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KMU forscht (II): Wie Bauen grüner wird

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Projektleiterin Cornelia Bauer vom VÖZ experimentiert mit neuen Zementsorten.

©VÖZ/ACR
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Ein neuer, klimafitter Zement könnte in der Baubranche für Furore sorgen – verbaut ist er bereits in einer Salzburger Volksschule.

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Die Erfindung trägt das schmucklose Kürzel CEM II/C und ist bereits unter unterschiedlichsten Produktnamen verschiedener Hersteller in Baumärkten erhältlich. Und sie ist buchstäblich fundamental, denn „unser Werkstoff ist das Fundament für Bauwerke, die hundert Jahre halten müssen“, formuliert Stefan Krispel, Geschäftsführer von Smart Minerals, einem Joint Venture von TU Wien und dem ACR-Institut VÖZ, der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie.

Der grüne Zement hat im Vergleich zum Standardprodukt einen um rund 25 Prozent kleineren CO2 -Fußbabdruck – und das im Wesentlichen ohne Verlust an Leistungsfähigkeit, wie die Entwickler behaupten. Vorrangig war die Reduktion des sogenannten „Klinkeranteils“, der gebrannten Komponente im Zement. Die Herstellung des „Klinkers“ verursacht den Großteil der CO2 -Emissionen, dabei werden Rohstoffe wie Kalkstein, Ton und Mergel zu Rohmehl vermahlen und bei hohen Temperaturen gebrannt.

Entstanden ist die Innovation, ausgezeichnet mit einem ACR-Innovationspreis, nicht nur durch Tüfteln im Labor, sondern im Zusammenspiel mit großen und kleinen Zementerzeugern, die über großtechnische Anlagen verfügen und so durch industrielle Mahlungen das Verfahren optimiert haben. „Es ist ein Mega-Aufwand für ein einzelnes Unternehmen, ein derartiges Forschungsprojekt einzureichen“, streicht Projektleiterin Cornelia Bauer vom VÖZ den Vorteil der Kooperation hervor: „Es haben wirklich alle an einem Strang gezogen.“

Einer der Frontrunner ist die Salzburger Firma Leube Zement, deren klimafitter Zement von der Salzburg Wohnbau GmbH zum Bau der Volksschule in Adnet verwendet wurde. Ein höherer Preis lässt sich angesichts der schweren Krise in der Baubranche für die Neuerung derzeit noch nicht erzielen, sagt Leube-CEO Heimo Berger. Dennoch macht der neue Zement „bereits zehn Prozent unseres Umsatzes aus, er ist eindeutig ein Erfolg geworden“.

Der große Vorteil ist, dass weder die Hersteller fundamental neue Anlagen errichten noch die Tausenden Baumeister im Land sich in der Anwendung umstellen müssen. Bei rund vier Millionen Tonnen des Baustoffs, die in Österreich jährlich hergestellt werden, ist der potenzielle Hebel bei überschaubar geringer Verhaltensänderung enorm.

Die österreichische Zementindustrie hat schon 2022 eine Roadmap vorgelegt, wie bis 2050 Klimaneutralität in der Branche erreicht werden kann. Ein Drittel der CO2 -Mengenreduktion soll dabei bei der Herstellung des „Klinkers“ erfolgen.

KMU

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