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Ein Start-up geht in die Luft

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STEFAN PONSOLD. Der Grazer Solartüftler (PV-Rucksack Sunnybag) landet den Supercoup mit der EU-Weltraumbehörde ESA. Und mit einem neuen netztauglichen PV-Minispeicher.

©Sunnybag / Kevin Liu
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Die ESA will ihre Satelliten mit Paneelen des PV-Rucksackherstellers SUNNYBAG bestücken. Ein Booster für die Produkte des steirischen Solarspezialisten.

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Niemand erwartet den Frühling sehnsüchtiger als Stefan Ponsold, Erfinder des mit Solarpaneelen und Akku ausgestatteten Rucksacks Sunnybag und Urgestein der österreichischen Start-up-Szene. Je mehr Sonne, desto höher das Kundeninteresse.

Heuer besonders, denn ein neues Projekt des Steirers könnte die Aufmerksamkeit noch verdoppeln: Die European Space Agency (ESA) wird Satelliten mit Solarpaneelen aus der Schmiede Ponsolds ausstatten. Der ultimative Beweis, dass man dem optimalen Verhältnis zwischen Preis, Gewicht und Leistungsstärke der PV-Zellen schon ziemlich nahekommt, könnte auch Rucksackträger zu ebener Erde überzeugen. Ponsold: "Als Hersteller in Europa haben wir nur eine Chance: die der Innovation und die, dabei die Extrameile zu gehen." Oder zu fliegen.

Auch wenn es nicht um große Stückzahlen geht -der Coup könnte dem Business den nächsten Schub verleihen. Vor zehn Jahren als eines der ersten Projekte von Crowdfinanzierer Green-Rocket gestartet, konnte Sunnybag bisher schon über 100.000 Stück seines Rucksacks verkaufen. Man ist Europa-Marktführer. 2023 zahlte man den Startinvestoren das Kapital zurück, 47 Prozent Zinsen inklusive.

Derzeit ist Ponsold dabei, das Geschäftsmodell auszuweiten. Denn zur Solartechnologie gehören auch Speichermedien. Nach zwei Jahren Entwicklung von Akkuelementen wurde soeben die neue Powerstation Grid vorgestellt, ein Kleinspeicher, der überschüssige Erträge aus Balkonkraftwerken speichern und bei Bedarf ins Stromnetz einspeisen kann. Um den ursprünglichen Markenkern der Sunnybag-Rucksäcke nicht allzu sehr zu strapazieren, wurde das Unternehmen dafür extra in Sunbooster unbenannt.

Plug & Play

Das Besondere des neuen Tools ist der Plug-and-Play-Ansatz. Im Unterschied zu größeren Speicherlösungen mit aufwändigen Installationsarbeiten wird das Kleingerät via Steckdose ans Stromnetz angeschlossen. Zu Mittag ist der Stromertrag üblicherweise höher als der Verbrauch, dann werden Kilowattstunden gespeichert. In der Nacht hilft der Vorrat, durch automatische Einspeisung teuren Netzbezug zu reduzieren.

Das Gerät ist für den kombinierten Einsatz mit Balkonkraftwerken dimensioniert und soll sich innerhalb von vier Jahren amortisieren. Darüber hinaus wird es wohl auch ganz wie die PV-Rucksäcke im Campingbereich seine Fans finden.

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 © Sunnybag/Kevin Liu

Spätere Software-Upgrades sind bereits hardwaremäßig vorbereitet, dann lässt sich das Einspeise-und Entnahmeverhalten nicht nur statisch nach Tageszeit regeln, sondern auch dynamisch der echten Lastkurve anpassen, was den Ertrag noch einmal um ein paar Prozentpunkte erhöht. Eine Cent-Rechnung, die immer mehr Stromkunden mit eigenen großen und kleinen PV-Anlagen anstellen. Ponsold: "Die Rückmeldungen unserer Testuser sind äußerst positiv. Es ist das erste Gerät, das dermaßen flexibel auf alle Bedürfnisse der Selbstversorgungsfans bei der Stromversorgung eingeht."

Freilich, der Wettbewerb ist hart, und PV-Eldorado China ist dabei Konkurrent und Partner gleichzeitig. Einerseits hat Ponsold alle Hände voll zu tun, um sich gegen Raubkopien zu schützen. 18 Patente hat er für den Sunnybag-Rucksack eingebracht, sogar die in der ganzen Höhe des Rucksacks durchgehende PV-Modulleiste ist ein geschütztes "Geschmacksmuster". Andererseits lässt das Unternehmen die in Österreich entwickelte PV-Paneele in China produzieren, eigene Mitarbeiter vor Ort inklusive.

Die öffentliche Aufmerksamkeit, die der Coup mit der ESA-Weltraumbehörde nun unzweifelhaft bringen wird, kann man ganz gut gebrauchen. Vielleicht spricht sich die technologische Kernkompetenz der Österreicher sogar bis zu deutschen Behörden durch?

Ein Clinch bei der obligaten Altgeräteregistrierung brachte Ponsold im Vorjahr einen dreimonatigen Verkaufsstopp und verhagelte die Sommersaison. Die zuständige Stiftung Altgeräte wollte den Sunnybag partout als gewöhnlichen Rucksack klassifizieren statt als smartes PV-Ladetool. Ponsold: "Da greift man sich schon an die Stirne, wie bürokratisch ein Land organisiert sein kann. Das tut weh."

Der Artikel ist aus trend.PREMIUM vom 23. Februar 2024.
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