Das große trend-Ranking der innovativsten Gründer Österreichs des Jahres 2021 wird angeführt von Bitpanda, Österreichs erstem Unicorn. Auch Platz zwei geht an ein Unternehmen mit Milliardenbewertung - GoStudent. Österreichs Start-up-Szene wird erwachsen.
trend präsentiert das Ranking der 100 besten Start-ups 2021
Die Wahl ist geschlagen. Eine 20-köpfige Jury, bestehend aus den erfahrensten Start-up-Experten des Landes, hat die 100 besten Start-ups des Jahres 2021 gewählt. Die Jury-Mitglieder sind selbst in über 500 Jungunternehmen in In- und Ausland investiert und kennen die Szene wie ihre eigene Westentasche – oder noch viel besser.
Für das trend Start-up-Ranking haben die Jurymitglieder in bwärhrter 150 Start-ups einer Shortlist nach einem Punktesystem bewertet und um weitere Start-ups ergänzt. Eigene Beteiligungen waren kein Ausschließungsgrund für eine Bewertung, schließlich ist eine Beteiligung ja ein Zeichen für die Güte des Start-ups. Die faire Bewertung der eigenen Beteiligungen, die mitunter auch nur wenige Punkte erhielten, und die große Zahl der Juroren führen in Summe zu einem validen Ergebnis. Start-ups, die bereits einen Exit hinter sich haben oder zumindest mehrheitlich verkauft wurden, blieben unberücksichtigt.
Rankings vergangener Jahre:
100 beste Start-ups 2020 | 100 beste Start-ups 2019 | 100 beste Start-ups 2018
Pandas im Bullenmarkt
Noch nie hat ein österreichisches Start-up mehr Geld bekommen als Bitpanda. Mit den 376 Millionen Euro, die heuer in zwei Runden dazukamen, stecken mittlerweile 420 Millionen Euro in dem 2014 gegründeten Neobroker, der bislang vor allem den Handel mit Kryptowährungen und Edelmetallen anbot. Mit 3,5 Milliarden Euro Bewertung ist Bitpanda zu einem Unicorn vom globalem Format aufgestiegen und hat mit Starinvestor Peter Thiel und seinem VC-Fonds Valar Ventures Zugriff auf ein weltweit einzigartiges Netzwerk. Mit dessen Hilfe treibt das Gründertrio die Expansion massiv voran und will mit dem 650-köpfigen Team an zehn Standorten im kommenden Jahr nun auch den Aktienhandel aufrollen. Bitpanda gilt als eine der populärsten Kryptobörsen. Allein im ersten Halbjahr 2021 kamen 1,2 Millionen neue Nutzer dazu. Das Wachstum ist außergewöhnlich, der Bedarf an neuen Mitarbeitern extrem hoch. Mit internationalen Experten aus Technologie und Banking soll das Wachstum in geordneten Bahnen passieren. Bitpanda ist seit fünf Jahren profitabel, wird auch heuer glänzend am Kryptoboom verdienen und sich konsequent dem Ziel annähern, die wichtigste Investitionsplattform in Europa und vielleicht auch darüber hinaus zu werden.
Digitale Nachhilfe
"Europa zu erobern, ist nur der erste Schritt. Mittelfristig wollen wir das größte Bildungsunternehmen der Welt werden", sagt Felix Ohswald, Co-Gründer der Nachhilfeplattform GoStudent. Im Rahmen von zwei Finanzierungsrunden erhielt das Start-up zuletzt 275 Millionen Euro -und ist nun nach Bitpanda das zweite Unicorn im Land. Corona-bedingte Schulschließungen und ineffizientes Homeschooling lassen GoStudent stark wachsen. Die Expansion geht zügig voran. In mehr als einem Dutzend europäischen Ländern werden mittlerweile digitale Nachhilfestunden angeboten.
