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KTM gegen KTM: Fahrradschlacht in Mattighofen

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Die KTM-Fahrrad-Chefinnen: Johanna Urkauf (29) ist seit 2018 Geschäftsführerin beim größten Fahrrad-und E-Bike-Hersteller Österreichs. Carol Urkauf-Chen (62) zieht aber vorerst weiterhin die Fäden im Unternehmen.
Die KTM-Fahrrad-Chefinnen: Johanna Urkauf (29) ist seit 2018 Geschäftsführerin beim größten Fahrrad-und E-Bike-Hersteller Österreichs. Carol Urkauf-Chen (62) zieht aber vorerst weiterhin die Fäden im Unternehmen.©trend / Michael Rausch-Schott
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E-Bikes sind der Renner. Der Fahrradhersteller KTM, Österreichs größter Player, stellt sich gerade neu auf. Und muss sich nun gegen einen mächtigen Konkurrenten behaupten: KTM Industries von Stefan Pierer.

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Ausverkauft. Das Jahr 2018 ist noch nicht zu Ende, und die Jahresproduktion 2019 ist bereits restlos verkauft. Händler, die noch nicht bestellt haben, können mit den Modellen aus den 2019er-Katalogen - zwei dicken Druckwerken mit insgesamt 340 Seiten Umfang - nicht mehr beliefert werden. 150.000 E-Bikes und weitere 200.000 Fahrräder ohne Motor produziert die KTM Fahrrad GmbH, Österreichs größter Fahrradhersteller mit Sitz in Mattighofen, im kommenden Jahr. Besonders schnell mussten Händler beim Bestellen von E-Bikes sein, die im Sportartikelhandel mittlerweile das ganze Jahr über der top Verkaufsschlager sind. Anhaltend hohe zweistellige Wachstumsraten zeigen, dass der Trend noch lange nicht zu Ende ist. Sogar ins Rennrad-Segment sind die E-Antriebe bereits vorgedrungen.

Es ist nicht das erste Mal, dass KTM-Fahrräder vergriffen sind. Schon in den vergangenen Jahren stand kein einziges E-Bike mehr im Lager. Und weil der Markt immer noch nach mehr ruft, lässt Eigentümerin Carol Urkauf-Chen nun ihre Fabrik neu bauen. Im Juni 2019 werden die neuen Produktionshallen, im Dezember darauf das Logistikcenter fertig, dann kann die Produktion auf 180.000 E-Bikes, später auf 200.000 pro Jahr gesteigert werden. Über 20 Millionen Euro werden dafür investiert - aus dem Cashflow. Die Kapazitäten mit Hilfe Dritter vielleicht gleich zu verdoppeln, war kein Thema. "Das macht keinen Sinn. Ich bin über 22 Jahre in der Firma. Wir sind jedes Jahr gewachsen und hatten nie Geldprobleme", sagt Urkauf-Chen, die eine strikte Zero-Return-Policy verfolgt: Kein Fahrrad soll wegen eines Produktionsfehlers zurück in die Fabrik kommen: "Qualität ist wichtiger als die Menge. Was nützt es, wenn wir viel produzieren, aber die Qualität nicht stimmt?"

KTM, die doppelte Firma

320 Millionen Euro Umsatz hat KTM Fahrrad 2017/18 erwirtschaftet, fast zweieinhalb Mal so viel wie 2011 - dem E-Bike-Boom sei Dank. "Sie macht einen Superjob", attestiert auch Stefan Pierer, CEO der ebenfalls in Mattighofen/Wels ansässigen, börsennotierten KTM Industries, zu der die KTM-Motorradsparte gehört.

Dass es in dem 6.500-Einwohner-Ort zwei Unternehmen mit gleichem Namen, ähnlichen Produkten, aber unterschiedlichen Eigentümern gibt, ist die Folge der Pleite der KTM Motor-Fahrzeugbau im Jahr 1991. Im Insolvenzverfahren wurde die Fahrradsparte von der Motorradsparte getrennt. Die Motorradsparte ging an eine Holding rund um Stefan Pierer, die Fahrradsparte an den Salzburger Händler Hermann Urkauf, Ex-Mann der heutigen Eigentümerin. Damit sich die Unternehmen nicht in die Quere kommen, wurden exklusive Markennutzungsrechte für die jeweiligen Bereiche festgehalten.

