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Israel, wo die wilden Unicorns wohnen

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Das israelische Start-up Air hat ein mit Elektromotoren angetriebenes Flugzeug entwickelt, das den Individualverkehr revolutionieren soll.
Das israelische Start-up Air hat ein mit Elektromotoren angetriebenes Flugzeug entwickelt, das den Individualverkehr revolutionieren soll.©www.airev.aero
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Knapp neun Millionen Einwohner, eine einzigartige Geschichte und komplizierte Nachbarn: Israel hat all das genutzt, um zu einem innovativsten Ländern der Welt zu werden - mit 97 Unicorns.

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Dieses Jahr ist anders, und das gilt auch für Israel. Der TA-35, Israels wichtigster Börsenindex, hat eine ruppige Achterbahnfahrt hinter sich, momentan geht es gerade wieder bergauf. Für Investitionen gilt das nicht. Nachdem Israel im vergangenen Jahr gigantische 25,7 Milliarden US-Dollar (siehe Grafik, u.) an Investments angezogen hat - pro Kopf gerechnet war das 28-mal so viel Venture Capital, wie in die USA floss -, ist aktuell eine gewisse Rückkehr zur Normalität angesagt.

Dass im ersten Quartal wieder 5,6 Milliarden US-Dollar in Israel investiert wurden, ist dennoch enorm hoch. Allein in den ersten drei Monaten sind wieder 15 neue Unicorns dazu gekommen, also Unternehmen, die mit über einer Milliarde US-Dollar bewertet werden.

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Investitionen in Israels Unternehmen

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Wie aber schafft das ein Land mit nur neun Millionen Einwohnern und einer politisch stets heiklen Situation?

Es kommt jedenfalls nicht aus dem Nichts. Seit der Finanzkrise ist es Israel wie keinem anderen Land gelungen, die gobale Tech-Elite und mit ihr weltweit tätige Investoren anzuziehen. Allein zwischen 2010 und 2019 wurden kumulierte 40 Milliarden US-Dollar an Investments eingesammelt. Die Anzahl der internationalen Unternehmen ist im gleichen Zeitraum von 125 auf 400 gestiegen. "Es kommt hier in Israel sehr viel zusammen: Es ist ein Melting Pot, was die Kreativität fördert, aktuell zum Beispiel merkt man den Brain Drain, der aus Russland kommt", sagt Markus Haas, Wirtschaftsdelegierter der österreichischen Wirtschaftskammer.

Haas sitzt in Tel Aviv, wo sich auch das Herz des israelischen Silicon Valley befindet. Die Internationalität sei aber nur einer der Erfolgsfaktoren, sagt Haas: "Die guten Unis, die auch stark aus den USA finanziert werden, die Stressresistenz, die Israelis aus dem Militär mitbringen, das Wissen, dass man sich als kleines Land um den Weltmarkt kümmern muss, und eine gewisse Chuzpe zählen ebenfalls dazu."

Bei den Pisa-Studien schneiden israelische Schüler zum Beispiel gar nicht besser ab als der Durchschnitt. Trotzdem gilt Israel als Topland, was seine Fachkräfte betrifft. Wichtig ist zudem, dass der israelische Staat über die Innovation Authority seit Jahren oft gemeinsam mit VC-Unternehmen investiert. Zunächst in risikoreiche, frühe Investments, mittlerweile auch dort, wo es um Wachstum und Vergrößerung geht.

Der Austausch

Delegation um Delegation macht sich auch aus Österreich auf, um sich vor Ort etwas von Israels Innovationskraft abzuschauen. "Mittlerweile kommen aber auch israelische Unternehmen nach Österreich", sagt Markus Haas. Von Andritz über Doka bis zum Lichtsystem-Hersteller ZKW gibt es Kooperationen. Die Investitionen haben sowohl aus Israel in Österreich als auch umgekehrt zuletzt zugenommen, so Haas.

Genauso wie in Österreich ist aber auch Israel auf der Suche nach Fachkräften. Gleich 57 israelische Unternehmen sind 2021 an die Börse gegangen. Insgesamt existieren in Israel 97 Unicorns.

Und es werden laufend mehr. Sie alle brauchen gute Mitarbeiter, vor allem Technologie-Spezialisten "Das ist ein großes Thema", sagt der Wirtschaftsdelegierte. Ziemlich sicher wird es aber auch dafür wieder neue Ansätze geben.

Lesetipp

  • Interview mit Ami Appelbaum, Chef-Wissenschaftlicher von Israels Innovationsagentur: "Kein Staat der Welt kann Innovationen einfach diktieren"

Der Artikel ist der trend. PREMIUM Ausgabe vom 28.10.2022 entnommen.

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