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Generationenwechsel: Wie Unternehmer aus dem Schatten ihrer Vorfahren treten

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Der Generationswechsel - eine Herausforderung für Unternehmen.

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Von ihren Eltern bekamen sie Millionen - genug, um ein sorgloses Leben zu führen. Doch sie bekamen noch mehr: ein Gen, das sie dazu befähigte, trotz der Last von Wohlstand und Reichtum mit Hunger und Ehrgeiz Leistungen zu erbringen, die jene ihrer Väter in den Schatten stellen.

Kurt Falk wollte das Problem auf eine ganz rigorose Art lösen. "Ich bin für die Einführung einer hundertprozentigen Erbschaftssteuer, auch für meine beiden eigenen Söhne", erklärte der 2005 verstorbene Zeitungsgründer ("täglich Alles", "Die Ganze Woche") einmal in einem leutseligen Moment. Dass die Bürokratie des Staates einen Großteil der Gelder wieder verprasse, sei freilich der Haken daran, fügte Falk hinzu.

Von ähnlichen Sorgen getrieben war der US-Stahlmagnat Andrew Carnegie (1835-1919), er zog aber andere Schlüsse daraus. "Würde ich meinem Sohn statt der allmächtigen Dollars einen Fluch hinterlassen", befand er, "käme es auf das Gleiche hinaus." Um den Nachwuchs vor solchen Unbilden zu schützen, stellte er einen Großteil seines Vermögens wohltätigen Stiftungen zur Verfügung - Vorbild für die Big Spender des 21. Jahrhunderts wie Microsoft-Gründer Bill Gates und Investor Warren Buffett.

Die Angst ist in Unternehmerkreisen weit verbreitet: dass die Nachkommen, das pralle Erbe vor Augen, sich lediglich auf dem ausruhen, was von der Generation davor mühsam aufgebaut worden ist. Dass sie ein leichtes Leben dem tatkräftigen, einsatz- und risikofreudigen vorziehen. Dass sie nur noch Werte verwalten und keine mehr schaffen.

Aufstieg und Fall.

Es muss nicht so tragisch enden wie beim Wiener Werkzeughändler Zgonc, um diese Urangst vor dem Zerfall zu verstehen: Zgonc junior hatte 1990 sogar ein Mordkomplott gegen die Eltern geschmiedet. Fünf Jahre später nahm sich der Millionenerbe in der Slowakei das Leben.

Beispiele für nachlassende Unternehmerkraft über Generationen hinweg gibt es auch so genug. Viele Namen deutscher Industriedynastien, von Flick bis Sachs, sind irgendwann von den Wirtschaftsseiten in die Klatschspalten der Zeitungen gewandert. Und nicht alle Nachfahren in vierter Generation können aus ihrer Partyleidenschaft so viel Kapital schlagen wie der diesjährige Opernballgast des Society-Baumeisters Richard Lugner, die Hotelerbin Paris Hilton.

In Österreich, wo die Vermögen nicht ganz so groß und die Klatschspalten nicht ganz so breit sind, sind viele Kinder der Industrie- und Handelspioniere häufig schon in die Unternehmen mit eingebunden. Doch weder im Tiroler Kristall-Clan Swarovski noch in der Glas-Dynastie Riedel ist bisher eine deutliche Handschrift der Jungen bemerkbar. Und die Erben der großen Privatindustriellen Herbert Turnauer und Karl Kahane sind nie aus dem Schatten ihrer Väter herausgekommen.

Oft ist es noch einige Jahre zu früh, um ein Urteil zu fällen: Karl Philipp Wlaschek, Sohn des legendären Billa-Gründers Karl Wlaschek, macht zwar vermehrt mit Immobiliendeals im Stile des Vaters von sich reden, über die Nachhaltigkeit der Investments ist freilich noch nichts bekannt. Fotolöwe Robert Hartlauer führt die gleichnamige Elektrokette seines Vaters Franz solide und tüchtig, aber wenig spektakulär fort - während der Filius des langjährigen Hartlauer-Erzkonkurrenten, Christian Niedermeyer, als Privatier nur mehr auf Society-Events so richtig glänzt.

Anspruch vor Leistung.

