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Audi am Weg in die Formel 1

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Oliver Hoffmann, gesamtverantwortlicher für das Formel-1-Engagement von Audi und Vorsitzender der Verwaltungsräte der Sauber Gruppe mit einem Prototyp des Audi Formel 1 Autos.

©Audi AG
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Die Volkswagen Premium-Marke Audi bereitet den Einstieg in die Formel 1 vor. Ab der Saison 2026 wollen die Ingolstädter in der Königsklasse des Motorsports um den Titel mitkämpfen. In Neuburg an der Donau wird intensiv an der Entwicklung des Formel-1-Boliden gearbeitet.

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Im August 2022 ließen der damalige Audi-Vorstandschef Markus Duesmann und Technik-Chef Oliver Hoffmann beim Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps die Katze aus dem Sack. In einer Pressekonferenz mit Formel-1-CEO Stefano Domenicali gaben Duesmann und Hoffmann bekannt, dass Audi in der Saison 2026 mit einem eigenem Team in die Formel 1 einsteigen wird. „Motorsport ist fester Bestandteil der Audi DNA“, erklärte Duesmann. „Die Formel 1 ist globale Bühne für unsere Marke und anspruchsvolles Entwicklungslabor zugleich. Mit dem neuen Reglement ist für uns genau jetzt der richtige Zeitpunkt für den Einstieg."

Das neue, ab dem Jahr 2026 geltende technische Reglement bringt einschneidende Veränderungen in die Königsklasse des Motorsports, in der Nachhaltigkeit ebenfalls zur Conditio-sine-qua-non wird: E-Antriebe werden in der Formel 1 ebenso Fuß fassen wie nachhaltige, synthetische Treibstoffe. Hinzu kommen weitere Kostenbremsen für die Hersteller der Antriebe (Power Units).

Ab 2026 wird bei der Power Unit der Rennwägen, bestehend aus elektrischem Motor, Batterie, Energierückgewinnungssystem, hocheffizientem Verbrennungsmotor und Getriebe, der Anteil der elektrischen Leistung gegenüber den bisherigen Formel-1-Antrieben stark zunehmen. Der elektrische Antrieb wird dann annähernd so viel Leistung haben wie der Verbrennungsmotor, der auf ca. 400 kW (544 PS) kommt. Die hocheffizienten 1,6-Liter-Turbomotoren werden mit nachhaltigem synthetischem Kraftstoff betrieben.

Für Automobil- und Power-Unit-Konstrukteure eine Herausforderung, die in der Zielvorgabe einer CO2-freien Formel-1-Rennserie ab dem Jahr 2030 gipfelt.

Das Audi Formel-1-Projekt

Seither ist bei Audi viel geschehen. Technik-Spezialist Oliver Hoffmann wurde zum Generalbevollmächtigten des Formel-1-Projekts bestimmt. Ihm zur Seite stehen der Motorsport-Spezialist Andreas Seidl, der unter anderem von 2019 bis 2022 Teamchef des McLaren-Formel-1-Teams war, bevor er CEO der Sauber Gruppe wurde. Weiter in Audis Formel-1-Führungsteam geholt wurde der Motoreningenieur Adam Baker als Geschäftsführer der Audi Formula Racing GmbH. Mit Cosworth, Arrows, Jordan, Jaguar, Minardi, BMW Williams und Sauber hat Baker bereits eine lange Historie als Motor-Konstrukteur in der Formel 1.

Im März 2024 hat Audi die seit vielen Jahren in der Formel 1 aktive Schweizer Sauber Gruppe übernommen. Mit Sauber war Audi schon zuvor eine strategische Partnerschaft für seine Formel-1-Ambitionen eingegangen. Bei Sauber in Hinwill in der Schweiz wird die Karosserie des künftigen Rennwagens entwickelt. Von Hinwill sollen auch die Renneinsätze geplant und durchgeführt werden.

Mit der Sauber-Gruppe hat sich Audi zusätzliches Formel-1-Kow-how ins Haus geholt, auch hinsichtlich der Fahrtechnik. mit dem Schweizer Rennfahrer Neel Jani hat Audi nun einen Piloten für Simulator- und Testfahrten im Team, mit Nico Hülkenberg bereits den ersten Formel-1-Piloten für das künftige Audi-Werksteam unter Vertrag.

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Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg wird ab März 2026 für Audi um WM-Punkte und die Krone im Motorsport kämpfen.