Vergleich: KTM vs. KTM

Unternehmen
KTM Fahrrad GmbH
KTM Industries AG
Eigentümer
Chen Privatstiftung, Carol Urkauf-Chen
Pierer KonzerngesmbH (62,98%), Streubesitz (37,02%)
Umsatz
320 Mio. €
1.533 Mio. €
produzierte Fahrzeuge
350.000
238.334
Mitarbeiter
650
4.350

Quelle: Unternehmensangaben

Die Vereinbarung hielt - bis vor Kurzem, denn der Run auf E-Bikes hat das Interesse des Motorrad-Zampanos Stefan Pierer geweckt. "E-Bikes sind ein sehr cooles Thema", sagt Pierer, der überzeugt ist, dass sich die Elektromobilität auf kurzen Strecken und bei leichten Fahrzeugen durchsetzen wird - im Gegensatz zum Automobil-Bereich, wo er kritisiert, dass alternative Ansätze wie synthetische Treibstoffe nicht forciert werden.

Da er nicht als KTM auftreten konnte, ging Pierer ein Joint Venture mit dem deutschen Unternehmen Pexco ein, übernahm 49,9 Prozent mit Option auf die restlichen Anteile und kam auf diesem Weg mit den Marken Husqvarna Bicycles und Raymon ins E-Bike-Business. 2018 wurden, so Pierer, 40.000 E-Bikes hergestellt, 2019 sollen es 80.000 werden, und das Motorrad-Vertriebsnetz soll der Türöffner auch Richtung Asien sein.

Markengefecht

Bei KTM Fahrrad beobachtet man Pierers Ambitionen mit Argwohn. "Pierer will E-Bikes machen. Das geht natürlich, solange er nicht als KTM mit den drei Buchstaben in der Fahrradbranche tätig wird. Sonst wäre das eine Irreführung, eine Verwechslung für den Endverbraucher", erklärt Urkauf-Chen. Ihr großes Problem: Pierer steht in der Öffentlichkeit für KTM, und es sei daher auch für die Fachwelt nicht leicht, zu durchschauen, welches "KTM" hinter Husqvarna Bicycles oder Raymon-Bikes stehe. Es dürfe im Fahrrad-Business nur ein KTM geben, pocht Urkauf-Chen auf Verträge. Der Markenstreit beschäftigt nun auch Anwälte und Richter. "Die Verfahren laufen, aber ein paar Dinge wurden in erster Instanz bereits zu unseren Gunsten entschieden", sagt Urkauf-Chen.

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MACINA KAPOHO, das Top E-Fully Mountainbike im KTM-Katalog (Preis: 5.899 €) und rechts der bullige Herausforderer HUSQVARNA HARD CROSS HC8 (Preis: 5.999 €)

 © beigestellt

Trotz des Rechtsstreits zeigen sich die beiden Parteien versöhnlich. "Eine Einigung ist immer möglich", meint Urkauf. Und Pierer erklärt: "Unsere Interpretationen, was das exklusive Markennutzungsrecht bedeutet, gehen ein wenig auseinander. Beim Reden kommen aber die Leute zusammen." Und in Richtung KTM Fahrrad meint er: "Irgendwann muss die Marke einmal heimkommen." Der Markt werde nicht immer zweistellig wachsen, und mit Trek oder Specialized gebe es starke internationale Player, gegen die man mit einer starken, europäischen Marke besser aufgestellt wäre. Vom "Heimkommen" will man bei KTM Fahrrad aber nichts wissen. Im Unternehmen wurde die Übergabe an die nächste Generation eingeleitet. Johanna Urkauf, die 29-jährige Tochter der Eigentümerin, hat die Geschäftsführung übernommen und nicht vor, den Kurs zu ändern.

Jüngere Themen und Digitalisierung sollen im Unternehmen vorangetrieben werden. Ein neues B2B-Programm zur Verbesserung der Kooperation mit den Händlern wird aufgesetzt. Trotz der digitalen Projekte und E-Euphorie will sie den klassischen Rennrad-und Mountainbike-Bereich nicht vernachlässigen. "In diesen Bereichen können wir international Image aufbauen. Mit E-Bikes ist das nicht so leicht möglich", erklärt sie. Weshalb zuletzt auch viel ins Marketing investiert wurde. KTM war Hauptsponsor der Rennrad-WM in Innsbruck, sponsert Österreichs Rennrad-Nationalteam, und 2019 fährt erstmals ein KTM-Team beim Giro d'Italia. "Alles für die Marke", sagt Urkauf-Chen.

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