Kamera-Technik aus Österreich
©cmotionDer Streik der Hollywood-Drehbuchautoren trifft auch den Wiener Kameratechnik-Spezialisten cmotion. Geschäftsführer Christian Tschida setzt auf Gelassenheit und Innovation.
Christian Tschida hat eine Nische gefunden, in der er schwer angreifbar ist. Der Mechatroniker und Wirtschaftsinformatiker hat Technik für Kameras entwickelt, wie sie von Kameraleuten in Hollywood benötigt wird: kabellos, ferngesteuert, in Extremsituationen wie etwa bei Verfolgungsjagd-Szenen belastbar. In der mittlerweile zehnteiligen "Fast &Furious"- Serie waren die Produkte von Tschidas Firma cmotion im Einsatz und auch bei der filmischen Biografie "Ferrari", die Ende des Jahres in die Kinos kommt. Zehn Millionen Euro Umsatz erzielte die Firma mit 25 Mitarbeitern 2022, ein Rekord. Und Tschida macht kein Geheimnis daraus, dass es ein extrem margenstarkes Business ist.
Doch dann das: Seit Mai streiken die Drehbuchautoren in Hollywood, und die gesamte US-Produktion dürfte dieses Jahr trotz vorläufiger Einigung um 80 Prozent zurückgehen. Für seine Firma erwartet Tschida einen Umsatzrückgang von 40 Prozent. Wie reagiert man da? Mit Gelassenheit. "Das Bedürfnis nach Inhalten bleibt, und wenn es wieder losgeht, voraussichtlich im März 2024, dann werden die Produktionen nachgeholt", sagt er. Einschnitte in seiner Firma macht er deshalb keine. Genauso hat er auch in der Corona-Zeit reagiert, als viele von Konzerncontrollern gesteuerte Firmen die Lager leerten und das Personal reduzierten – und damit im kurz darauf einsetzenden Boom zu langsam vom Fleck kamen.
cmotion entwickelt Bauteile, programmiert Software, assembliert in Wien, lebt aber vor allem von einer Partnerschaft mit dem deutschen Filmequipment-Riesen Arri, bei dessen Wiener Tochterfirma Tschida seine ersten Ferialjobs absolviert hat. 2002 gründete er, 2007 erhielt er in Los Angeles bereits den Academy Technical Achievement Award, auch "technischer Oscar" genannt.
Mehr Sorgen als der aktuelle Streik bereitet ihm die chinesische Konkurrenz, die immer besser wird und deutlich billiger ist. Tschida ist aber überzeugt, dass er weiterhin nicht über den Preis verkaufen wird müssen, weil Qualität und Image in seinem Markt King sind. Zudem hat er die große Ambition, künftig auch den Sport in Österreich filmtechnisch in die richtige Perspektive zu setzen. Dazu hat er gleich einmal bei einem Fußballverein als Präsident angeheuert: beim Zweitligisten Admira Wacker. "Fußball ist Emotion und Entertainment, ich will die richtigen Bilder dafür liefern." Vielleicht gelingt ja nicht nur fußballerisch, sondern auch inszenierungsmäßig der Aufstieg in die höchste Liga.
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Artikel aus trend. PREMIUM vom 29.09.2023