© Audi AG

Das Audi Kompetenz-Center Motorsport

Insgesamt arbeiten bei Audi bereits mehr als 300 Menschen am Formel-1-Projekt. Konzentriert sind die Aktivitäten am im Sommer 2014 eröffneten Audi Kompetenz-Center Motorsport in Neuburg an der Donau, etwas westlich von Ingolstadt. Das Kompetenz-Center wurde für das Formel-1-Projekt großzügig erweitert. In einem rund 3.000 Quadratmeter großen Neubau, der im März in Betrieb genommen wurde, ist das Prüf- und Entwicklungszentrum der Power Unit eingerichtet

„Mit dem Kompetenz-Center Motorsport haben wir eine ideale Basis für unser Formel-1-Projekt“, sagt Formel-1-Chef Oliver Hoffmann. „Audi Neuburg wurde von Anfang an so ausgelegt, die anspruchsvollsten Motorsport-Projekte angehen zu können. Mit der Gebäudeerweiterung und der Installation modernster Prüfstände geben wir unserem Entwicklungsteam die bestmöglichen Voraussetzungen, um in der Königsklasse des Motorsports erfolgreich zu sein.“

Mit den Mitarbeitern in Neuburg arbeiten bereits über 300 Personen daran, Audis Eintritt in die Formel 1 zu einer Erfolgsstory werden zu lassen. Eine weitere Unit befindet sich bei Sauber Motorsport in Hinwill in der Schweiz.

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Das Audi Kompetenz-Center Motorsport in Neuburg. Rot markiert ist das Gebäude F7.2, in dem die Formel-1-Unit beheimatet ist.

© Audi AG

Die Power Unit, das Herz von Audis F1-Ambitionen

Seit über zwei Jahren laufen bereits die Entwicklungsarbeiten an der Antriebseinheit, dem Herzstück des zukünftigen Formel-1-Wagen von Audi. Die dafür zuständige Audi Formula Racing GmbH in Neuburg für die Entwicklung dieses Hybridantriebs verantwortlich.

CEO Adam Baker und der von Sauber geholte CTO Stefan Dreyer sind mit den bisher erzielten Fortschritten überaus zufrieden. Die Audi Power Unit, bestehend aus Verbrennungsmotor, E-Motor, Batterie und Steuerungselektronik, läuft dynamisch auf dem Prüfstand und hat auf dem Prüfstand bereits simulierte Renndistanzen auf allen Strecken aus dem aktuellen Rennkalender zurückgelegt.

Dreyer: "Nach den erfolgreichen Renndistanzen mit der Power Unit werden wir das in Kürze auch mit dem gesamten Antrieb, also der Kombination aus Power Unit und Getriebe, durchführen. Parallel dazu geben wir Vollgas bei der Performance-Entwicklung, um unsere selbst gesteckten Ziele zu erreichen."

"Die Audi Power Unit zu hören, wie sie heute schon simuliert auf Strecken wie Spielberg, Singapur oder Las Vegas fährt, erzeugt bei allen Beteiligten nicht nur Gänsehaut, sondern gibt uns auch das Gefühl, einen großen Schritt näher an unserem ersten Rennen im Jahr 2026 zu sein", ergänzt Baker.

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Adam Baker (links) und Stefan Dreyer (rechts) in einer der Werkstätten für den Verbrennungsmotor

© Audi AG

Sponsoring- und Treibstoff-Partner BP

Ein entscheidender Faktor das Projekt ist neue, nachhaltige Treibstoff, der den FIA-Spezifikationen gemäß ab dem Jahr 2026 zum Einsatz kommen muss. Um die Vorgaben des technischen Reglements der FIA zu erfüllen, muss der Kraftstoff im Vergleich zu fossilem Benzin die CO2-Emissionen um mindestens 65 Prozent reduzieren.

Mitte Juli hat Audi dafür nun eine Partnerschaft mit dem Treibstoffspezialisten BP geschlossen. BP wird für Audi einen regelkonformen Treibstoff entwickeln. Der zum BP-Konzern gehörende Schmiermittelhersteller Castrol wird für den Audi-V6-Turbomotor außerdem eine Schmierstoffe und -Fette sowie Kühlmittel für die elektronischen Komponenten der Power Unit entwickeln.

Aufbauend auf der technischen Zusammenarbeit haben die Unternehmen außerdem ein langfristiges Sponsoring vereinbart. BP ist somit der erste offizielle Partner des künftigen Audi-Werksteams in der Formel 1. Das umfasst Marketing- und Werberechte für die Marken BP, Castrol und Aral.

Für Audi Formula Racing CEO Adam Baker ist die Mitte Juli 2024 getroffene Vereinbarung auch aus einem weiteren Grund ein Vorteil. "Ab 2026 wird es in der Formel 1 einen starken Wettbewerb im Bereich der nachhaltigen Kraftstoffe geben", sagt er. Dann erst darauf Zugriff zu haben sei außerdem ein Nachteil: "Der Verbrennungsprozess ist hochkomplex und kann nur optimiert werden, wenn die Entwicklung von Motor und Kraftstoffeigenschaften Hand in Hand erfolgt."

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