
Die Eröffnung der neuen MIC-Zentrale in Linz (Bild: CEO Alfred Hiebl und Finanzchefin Ursula Schöneborn-Siligan) erfolgte nur wenige Tage nach Trumps Amtsantritt.
©WakolbingerWarum sich die halbe Welt und zahlreiche exportorientierte Unternehmen plötzlich für eine oberösterreichische Softwarefirma interessieren.
Eines hält Alfred Hiebl gleich am Beginn fest: „Es ist eine sehr stressreiche Zeit. Unsere Kunden geben den Druck an uns weiter.“ Nachsatz: „Es wird nicht zu unserem Nachteil sein.“
Hiebl ist Eigentümer und CEO der Firma MIC aus Linz, die auf Software für Zoll- und Exportkontrolle spezialisiert ist und seit vielen Jahren um 15 Prozent pro Jahr wächst. Sie beschäftigt mittlerweile 550 Mitarbeiter:innen und setzt 70 Millionen Euro pro Jahr um.
Nur wenige Tage nach dem zweiten Amtsantritt von Donald Trump am 20. Jänner eröffnete MIC seine 10.000 Quadratmeter große neue Firmenzentrale in der oberösterreichischen Landeshauptstadt. Besser hätte das Timing kaum sein können: Denn mit dem von Trump erklärten Zollkrieg gegen die halbe Welt sind die Lösungen aus Linz gefragter denn je.
„Derzeit haben wir heiß-kalt“, schildert Hiebl die Situation. Kündigt der US-Präsident über Nacht der halben Welt teils absurd hohe Zölle an, nimmt er sie wenige Tage später zurück oder verhängt ein Moratorium. Die Zollbehörden müssen ebenso schnell reagieren können wie Zollabteilung großer MIC- Kunden, etwa große Autobauer oder E-Commerce-Unternehmen. Mit MIC-Software wird es einfacher, beispielsweise den Stahl- oder Aluanteil eines Produkts herauszurechnen, um nicht die gesamte Ware dem höheren Zollsatz unterwerfen zu müssen. Durch die Rückerstattung können Millionenbeträge eingespart werden, ist der Unternehmer sicher.
Viele Unternehmen fragen bei Hiebl derzeit an, wie sie sich für die Zukunft aufstellen sollen. „Niemand wird seine Lieferkette über Nacht um 180 Grad wenden“, glaubt der Chef. Aber auch in Sachen Compliance bei internationalen Handelsbeziehungen – etwa die Einhaltung von Sanktionen – ist MIC viel gefragt. Seit Jahresbeginn hat der Softwarespezialist mehr als 3500 Änderungen von Zolltarifen und Sanktionslisten in seine Lösungen eingebaut.
Gute Laune macht Hiebl weniger das aktuelle Chaos in der Weltwirtschaft, als die Tatsache, dass seine Produkte immer besser werden. „Automatisierung hat enorm viel Potenzial, und KI beginnt erst so richtig“, sagt er. „Langfristig bin ich enorm optimistisch.“