
Stefan Pierer liegt nicht nur mit den Banken im Clinch, sondern bereits auch mit dem neuen Chefkontrollor seiner Pierer Mobility AG.
©Trend/Lukas IlgnerTrotz des Ja zur Sanierung ist Ex-KTM-Boss Stefan Pierer nicht aus dem Schneider. Die Banken prüfen Haftungsansprüche.
Für die insolvente KTM-Gruppe ist das Ärgste vorerst abgewendet, nachdem die Gläubiger – überwiegend Banken – am 25. Februar dem Sanierungsplan zustimmten. Bei den Kreditgebern, die rund 1,4 Milliarden Euro der über 2,2 Milliarden großteils unbesicherten Forderungen abschreiben müssen, herrscht aber noch böses Blut. Ein Grund: In dem auf zwei Jahre anberaumten Sanierungszeitraum wird KTM laut Businessplan keinen Gewinn erzielen. Erst ab 2027/28 ist wieder ein operatives Ergebnis von 250 Millionen vorgesehen – von dem die Banken dann aber nichts mehr sehen, weil KTM-Zampano Stefan Pierer eine Superquote oder einen Besserungsschein verweigerte.
Er brüskierte damit auch seinen CEO Gottfried Neumeister und Stephan Zöchling, den neuen Aufsichtsratschef des KTM-Mutterkonzerns Pierer Mobility AG, die wochenlang verhandelt hatten. Ein Vertreter der Finanzinstitute spricht gegenüber trend von einer „Schweinerei“. Zustimmen habe man trotzdem müssen, um nicht noch mehr Geld zu verlieren.
Für Pierer selbst kann das dicke Ende aber noch kommen. Die Banken, die ihm Arroganz und Ignoranz vorhalten, bereiten die Prüfung von Haftungsansprüchen gegenüber Organen und der börsennotierten Pierer Mobility vor. Dort hält neben dem einst gefeierten Unternehmer auch die indische Familie Bajaj durchgerechnet 37 Prozent. Rajiv Bajaj ist Vizeaufsichtsratspräsident bei KTM und Vorsitzender des Prüfungsausschusses, trägt also Mitverantwortung. Außerdem ist er der viertreichste Inder, für Gläubiger gäbe es einiges zu holen.
Die Staatsanwaltschaft wurde ebenfalls tätig, und es gibt Berichte von Forensikern, die dem Vernehmen nach den Banken in die Hände spielen könnten. Die sind gegenüber Pierer misstrauisch, spätestens seit ruchbar wurde, dass kurz vor der Insolvenz 35 Millionen Euro von KTM zur Pierer Mobility flossen, weil dort sonst ein Schuldschein geplatzt wäre. Mit Hilfe Zöchlings konnte diese Causa repariert werden.
Jede Menge Zoff
Banken und Kapitalmarkt sind inzwischen einhellig der Meinung, Stefan Pierer solle sich nicht nur bei KTM ganz zurückziehen. Auch zwischen Pierer und Zöchling hängt schon nach kurzer Zeit der Haussegen schief. So hält es Zweiterer offenbar für keine so gute Idee, dass Pierer die Roadshows für eine große Kapitalerhöhung bei der Mobility AG selbst machen will. Außerdem pocht Zöchling immer wieder auf die penible Einhaltung des Aktienrechts und der Kapitalmarktgesetze, und es hat den Anschein, als wäre das manchen in der Gruppe lästig.
Zöchling will sich dazu nicht äußern, antwortet aber auf die Frage, ob er an dem Plan festhält, neben anderen Investoren bei Pierer Mobility einzusteigen, schriftlich: „Ich stehe dazu, bis zu 200 Millionen bei der Kapitalerhöhung zu zeichnen, warte aber einmal ab, wie sich die bisherigen Gesellschafter verhalten.“
Ein Anwalt spricht von „erheblichen Haftungen der früheren Organe. Die Banker wetzen schon die Messer.“ Einer von ihnen, der nicht genannt werden will, bestätigt: „Mit der Annahme des Sanierungsplans ist die Nummer für Pierer & Co. noch nicht vorbei.“
Der Artikel erscheint in der trend.PREMIUM-Ausgabe vom 7. März 2025.
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