
Zu den Beteiligungen der AVZ Privatstiftung gehört über das Verkehrsbüro auch das Wiener Hotel Astoria.
©Verkehrsbüro HospitalityNeben ihrer Beteiligung an der UniCredit Bank Austria ist die AVZ Privatstiftung u.a. beim Verkehrsbüro und bei Card Complete engagiert.
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In der Nähe des Rudolfplatzes in Wien logiert eine der einflussreichsten Privatstiftungen: AVZ steht auf dem goldenen Türschild, das zu den Büroräumlichkeiten weist. Hier empfängt Alexander Wolfgring, Vorstand der AVZ Privatstiftung, und erklärt den Ansatz: „Wir verwalten unsere Beteiligungen nüchtern, unaufgeregt und ohne Mythos. In den letzten Jahren gab es medial daher schlicht keine größeren Aufschläge von unserer Seite“, sagt er. Den Wert des gesamten Portfolios mit ausgewählten Beteiligungen (UniCredit Bank Austria, Verkehrsbüro, Card Complete, Kontrollbank u. a.) beziffert er auf 500 bis 600 Millionen Euro.
AVZ ist die Abkürzung für „Privatstiftung zur Verwaltung von Anteilsrechten“, die im April 2001 aus der Umwandlung der „Anteilsverwaltung-Zentralsparkasse“ hervorgegangen ist. Die Gemeindesparkasse Z (Zentralsparkasse) war eine der Vorgängerbanken der heutigen Bank Austria. Die gemeindenahe AVZ war jahrelang Hauptaktionärin der Bank Austria. Heute ist die Stiftung als Namenaktionärin der österreichischen UniCredit-Tochter nach wie vor an Bord. Konkret hält sie 10.000 Namensaktien, die mit besonderen Kontrollrechten bei Umgründungen verbunden sind. „Die AVZ haftet für alle Verbindlichkeiten der UniCredit Bank Austria. Die Gemeindehaftung ist mit der Umwandlung in eine Privatstiftung jedoch eingefroren worden und schmilzt seither weiter ab“, sagt Wolfgring. Für 2023 wurde die Gemeindehaftung mit 3,5 Milliarden Euro veröffentlicht.
Nachhaltiges Beteiligungsmanagement
Neben den UniCredit-BankAustria-Aktien hält die AVZ Privatstiftung seit vielen Jahren einen Mehrheitsanteil am Verkehrsbüro (60,98 Prozent), das von der Coronakrise aufgrund seiner Größe und besonderer Regelungen schwerer getroffen wurde als andere Tourismusbetriebe: „Durch die Deckelung der Covid-Förderungen kam es zu Ausfällen in dreistelliger Millionenhöhe. Als Eigentümer sind wir eingesprungen, was wir auch als nachhaltiges Beteiligungsmanagement betrachten“, sagt Wolfgring. Mittlerweile ist das Unternehmen zurück auf dem Wachstumspfad, und es gibt Pläne, neue Chancen wahrzunehmen: „Wir wollen sowohl in der Hotellerie als auch im Bereich ,Travel‘ mit Ruefa und Eurotours deutlich wachsen. In der Hotellerie setzen wir verstärkt auf Immobilieneigentum – das macht uns unabhängiger und schafft gleichzeitig Wertzuwachs“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende des Verkehrsbüros.
„Großes Potenzial“
Eine weitere Beteiligung ist jene an Österreichs größtem Kreditkartenanbieter, Card Complete, der kürzlich von einem ausländischen Investor mehrheitlich übernommen wurde. Die AVZ Privatstiftung, die 24,9 Prozent hält, will weiterhin an Bord bleiben. „Card Complete diente bisher als verlängerte Werkbank zweier Banken. Jetzt gilt es, mit dem eigenen Kundenstamm und der Technologie des neuen Mehrheitseigentümers die Marktchancen als bankenunabhängiger Anbieter aktiv zu nutzen. Wir sehen da großes Potenzial“, sagt Wolfgring.
Darüber hinaus übernahm die Stiftung 2018 die Finanzierung eines Liegenschaftsanteils der Stiftung Anton Proksch Institut. An der Corona-Initiative „Stolz auf Wien“ ist man mit fünf Prozent beteiligt. Die Ausschüttungen der Stiftung gehen an den Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) und betrugen 2023 rund sieben Millionen Euro.
Der Artikel ist im trend.PREMIUM vom 4. April 2025 erschienen.