Philipp Lehner ist seit 2021 CEO des Vorarlberger Verpackungskonzerns Alpla
©Alpla/Adolf BereuterAlpla-CEO PHILIPP LEHNER über das schwierige Geschäftsjahr 2023 und die Suche nach Chancen im Pharmabereich.
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In den drei Jahren, in denen Sie an der Spitze des Unternehmens stehen, haben Sie multiple Krisen erlebt. Wie gut ist es Ihnen gelungen, Alpla da durchzuführen?
Ich kann mich noch genau erinnern, wie herausfordernd meine ersten Monate als CEO waren. Wir sind ins zweite Coronajahr mit einem Schneesturm in Texas gestartet, wo viel von unserer Materialproduktion lokalisiert ist. Dann gab es noch einige ungeplante Stillstände von Produzenten in Europa -und das bei gleichzeitigem Anziehen der Konjunktur. Solche Schwankungen wie 2021 hatten wir bis dahin in unserer Geschichte noch nicht erlebt. 2022 wurde dann das Jahr der horrenden Kosten.
Und wie sieht es heuer aus?
Das Bild ist ein ganz anderes. Die große Herausforderung ist die Nachfrage, die weltweit schwächer ist. Das tut uns weh. Für uns als produzierendes Unternehmen sind große Volumina unheimlich wichtig, damit wir gut wirtschaften können. Nichtsdestotrotz rechen wir damit, dass wir bei der Profitabilität ein bisschen unter Plan rauskommen, was unter den gegebenen Umständen in Ordnung ist. Langfristig wollen wir zwischen vier und fünf Prozent wachsen.
Ihr Vater steht für die Phase der Internationalisierung und des zum Teil erheblichen Wachstums. Wie ist Ihre Marschroute?
Wir sind heute mit knapp 200 Standorten in mehr als 45 Ländern vertreten. Die Expansion werde ich fortsetzen. Afrika gehört zum Beispiel zu den Märkten, wo ich unsere Präsenz verstärken will. Mit dem Mitte November erfolgten Markteintritt in Marokko haben wir bereits die Weichen für Wachstum im Maghreb-Raum gestellt. Weitere Wachstumsmärkte sind der Mittlere Osten, Asien und Nordamerika.
Alpla ist schon länger für Pharmahersteller tätig, aber das Thema hatte nie die große Aufmerksamkeit. Warum wollen Sie das nun ändern?
Wir sehen im Pharmabereich einen ähnlichen Trend wie im Konsumgüterbereich vor 15 bis 20 Jahren. Der Markt konsolidiert sich, und die Nachfrage nach globalen Lösungsanbietern ist im Steigen. Zudem gibt es große Überschneidungen mit unseren bestehenden Kunden, von denen wir auch schon einige überzeugen konnten, uns auch im Pharmabereich zu vertrauen. Bis Anfang nächsten Jahres werden wir ausreichende Kapazitäten in Europa aufgebaut haben, dann beginnen wir mit der Internationalisierung. Unser Ziel ist es, dass Pharma mittelfristig rund zehn Prozent zum Umsatz beiträgt.
Zu Zeiten Ihres Großvaters galt Plastik als neues "Wundermaterial". Heute sieht man vor allem die damit verbundene Umweltverschmutzung. Wie reagiert Alpla auf die geänderte Wahrnehmung der Gesellschaft?
Ich sehe meine Rolle als CEO auch darin, aufzuklären und die zum Teil sehr einseitig geführte Diskussion mit Fakten anzureichern. Richtig ist, dass Kunststoffe in sehr großen Volumina verwendet werden, dass es in vielen Ländern noch keine Sammelsysteme gibt und Kunststoffabfälle bis zu einem gewissen Grad für die Verschmutzung der Meere verantwortlich sind. Hier müssen wir uns ansehen, woher diese Materialien stammen und welche Lösungen es dafür gibt. Aber unseres Erachtens gibt es momentan keinen besseren Verpackungswerkstoff als Kunststoff. Und das wird auch noch viele Jahre so bleiben.
Steckbrief
Philipp Lehner
Philipp Lehner, geb. 1984, studierte an der Regent’s Univesity in London und an der Harvard Business School. Er arbeitete zunächst bei ALPLA in den USA als General Manager, ehe er an den Stammsitz in Hard zurückkehrte. 2021 übernahm er in dritter Generation die Führung der ALPLA Group.
Das Interview ist aus trend. PREMIUM vom 24.11.2023.