
Christoph Dichand könnte sich mit einer Unterschrift eine satte Mehrheit am wichtigsten Printmedium des Landes sichern. Doch er zögert noch.
©PICTUREDESK.COM/ANDREAS TISCHLERDie Vereinbarung, um wieder 100 Prozent an der Kronen Zeitung zu erlangen, liegt vor und müsste bis 10. März unterfertigt werden. Aber die Dichand-Geschwister sind noch uneins. Die Kunstsammlung spielt dabei eine Rolle.
Klappt es diesmal? Der Versuch von Christoph Dichand, wieder 100 Prozent an der „Kronen Zeitung“ zu übernehmen, schien in den letzten Monaten schon mehrmals in trockenen Tüchern zu sein, wurde aber nicht finalisiert. Nun liegt eine fixe Vereinbarung mit der deutschen Funke-Gruppe vor, die über ihre NKZ Austria-Beteiligungs GmbH 50 Prozent am Krone-Verlag hält. Davon knapp die Hälfte gehören seit 2019 René Benko, über die aber der Verwalter seiner Konkursmasse entscheidet – und mit dem ist alles geklärt. Die Funke-Eigentümerfamilie Grotkamp hat das sogenannte Share Purchase Agreement (SPA), das die genauen Bedingungen ihres Ausstiegs festlegt, unterschrieben – unter dem Vorbehalt einer Einigung innerhalb der Familie Dichand und mit Frist bis 10. März für die Entscheidung.
Allerdings kam es just in der Zielgeraden zu Reibereien zwischen „Krone“-Chef Christoph Dichand, 60, seiner Schwester Johanna und Bruder Michael. Denn nach dem Tod von deren Mutter, Helga Dichand, im Juni 2024 muss zusammen mit den Verhältnissen bei der „Krone“ die gesamte, Hunderte Millionen schwere Verlassenschaft geregelt werden. Was die Sache ziemlich verkompliziert. Die Witwe des Gründers hielt wie jedes ihrer Kinder je 12,5 Prozent an dem Medienunternehmen, zudem umfasst das Erbe eine umfangreiche Kunstsammlung, Immobilien und weitere Vermögenswerte.
Einerseits geht es nun um garantierte Gewinnausschüttungen, die der Familie über Jahrzehnte vertraglich zugesichert waren, mit dem Funke-Ausstieg aber wegfallen. Die Geschwister verlangten deshalb Kompensationen von Christoph Dichand für die je knapp zwei Millionen Euro im Jahr, die ihnen bislang zustanden. Andererseits will Johanna Dichand, 61, komplett aussteigen. Das macht auch langwierige Gespräche über die Ablöse ihrer Anteile nötig.
Laut mit der Materie vertrauten Personen, die anonym bleiben wollen, möchte die Kunstexpertin, die früher etwa die Galerie Würthle führte und am Aktionshaus Dorotheum beteiligt ist, für ihren Rückzug das Klimt-Werk „Danae“, das Prunkstück der Sammlung Dichand. Das Gemälde wird am Markt auf mindestens 50 Millionen Euro geschätzt. Christoph Dichand ist dem Vernehmen nach noch unschlüssig, ob die Abgeltung von Ansprüchen mit Kunstwerken ein guter Deal für ihn sei. Sein Zögern ist zwar nachvollziehbar: International nachgefragte Bilder sind punkto Wertentwicklung möglicherweise attraktiver als das Investment in ein Printmedium, auch wenn es sich um das Größte im Land handelt.
Sehr günstiger Preis
Aber die Zeit dafür drängt. Um Rechtssicherheit zu haben, besteht die Funke-Gruppe auf Unterschriften von allen drei Geschwistern unter Verträgen, obwohl Christoph Dichand mit einer Vollmacht ausgestattet ist beziehungsweise jedenfalls bis vor dem Familienzwist war. „Klimt oder Krone“, bringen Insider die fällige Entscheidung auf den Punkt.
Am Preis für die „Krone“-Anteile würde die Sache nicht scheitern. Mehrere Schiedsgerichtsverfahren zwischen den Gesellschaftern blockierten die früher noch höheren Vorabgewinne für die Familie Dichand über Jahre, was sich auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag addiert hat. Abzüglich dieser nicht ausbezahlten Summe und aufgrund der Tatsache, dass sich die Bewertung der „Krone“ wie bei allen klassischen Medien in den letzten Jahren deutlich reduziert hat, sind nur rund 15 Millionen Euro in Cash auf den Tisch von Funke zu legen.
Dem Preis, den René Benko 2019 für seinen Anteil bezahlte, lag noch ein Gesamtwert der „Krone“ von deutlich über 300 Millionen Euro zugrunde. Später schrieb seine Signa schon 20 Prozent der Beteiligung ab. Mittlerweile geht es in Richtung Hälfte.
Noch ist offen, ob die Transaktion innerhalb der jetzt laufenden Frist oder zeitnah danach klappt. Wenn ja, würde Christoph Dichand mehr als zwei Drittel an der „Krone“ halten, sein Bruder Michael als Minderheitsgesellschafter den Rest. Pläne zur Beschleunigung der digitalen Transformation wären in Vorbereitung, vor allem zum Aufbau von digitalen Marktplätzen, um die Marke „Krone“ besser für Immobilien, Reisen, Jobangebote etc. nutzen zu können.
In einem nächsten Schritt stünde die Neustrukturierung der Mediaprint an, der gemeinsamen Gesellschaft von „Krone“ und dem zum niederösterreichischen Raiffeisen-Sektor gehörenden „Kurier“. Derzeit fließen dort die Erträge beider Medien hinein; die Gewinne werden im Verhältnis 70 zu 30 aufgeteilt. Künftig soll die Mediaprint aber nur noch als reine Dienstleistungsgesellschaft fungieren. Raiff eisen hat ihre Verhandlungen mit der Funke-Gruppe, der auch 49 Prozent des „Kurier“ gehören, ruhend gestellt, bis die Causa mit den Dichands finalisiert ist.
Immerhin: Die Mediaprint operiert nach 24 Millionen Euro Verlust 2024 aktuell wieder positiv. Internen Informationen zufolge wird zum Halbjahr 2025 ein zweistelliges Plus erwartet. Den größten Beitrag liefern dabei die gesunkenen Papierpreise und der Personalabbau.