Daten fürs Marketing
Die Zahlen sprechen für sich: 102 Millionen Euro lukrierte das Wiener Scale-up im August u. a. vom japanischen Medienkonzern Softbank. 140 Millionen stecken nun in Adverity, an dem auch Speedinvest und etliche heimische Business Angels beteiligt sind. 400 Kunden (u. a. Nestlé, Ikea, Vodafone, Red Bull) zählt der Spezialist, der bis zu 700 Datenquellen für Marketing-und E-Commerce-Teams auswertet. 120 Prozent Kundenwachstum in den vergangenen zwölf Monaten kann Co-Gründer und CEO Alexander Igelsböck vermelden. Er will die Mitarbeiterzahl 2022 von 400 auf 800 verdoppeln und meint, ein IPO sei nach dem Softbank-Einstieg zumindest konkreter geworden.
Nachhaltiger Konsum liegt im Trend
Refurbed wird den Außenumsatz heuer auf 200 Mio. Euro verdoppeln. In der Series-B-Runde im Sommer bekamen die Elektronikwiederaufbereiter 45 Mio. Euro und neue Investoren wie Evil Growth (FIN) und Almaz (USA). Die Expansion wurde in Irland und Schweden erfolgreich fortgesetzt, in Q1 kommen zwei weitere dazu. Neu sind Kategorien wie SmartWatches, Kopfhörer und Fernseher.
Smartphone-Banking
Ein toughes Jahr für die Wiener N26-Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal, und da trugen die Mängelrügen des (seit Wirecard) scharfen Regulators ihren Teil bei: Für ein Jahr darf die Berliner Neobank nicht mehr als 50.000 Neukunden pro Monat gewinnen. Die Mitbewerber sind so stark, dass die weitere US-Expansion nicht lohnt: geordneter Rückzug und volle Konzentration auf Europa. Die Acht-Milliarden-Bewertung zweifeln laut „Handelsblatt“ mehrere Investoren an.
Preisgekröntes Videostreaming
Dank des Klagenfurter Kompressionsverfahrens läuft das Streaming ruckelfrei, das gilt auch für das bitmovin-Geschäft selbst. Eine Series C brachte heuer 25 Mio. Dollar Kapital (zu Atomico, Highland und Constantia stoßen Swisscom und Climb). Zu den 165 Mitarbeitern kommen 20 weitere, und neue Kunden zu den 400 aus Medien und Entertainment. Für das Kompressionsverfahren gab es heuer sogar einen Emmy.
Code-Scanner
Im Team der mobilen Datenerfasser gab es einige Veränderungen (neuer CTO Christian Pichler), zu den 100 Köpfen stoßen bald 35 weitere. Eingelesen wird auch auf arabisch und kyrillisch. Der Umsatz wird sich heuer verdoppeln mit Neukunden wie PepsiCo, Safaricom, DiscountAir und LeadHorizon („Alles gurgelt“). Mit der Growth-Runde (20 Millionen Dollar) im ersten Halbjahr kam der deutsche Digital+-Fonds an Bord: Geld für die nächste Etappe am Weg zur Weltmarktführerschaft.
Haustier-Tracking
Mehr als eine halbe Million Kunden werden mittlerweile vom 140-köpfigen Team betreut, allein heuer kamen 70 Mitarbeiter dazu. Im Mai gab es für die Spezialisten für Haustierortung eine Series-A-Runde mit 29 Mio. Dollar (u. a. Guidepost/USA). Schwerpunkt liegt auf der US-Expansion, wo sich die Oberösterreicher auf Platz zwei vorgepirscht haben. Im Mai ist der Tractive-Campus in Pasching bezugsfertig.
Social Trading
Die Social-Trading-Spezialisten profitieren weiter vom anhaltend starken Anlegerinteresse – und sind profitabel. Dies Klientel wuchs 2021 auch über Partnerschaften wie mit der deutschen Comdirect und justTrade. Anfang 2022 soll sich einiges tun, mit einem Rebranding die Zielgruppe verbreitert werden. Zu den 45 Mitarbeitern werden aktuell 25 neue gesucht, denen CEO Andreas Kern „viel Gestaltungsspielraum“ verspricht.
