trend: Wie kam der Deal zustande: Warum jetzt? Warum Idera?
Paul Zehetmayr: Da muss ich leider ein bisschen ausholen, sorry. 2015 im Schiurlaub hatten wir die Idee, einen API für Währungskurse auf den Markt zu bringen. Wir hatten zuvor so eine Schnittstelle selbst schon öfters gebraucht, mussten bei unseren Projekten allerdings immer auf sehr teure Lösungen von großen Finanzdaten-Anbietern zurückgreifen, die mehrere Hundert Euro im Monat gekostet haben. Also haben wir uns intern erst einmal ein simpleres Tool gebaut und ab Februar 2015 begonnen, an einem kommerziellen Produkt zu arbeiten. Im Mai 2015 haben wir es dann auf den Markt gebracht und in allen möglichen Entwickler-Foren und Blogs beworben.
Ein kleiner Zufallstreffer also?
Wir hatten anfangs nicht unbedingt geplant, ein ganzes Portfolio an APIs zu entwickeln, haben dann aber schnell gemerkt, dass unser Konzept in der Entwickler-Community eingeschlagen hat. Unsere Produkte sind nicht nur leistbar, sondern vor allem auch einfach zu verwenden, und das eben nicht nur für Profis, sondern auch für etwas weniger technisch-versierte Kunden.
Wie sind Sie vom Währungsrechner zu den anderen Produkten gekommen?
Wir haben am Anfang alles nur zu zweit gemacht. Wir haben uns die notwendigen Kenntnisse selbst beigebracht und alle Produkte selbst programmiert. Sowohl bei apilayer als auch bei unserer anderen Firma Stack Holdings (Anm. nicht verkauft), haben wir zumindest die erste Version von jedem Produkt selbst programmiert. Stack Holdings hat drei SaaS-Produkte: invoicely.com für Online-Rechnungen, eversign.com für elektronische Signaturen und ZeroSSL für SSL Zertifkate.
Kehren wir zurück zu apilayer.
Im Laufe der Jahre haben wir uns durch über 20 API-Sparten gekämpft, die meisten Produkte behalten und weiterentwickelt, andere wieder vom Markt genommen. In fast jeder Sparte haben wir es geschafft, Marktführer zu werden. Wir hatten immer die Prämisse, besser und günstiger zu sein als die Konkurrenz. Alle unsere Produkte sind sehr professionell, gut dokumentiert und auch kostenfrei nutzbar. Das wird in der Entwicklerwelt sehr geschätzt.
Ab wann war Ihnen klar, dass das früher oder später in einen Verkauf mündet?
Wir haben über die letzten Jahre immer wieder Anfragen von VC-Unternehmen bekommen. Das haben wir nie verfolgt, weil wir kein Geld brauchten. Erst Mitte 2019 hatten wir erste Gespräche mit potenziellen Käufern. Wir haben grundsätzlich nie auf den Verkauf hingearbeitet. Mitte 2020 haben wir aber begonnen, mit Peak Technology Partners, einem Beratungsunternehmen in den USA, zusammenzuarbeiten, wodurch dann auch Erstkontakt mit Idera hergestellt wurde. Nach intensiven Verhandlungen kam es dann am 1. Dezember zum Abschluss.
Zum Preis wurden anders als beim Mobfox-Deal 2014 keine Angaben gemacht. Kam mehr oder weniger heraus als damals?
Der Kaufpreis bleibt ein Geheimnis, aber ich sage mal: apilayer ist deutlich größer als Mobfox damals gewesen ist, dementsprechend sind wir mit dem Ergebnis auch sehr zufrieden (lacht).
Zum Unternehmen
apilayer war 2015 gegründet worden und hat sich darauf spezialisiert, Datenabgleiche im Hintergrund von E-Commerce-Prozessen hochgradig zu automatisieren. APIs werden im Fachjargon die Schnittstellen genannt, die zwischen unterschiedlichen Programmen für reibungslosen Datenaustausch sorgen. Die werden von Unternehmen normalerweise selbst programmiert. apilayer hat sich darauf spezialisiert, Schnittstellen, die besonders häufig gebraucht werden, standardisiert wie aus einem Katalog anzubieten: ein App Store für Profis sozusagen. Der „Werkzeugkoffer“ von apilayer geht nun im großen Werkzeugstudio der texanischen Firma Idera auf.