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Erster Verhandlungstermin gegen den Bierriesen: Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hatte die Verhängung einer „angemessenen Geldbuße" wegen Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stelllung verlangt.
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Die Nervosität ist nach der kürzlich verhängten Kartell-Rekordstrafe für die Billa-Mutter Rewe in Höhe von 70 Millionen Euro hoch: Am Dienstagvormittag findet der erste Verhandlungstermin in der Causa Brau Union am Wiener Kartellgericht statt. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hatte im Juni 2024 bei Gericht die Verhängung einer „angemessenen Geldbuße“ gegen Österreichs größten Bierhersteller Brau Union beantragt. Die österreichische Heineken-Tochter weist die Vorwürfe zurück.
Konkret soll aus Sicht der BWB die Brau Union ihre marktbeherrschende Stellung ausgenutzt und Getränkeabnehmern gedroht haben, ihnen kein Bier mehr zu verkaufen, wenn sie nicht auch andere Getränke von der Brau Union beziehen. Darüber hinaus soll die Brau Union Abnehmer verpflichtet haben, keine Getränke anderer Wettbewerber im Sortiment zu führen oder den überwiegenden Teil des Sortiments über die Brau Union abzudecken. Auch soll es zu Markt- und Kundenaufteilungen gekommen sein, die aber teilweise bereits abgestellt wurden. Weiters wirft die BWB dem Konzern vor, wettbewerbssensible Daten ausgetauscht zu haben, um etwa den Markt und den Markteintritt von Konkurrenzunternehmen zu überwachen.
Zur Brau Union, die laut Firmen-Compass 2023 mit 20 Biermarken einen Umsatz von 926 Mio. Euro und einen Nettogewinn von 57 Mio. Euro erzielte, gehören unter anderem die Biermarken Fohrenburger, Gösser, Puntigamer, Schwechater, Villacher und Zipfer. Rund die Hälfte der gesamt 10 Millionen Hektoliter Bier, die hierzulande jedes Jahr produziert werden, stammen von Österreichs Marktführer.
„Grundlegendes Missverständnis"
Das Kartellgericht kann Geldstrafen in Höhe von bis zu 10 Prozent des Konzernumsatzes verhängen. Die Brau-Union-Mutter Heineken würde bei einer Geldstrafe mithaften, ist aber ausdrücklich nicht von den Ermittlungen betroffen und hat auch keine Verstöße begangen, hieß es von der BWB. Maßstab für die Geldbußenbemessung ist der gesamte Konzernumsatz von Heineken, der im Jahr 2023 bei über 36 Mrd. Euro lag. Damit die börsennotierte niederländische Konzernmutter das Gerichtsverfahren mitverfolgen kann, wurden die gesamten Gerichtsunterlagen auf Englisch übersetzt.
Die Verbraucher hätten rund um die erhobenen Vorwürfe nicht draufgezahlt, betonte der Braukonzern in seiner Stellungnahme nach dem BWB-Antrag im Juni 2024, er sprach von einem „grundlegenden Missverständnis". Die „Bedenken der BWB“ würden sich „nicht auf Themen, die Auswirkungen auf die Preisgestaltung“ der Brau Union für Endverbraucher oder Kundinnen und Kunden in der Hotellerie und Gastronomie beziehen: „Bei den Bedenken der BWB geht es um die Zusammenarbeit der Brau Union (...) mit ihren Distributions- und Logistikpartnern.“ Offenkundig wurde die Situation aber unterschätzt, schrieb der trend damals.