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Fachkräftemangel - Unternehmen kämpfen um Talente

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©Elke Mayr
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Der aktuelle Fachkräftereport von hokify analysiert die Arbeitsmarktlage mit einem besonderen Fokus auf dringend benötigte Fachkräfte.

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Obwohl die Zahl der offenen Stellen in Deutschland und Österreich im ersten Quartal 2024 deutlich gesunken ist, bleibt der Fachkräftemangel für Unternehmen eine enorme Herausforderung. Laut dem aktuellen Fachkräftereport 2024 der Jobplattform hokify sind zwei Drittel der Arbeitnehmer:innen in diesem Jahr wechselwillig und planen einen Jobwechsel. Gleichzeitig geben sieben von zehn Unternehmen an, einen gleich hohen Personalbedarf wie 2023 zu haben.

Teuerungen beeinflussen Jobsuche

Die hohe Inflation des letzten Jahres hat deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen. Während 2022 noch die Arbeitsplatzsicherheit der Hauptgrund für einen Jobwechsel war, steht 2024 für fast ein Viertel der Befragten ein höheres Gehalt an erster Stelle. "Die Teuerungen haben die Prioritäten der Jobsuchenden klar verschoben. Unternehmen müssen hier mit attraktiven Gehaltsangeboten gegenhalten", kommentiert Jutta Perfahl-Strilka, CEO von hokify, die Ergebnisse.

Im Vorjahr führte noch die Arbeitsplatzsicherheit mit 22 Prozent die Liste an, gefolgt von Gehalt (21,6 Prozent) und besserer Work-Life-Balance (13,4 Prozent). Dieses Jahr sieht es anders aus: Während Work-Life-Balance (11 Prozent) und flexible Arbeitszeiten (17 Prozent) nur auf 28 Prozent kommen, liegen höheres Gehalt (24 Prozent) und Arbeitsplatzsicherheit (19 Prozent) mit 43 Prozent klar vorn.

Schnelle Entscheidungen und Prozesse gefragt

Doch nicht nur das Gehalt ist entscheidend. Viele Bewerber:innen treffen ihre Entscheidung für oder gegen eine Stelle innerhalb weniger Minuten. Ein Viertel entscheidet sich bereits nach 30 Sekunden, ob eine Bewerbung abgeschickt wird oder nicht. "Kandidat:innen entscheiden binnen Minuten, ob sie sich für einen Job bewerben. Für Unternehmen ist es deshalb wichtig, das Momentum der Bewerbung zu nutzen", so Perfahl-Strilka. Schnelle und unkomplizierte Kommunikation sowie ein einfacher Bewerbungsprozess seien auf dem umkämpften Fachkräftemarkt ein Muss.

Branchenunterschiede beim Stellenrückgang

Zwar ging die Zahl der offenen Stellen 2023 im Vergleich zum Vorjahr in beiden Ländern zurück, es zeigen sich aber deutliche Branchenunterschiede. In Österreich konnten die Bereiche Pflege, Gesundheit und Erziehung sogar einen Stellenzuwachs verzeichnen, in Deutschland waren es die Ingenieur- und technischen Berufe. Am stärksten betroffen vom Stellenrückgang waren dagegen der Handel, Marketing und Medien sowie die Transport- und Logistikbranche.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Während der Handel und die Logistik unter Umsatzrückgängen und höheren Kosten leiden, führen Einsparungen in der Marketing- und Medienbranche dazu, dass mit Neueinstellungen abgewartet wird. Insgesamt sehen laut Studie 36 Prozent der deutschen und zwei Drittel der österreichischen Unternehmen im Fachkräftemangel ein enormes Risiko für die Zukunft des eigenen Betriebs.

Ausbildungslücke verschärft Fachkräftemangel

Eine weitere Erkenntnis der Studie: Die Fachkräftelücke beginnt bereits in der Ausbildung. Trotz guter Jobchancen und eines grundsätzlich positiven Images gehen die Zahlen jener, die eine duale Ausbildung oder Lehre beginnen, in beiden Ländern zurück. Laut Arbeitsmarktservice (AMS) wurden 2023 in Österreich fast doppelt so viele Lehrstellen ausgeschrieben wie noch 2018. Gleichzeitig ist die Zahl der Lehrlinge von 146.500 im Jahr 1990 auf 108.200 im Jahr 2023 gesunken.

"Unsere Gesellschaft benötigt eine verstärkte Anerkennung und Förderung der Lehre und dualen Ausbildung, um dem Fachkräftemangel nachhaltig entgegenzuwirken", appelliert Perfahl-Strilka. Durch gezielte Aufklärung auf betrieblicher Ebene und die Betonung der wirtschaftlichen Notwendigkeit könne man hier Gegenmaßnahmen setzen.

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