Der früherer Top-Manager und OeNB-Präsident Claus Raidl ist im 83. Lebensjahr verstorben.
©trend/Michael Rausch-SchottClaus Raidl, der ehemalige Top-Manager und OeNB-Präsident, ist im Alter von 82 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Raidl prägte die österreichische Industrie und Wirtschaftspolitik über viele Jahrzehnte.
von
Seinen letzten großen Auftritt im trend, in dem er auch regelmäßig kommentierte, hatte Raidl vor genau einem Jahr, als er wortgewaltig wie eh und je über das Klosterneuburger Institute of Science and Technology Austria (ISTA) meinte: „In fünf, spätestens zehn Jahren wird man uns in einem Atemzug mit Harvard, MIT oder ETH nennen. Da bin ich sicher.“ Raidl war bis Oktober 2023 Vorsitzender des ISTA-Kuratoriums.
Der 1942 geborene Raidl war als Top-Manager in der Stahlbranche sowie als Präsident des Generalrates der Oesterreichischen Nationalbank bekannt. Vor allem der Stahlindustrie der Region um seinen Geburtsort Kapfenberg war er eng verbunden. Nach dem Studium der Handelswissenschaften und einigen Stationen im Banken- und Versicherungsbereich wechselte er 1986 zur damaligen VOEST-ALPINE, wo er Finanzvorstand und später Vorstandsvorsitzender des Konzerns war.
Von 1991 bis 2010 war er Vorstandsvorsitzender der Böhler-Uddeholm. Von 2007 bis 2010 war Raidl zudem Mitglied des Vorstandes der voestalpine AG. Und in der Zeit von 1. September 2008 bis 31. August 2018 stand er als Präsident dem Generalrat der OeNB vor.
„Das Ableben von Claus J. Raidl macht mich tief betroffen“, teilte Bundespräsident Alexander van der Bellen in einem schriftlichen Statement mit. „Er hat während seiner langen und erfolgreichen Laufbahn als Wirtschaftsmanager Österreichs Wirtschaftspolitik und die heimische Industrie nachhaltig geprägt - dabei hatte er mehr als nur einmal schwierige Aufgaben zu meistern.“ Das Staatsoberhaupt erinnerte etwa daran, dass in der Zeit von Raidls Berufung ins OeNB-Präsidium 2008 die Finanzkrise tobte. „All diesen Herausforderungen hat sich Claus Raidl mit großer Umsicht, mit Verantwortungsbewusstsein, mit Kompetenz und auch mit sozialem Augenmaß gewidmet“, so van der Bellen.
Für Bundeskanzler Karl Nehammer war „Raidl nicht nur ein herausragender Manager und Visionär, sondern auch stets ein sehr politischer Mensch und kritischer Geist. Sein Wort hatte Gewicht“, schreibt der ÖVP-Chef auf „X“.
Der nunmehrige OeNB-Präsident Harald Mahrer erinnert an seinen Vorgänger: „Claus J. Raidl hat in seinen beiden Amtsperioden eine international besonders anerkannte und moderne Notenbank geformt.“ Raidl sei „in jeder Hinsicht ein Vorbild“ und in der Notenbank „mehr als ein Aufsichtsratsvorsitzender“ gewesen. „Er war eine große Persönlichkeit und unterstützte mit seinen weitreichenden Kenntnissen und Erfahrungen das Direktorium der OeNB“, so Mahrer: „Seinem Leadership zu folgen, hieß ans Ziel kommen.“