Lagerraum-Vermittler
Sehr gut positionieren konnten sich die innerstädtischen Lagervermieter im E-Commerce, etwa mit Pick-up-Points für Ikea oder DPD. Pharma oder Industrie (u. a. Kone) nutzen die Mikrolager für ihren Warenumschlag. Über 100 Franchisepartner im D-A-CH- Raum und Luxemburg; bis 2025 peilt man 2.500 Standorte in Europa an. 2022 soll das 50-köpfige Team verdoppelt werden. Voll sind auch die Geldspeicher: Mit einer Series-B-Runde im Sommer kamen internationale Investoren hinzu, außerdem das Familiy-Office der Spedition Gebrüder Weiss, die gemeinsam mit den Altinvestoren Hansi Hansmann und APIC (Signa) 52 Millionen Euro einbrachten.
Die Jury
DORIS AGNETER, CEO der niederösterreichischen Technologiebeteiligungs-Invest GmbH tecnet equity, die an elf Start-ups beteiligt ist.
MICHAEL ALTRICHTER, Business Angel und Founder von Payolution und Paysafecard; rund ein Dutzend Investments, Aufsichtsratvorsitzender der startup300 AG.
ANDREAS BIERWIRTH, CEO Magenta ist als Privatperson bei Brutkasten und über die Fonds von Speedinvest an etlichen Start-ups beteiligt.
MARKUS ERTLER, Business Angel und Co-Founder immobilien.net mit Exit 2014, rd. 15 Investments, Business Angel 2019, bis Oktober AR der startup300 AG.
HELMUT FALLMANN, Co-Gründer und Mitglied des Vorstandes der Fabasoft AG mit großer Expertise u. a. zur digitalen Disruption.
NIKOLAUS FUTTER, Business Angel des Jahres 2020, bis 2019 CEO der Compass-Gruppe, über ein Dutzend Beteiligungen, aaia-Präsident.
GABRIEL GRABNER, Business Angel und Gesellschafter Michael Grabner Media, investiert in ein halbes Dutzend Start-ups, Gründungsmitglied von startup300.
FLORIAN GSCHWANDTNER, Co-Gründer von Runtastic, als Business Angel an über einem Dutzend Start-ups beteiligt, "2M2M"-Jurymitglied
JOHANN HANSMANN, Business Angel, an rund 25 Start-ups beteiligt, Best European Early Stage Investor, bis Oktober Aufsichtsrat von startup300.
OLIVER HOLLE, Co-Founder von 3United, Gründer von Speedinvest mit Frühphasenfonds, über 250 (z. T. internationale) Beteiligungen
OLIVER JUDEX, Stellvertretender Chefredakteur des trend, Co-Gründer des Start-up-Wettbewerbs trend@venture.
MARKUS KAINZ, Serial Entrepreneur und Business Angel, gründete 2015 die erfolgreiche Crowdinvestingplattform primeCROWD.
KATHARINA KLAUSBERGER, Business Angel und Co-Gründerin v. Shpock mit erfolgreichem Exit 2015, Gründerin der Investmentgesellschaft 12 Rounds Capital.
BERNHARD LEHNER, Vorstand und Co-Founder der startup300 AG mit rd. 200 Business Angels und in Summe rund 30 Beteiligungen.
ANDREAS NEMETH, CEO der Uniqa Ventures GmbH, des Venture-Arms der Uniqa Group, gegründet 2016, mit rund 30 Beteiligungen.
SELMA PRODANOVIC, Business Angelina, Start-up-Grande-Dame, Gründerin Brainswork Group und 1millionstartups. Co-Founderin und Boardmitglied aaia.
LUKAS PÜSPÖK, Push Ventures, Business Angel 2018, CEO der Püspök-Gruppe, erfolgreiche Exits u. a. mySugr, knapp 20 Beteiligungen.
MARKUS WAGNER, Co-Founder von 3United, Gründer von i5invest bzw. i5growth mit rund ein Dutzend Investments und etlichen Exits.
NINA WÖSS, Co-Gründerin und COO der Initiative Female Founders, Ökosystem für weibliche Entrepreneure; AVCO-Vorstand.
DANIEL ZECH, Leiter von SevenVentures Schweiz und Austria, dem Beteiligungsarm der ProSiebenSat.1-Puls-4- Gruppe.