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Prinzipiell wird man in Österreich wohl noch längere Zeit auf Ski und Snowboard talwärts rauschen können. "Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird der Zeitraum mit natürlicher Schneebedeckung in Regionen von 1.500 bis 2.500 Meter Seehöhe bis im Jahr 2100 um 25 Prozent geringer sein", erklärt Marc Olefs, Leiter der Abteilung Klimaforschung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Mit einem wirksamen Klimaschutz auf globaler Ebene ließe sich dieses Minus laut einer Studie, an der unter anderem die ZAMG sowie die Uni Innsbruck beteiligt waren, auf etwa zehn Prozent drücken.
"Selbst im Worst-Case-Szenario würde es dann in höheren Lagen noch möglich sein, Skisport zu betreiben, weil es im Kernwinter kalt genug ist", sagte Olefs im APA-Gespräch. "Darunter passiert aber massiv etwas." In Lagen um 1.000 Meter Seehöhe und weniger werde es einen viel drastischeren Rückgang der Schneedecke geben. Das könnte mittel- und langfristig zum Verschwinden von Skigebieten führen. Olefs: "Skifahren wird sich eher auf Gunstlagen reduzieren, auf höhere Lagen und größere Gebiete."
Kosten und Energieaufwand steigen
Nicht nur die höheren Temperaturen, die auch das Zeitfenster für die technische Beschneiung verringern, setzen dem Wintertourismus zu. Gleichzeitig steigen der Aufwand und die Kosten, da eine gewaltige technische Maschinerie hinter dem Schneesport laufend bedient werden muss. Ein besonderer Fall ist der kommende Winter mit Energiekrise und Inflation. Vor allem der Strom ist ein Treiber, aber auch der Diesel für Pistenfahrzeuge und das Personal wird teurer.
Ein anderer Aspekt ist, dass enorm heiße und trockene Sommer wie 2022 die Gletscher extrem belasten. Ende Juli mussten die Bergbahnen im schweizerischen Zermatt den Skibetrieb einstellen. Weil es im Juli und August keine Gletscher-Optionen in Österreich gibt, hoben die ÖSV-Sportler wie andere Nationen deshalb nach Argentinien und Chile ab. "Das Training unseres Skiteams in Übersee schafft natürlich erhebliche budgetäre Belastungen", sagt ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer. "Um sportlich konkurrenzfähig zu bleiben, ist es aber unvermeidbar, dass auch im Sommer und Herbst auf Schnee trainiert wird."
Gletscherskigebiete verschwinden
Diese Möglichkeit werde in Europa weiterhin auf wenige sehr hohe Regionen, wie man sie etwa in der Schweiz vorfindet, beschränkt bleiben. Die Südhalbkugel wird daher auf absehbare Zeit eine Alternative sein. Andererseits denkt der ÖSV weiter. "Als Verband arbeiten wir bereits an einer Vision und Strategie, um - unter Berücksichtigung der Klimaveränderung - auch weiterhin einen ausgewogenen Trainingsbetrieb sicherstellen zu können", erläuterte Scherer. Künftig will man etwa das Schneetraining im Frühling verlängern und im Herbst früher beginnen.
Eine Kritikerin des ganzjährigen Skibetriebs ist Carmen de Jong von der Universität Straßburg. "Skifahren und die menschliche Bewirtschaftung beschleunigen das Abschmelzen der Gletscher", sagt die Hydrologin. "Durch die Pistenraupen entstehen Rinnen, in denen sich das Wasser ansammelt. Was auch zur Beschleunigung beiträgt, ist das Snowfarming. Dabei wird Schnee von oberen Teilen des Gletschers, wo er geschützt ist, nach unten transferiert, wo er schneller wegschmilzt."
Mehr Nachhaltigkeit im Tourismus
In Österreich ortet De Jong ein gewisses Abwehrverhalten. Expertinnen und Experten würden mit der Ski-Industrie gemeinsame Sache machen und teilweise bezahlen lassen, sprach sie Klartext. "Da gibt es dann unseriöse Studien zu den positiven Auswirkungen des Kunstschnees auf den Klimawandel." Vielmehr verursache die technische Beschneiung und Bearbeitung der Pisten mit tonnenschweren Geräten Bodenerosion, zerstöre die Vegetation und beeinträchtige die Wasserqualität.
Laut dem Klimaforscher Olefs müsste im Wintertourismus eine Wende zur Nachhaltigkeit gelingen. Er plädiert dazu für einen wirtschaftlichen Ausgleich zwischen Großen und Kleinen und für mehr Kooperation. Die Initiative "Alpine Pearls", die 19 kleinere Alpen-Destinationen wie Hinterstoder und Werfenweng gestartet haben, sei ein Beispiel. Großes Potenzial liege auch bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in den Gebirgsräumen brach. Der größte Hebel jedoch wäre die Mobilität. "Bei einem typischen einwöchigen Skiurlaub mit dem Auto hat die Anreise den größten Anteil am CO2-Fußabdruck", erläuterte Olefs. Das Klimaticket sei ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber: "Da gibt es noch extrem viel Luft nach oben."