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AUS statt USA: warum die Strabag auf Australien setzt

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Die australische Georgiou Group ist auf Straßen- und Infrastrukturbau spezialisiert.

©Georgiou Group
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Der Baukonzern Strabag kauft die australische Georgiou Group. Die Expansion nach Australien steht im Zeichen der neuen Auslandsstrategie des Konzerns. Bis Jahresende soll der Deal unterschrieben sein.

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Wenn er an den Souvenirgeschäften am Stephansplatz vorbeischlendert, wundert sich Strabag-Chef Klemens Haselsteiner aka KPH oft über die T-Shirts mit dem halblustigen Spruch „No Kangaroos in Austria“. Eine Verwechslung von Austria und Australia ist in seinem Baukonzern unvorstellbar, schließlich ist die Strabag über Projektgeschäft schon seit Längerem in Down-Under tätig.

Nun wird aus der Gelegenheits- eine fixe Beziehung. Bis Jahresende will Haselsteiner um einen niedrigen dreistelligen Euro-Millionenbetrag die Georgiou Group mit Sitz in Perth und rund 790 Millionen Euro Umsatz kaufen. Das Unternehmen ist auf Straßen- und Infrastrukturbau spezialisiert, Chancen sieht KPH etwa rund um Sport-Großevents wie die Olympischen Sommerspiele in Brisbane 2032.

Mit dem Deal wollen die Österreicher nach dem misslungenen Russland-Abenteuer auch illustrieren, was die neue Auslandsstrategie des Konzerns bedeutet: Gesetzt wird auf politisch stabile Länder, in denen Rechtsstaatlichkeit und die Kenntnis von Compliance-Vorschriften vorausgesetzt werden dürfen. Im Fokus sind die angelsächsischen Märkte, nach erfolgreichen Roll-outs in Großbritannien und Kanada ist nun eben Australien dran. „Ein Markteintritt in den USA ist zeitnah hingegen nicht geplant“, so der Strabag-Chef. Die Amerikaner sehen den Nach-wie-vor-Miteigentümer Oleg Deripaska, einen Putin-nahen Oligarchen, besonders kritisch. Ob die Strabag Deripaskas Anteile sanktionskonform übernehmen darf und somit das Problem womöglich löst, wird ein Schiedsgericht aber nicht vor 2026 entscheiden.

Auch der australische Staat hat gegen Russland Sanktionen verhängt, in den Gesprächen mit den Aufsichtsbehörden war Deripaska in der Vorbereitung des Deals Thema. Noch hat das australische Foreign Investment Review Board (FIRB) nicht grünes Licht gegeben. „Wir haben überwiegend positive Signale von der FIRB, denen wir alle Fragen beantwortet haben, auch zur Unabhängigkeit vom russischen Aktionär“, sagt Haselsteiner: „Ich bin optimistisch, dass wir noch dieses Jahr unterschreiben können.“ Gleichwohl räumt er ein, „dass der Deal natürlich auch noch scheitern kann.“

Mit dem Standbein in Perth wird er es kaum belassen. „Wir haben das Ziel, mittelfristig unter die Top-fünf-Bauunternehmen des Landes zu kommen“, sagt er. Dazu braucht es derzeit Umsatz von fast vier Milliarden Euro, was einer Versechsfachung der Georgiou Group gleichkäme. Es wäre ein sinnvolles Gegengewicht, wenn der Heimatkontinent Europa wieder einmal schwächelt. KPH: „Der australische Markt bedeutet für uns vor allem auch antizyklisches Geschäft. Wenn es Europa schlecht geht, geht es oft Australien gut – und umgekehrt. Wir glauben an diesen Markt und an Georgiou.“

Der Artikel ist in der trend.PREMIUM-Ausgabe von Anfang Dezember 2024 erschienen.

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