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Dr. Richard: Fahrerwechsel bei Privatbus-Riesen

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Ludwig Richard: „Ein nur zur Hälfte besetzter Bus ist schon jetzt klimaeffizienter als viele schlecht ausgelastete Züge.“

©Moritz Scheer
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Privatbus-Riese Dr. Richard strukturiert massiv um und holt sich Ex-ÖBB/Postbus-Chefin Silvia Kaupa-Goetzl in den Aufsichtsrat.

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Das Engagement der früheren Postbus-Chefin Silvia Kaupa-Goetzl in den neu gegründeten Aufsichtsrat ist die letzte Schraube im Generalservice, das Ludwig Richard seinem Autobuskonzern Anfang April verordnet hat. Der 1942 gegründeten Stammbetrieb soll zusammen mit dem Konglomerat aus über die Jahre zugekauften Mitbewerbern aus ganz Österreich (1.942 Mitarbeiter, 233 Millionen Euro Gesamtumsatz 2024) ein echter Konzern werden. Die Geschäftsführung übernimmt ein junges Managementteam – Ulrike Schandl, Lukas Hackl und Markus Sax – aus dem Unternehmen. Richard, der Enkel des Firmengründers, kümmert sich von übergeordneter Stelle aus um die Strategie: „Unsere Branche steht vor einer radikalen grünen Transformation, da müssen wir uns neu aufstellen. Ich will meine Flughöhe erhöhen und vor allem das operative Geschäft in junge Hände legen.“

Tatsächlich muss sich der oft gebuchte Auftragnehmer öffentlicher Verkehrsbetriebe neu erfinden. Technologisch geht es um klimaneutrale Antriebstechnologien wie Biosprit (HVO), der schon jetzt zur Hälfte für den Antrieb sorgt, oder Elektromobilität, für die er derzeit fast 50 Millionen Euro in die aktuell rund 1.000 Fahrzeuge starken Flotte investiert. Strategisch muss man sich in der neuen Mobilitätswelt erst einrichten. Der öffentliche Linienbetrieb bilanziert negativ, mit besserem Flottenmanagement will man Meter gutmachen. Das Konzernergebnis 2024 retteten Einmalerträge (Busverkauf) und der Fernverkehr, etwa mit Partner Flixbus. Dieses Segment wiederum leidet unter Billigkonkurrenz aus Osteuropa.

Auch die Bahn ist hartnäckiger Mitbewerber, dank exklusivem Klimaticket noch dazu, so Richard, mit unfairem Vorteil gegenüber einem ebenfalls dekarbonisierten Fernbus: „Wir hatten bei der Einführung des Klimatickets auf unserer Fernbusstrecke Wien-Graz sofort einen 30- bis 40-prozentigen Fahrgastrückgang. Dabei ist ein nur zur Hälfte besetzter Bus sogar mit Verbrennungsmotor schon jetzt klimaeffizienter als viele schlecht ausgelastete Züge.“ Sein Vorschlag: Speziell in den Nachtzeiten sollten verstärkt Fernbusse die Hauptrouten im Öffi-Angebot übernehmen. Die ohnehin überlastete Schieneninfrastruktur könnte so für den Güterverkehr freigehalten werden.

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Die neue Geschäftsführung: Lukas Hackl, Ulrike Schandl und Markus Sax

 © Bernhard Luck
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