Realität – und die hat es in sich.