Selten blitzen neue unternehmerische Ambitionen durch, wenn das Kerngeschäft in Bausch und Bogen verkauft worden ist - und noch seltener sind sie dann der große Wurf. So bemühen sich die Mautner Markhofs, die ihre Senfaktivitäten 2002 an die deutsche Konkurrenz verkauft haben, wieder um einen Einstieg ins Feinkostgeschäft. Zuletzt wurde der Wiener Feinkostspezialist Spak übernommen. Bestenfalls Liebhabercharakter haben die Versuche von Andreas Kaufmann, Erbe der großen Papierdynastie Kaufmann (Frantschach), die Kameratraditionsmarke Leica wieder zu beleben.

Wenn das Anspruchsdenken vor das gemeinsame Ziel tritt, Traditionen innovativ weiterzuentwickeln, ist in Familienunternehmen ohnehin oft schon der Keim zum Niedergang gelegt. Dass die Nachfahren des Textilhauses Palmers offenkundig andere Interessen hatten, als Edelwäsche zu verkaufen, hat die Marke ebenso erschüttert, wie die aktuellen Streitigkeiten der Leder-&-Schuh-Eigentümer (Humanic) das Grazer Traditionsunternehmen in negative Schlagzeilen bringen.

Dass nur die Hälfte der Familienunternehmen mit Erfolg von der ersten Generation auf die zweite übertragen werden, von der zweiten auf die dritte gar nur mehr zehn Prozent, hat die Junge Industrie in einer Studie süffisant so kommentiert: "Der Vater erstellt's, der Sohn erhält's, dem Enkerl zerfällt's - und die vierte Generation studiert Kunstgeschichte."

Aber es gibt sie doch, jene Fälle, wo sich der Unternehmergeist abkoppelt vom Trägheitsprinzip, das mit der Aussicht auf das Erbe oft einhergeht. In dieser Titelgeschichte schildern wir Ihnen neun Persönlichkeiten, die gemütlich von den Zinsen ihrer Familienvermögen leben könnten und dennoch drauf und dran sind, den Ruhm ihrer Väter noch einmal zu übertreffen. Ein Phänomen, das sich auch beim Erbe von geistigen Fähigkeiten feststellen lässt: Mit Erste-Bank-Chef Andreas Treichl wird auch der Sohn eines legendären Creditanstalt-Generaldirektors porträtiert, der es als Spitzenmanager noch einmal deutlich weiter gebracht hat als der Vater.

Vom Junior zum Chef.

Gibt es Konstellationen, in denen so eine "Erbfolge plus" besonders gut gelingen kann? "Die Weichenstellung sollte sehr früh erfolgen und klar kommuniziert werden", rät der Unternehmensberater Maximilian Fink. Fink hat über 100 österreichische Familienbetriebe in Nachfolgefragen beraten und auch ein Standardwerk zur Unternehmernachfolge verfasst. Wer ein Leben lang Junior ist und keine Aussicht auf den Sprung an die Spitze hat, so der Experte, dem werden keine unternehmerischen Flügel wachsen.

Eine zweite Regel: Einsätze in fremden Betrieben sind unabdingbar. "Gerade bei starken Vätern ist es notwendig, dass die Söhne einmal rauskommen", meint Fink. Und externe Erfahrung heiße nicht bloß ein Volontariat, sondern "eine Position mit Ergebnisverantwortung".

Die trend-Beispiele illustrieren aber auch, dass sehr oft die Großväter mit hereinspielen, dass bestimmte unternehmerische Tugenden im Kindesalter gefördert werden können - oder dass womöglich sogar die Branche, in die man hineingeboren wird, über den Erfolg oder Misserfolg von Erbenkarrieren entscheidet.

So gibt es in der Bauwirtschaft, einem fast immer lokal verwurzelten und im Grundprinzip eher simplen Geschäft, besonders viele Erfolgsgeschichten der "Next Generation". Medienunternehmen scheinen hingegen ungeeignet zu sein: Verlegerisches Gespür scheint schwer vererbbar.

Kurt Falk, der 2002 an seine Söhne Samuel und Noah übergeben hatte und sein verlegerisches Werk noch zu Lebzeiten niedergehen sah, würde das bejahen. Und das Problem auf seine eigene rigorose Art lösen wollen.

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