Experten erwarten nach dem angekündigten Gaslieferstopp keine Gasmangellage in Österreich. Kanzler Nehammer: „Wir lassen uns von Putin nicht erpressen."
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Für Samstag, sechs Uhr Früh, hatte der russische Gasriese Gazprom angekündigt, der OMV nach Österreich kein Gas mehr zu liefern. Dennoch kam laut Experten Gas in Österreich an, wenn auch um 15 bis 20 Prozent reduziert. „Der Gasfluss scheint auch heute stabil auf dem seit gestern etwas abgesenkten Niveau“, schreibt E-Control-Experte Leo Lehr auf der Plattform X am Sonntag. Vermutlich sind andere Gashändler eingeprungen, die das Gas kaufen, das Russland nach Österreich schickt.
Die OMV hatte am Donnerstag angekündigt, die Zahlungen an Gazprom einzustellen, um sich die in einem Schiedsverfahren zugesprochene Millionensumme zurückzuholen. Dem Konzern im Streit mit Gazprom mehr als 230 Mio. Euro Schadensersatz unter den Regeln der Internationalen Handelskammer zugesprochen worden - die OMV will den Anspruch mit Zahlungsverpflichtungen an den russischen Gaslieferanten aufrechnen.
Die Energieregulierungsbehörde E-Control erwartet keine Gasmangellage in Österreich. Die bisher gesetzten Maßnahmen in Österreich seien ausreichend, um die Gasversorgung für die nächsten beiden Winter zu sichern, so E-Control-Vorstand Alfons Haber bereits am Donnerstag. Die Gasspeicher in Österreich und anderen EU-Ländern seien zu über 90 Prozent gefüllt.
Ex-OMV-Chef Gerhard Roiss fordert angesichts zu erwartender Preiserhöhungen im Ö1-Morgenjournal am Samstag schnellstmögliche „preisdämpfende Maßnahmen" des Staates.
Die Gelegenheit, auf die gute Vorbereitung Österreichs hinzuweisen, nutzte Kanzler Karl Nehammer in einem Presse-Statement am Freitagabend: „Wir lassen uns von Putin nicht erpressen". Er sei in der Angelegenheit auch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kontakt.
Auch ohne der Entscheidung des Schiedsgerichtes wäre die seit 1968 bestehende Kooperation Anfang nächsten Jahres beendet worden: Denn Ende des Jahres endet der Transitvertrag zur Lieferung von russischem Erdgas über die Pipeline durch die Ukraine und die Slowakei.