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KTM gegen KTM: Bruderzwist in Mattighofen

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KTM gegen KTM: Bruderzwist in Mattighofen
E-Mountainbike-Pionier KTM Fahrrad sieht seine Markenrechte verletzt und hat rechtliche Schritte gegen KTM Industries eingeleitet.©Heiko Mandl / KTM
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Der E-Bike-Boom hat bei Stefan Pierer, dem Chef des börsenotierten Motorrad-Herstellers KTM AG, die Lust geweckt, in das lukrative Wachstumssegment einzusteigen. Die KTM Fahrrad GmbH wertet dies als Verstoß gegen die Lizenzvereinbarungen und hat rechtliche Schritte eingeleitet.

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Duell in Mattighofen. KTM gegen KTM, Fahrradhersteller gegen Motorradhersteller - dieses Match spitzt sich derzeit in der 6.000-Seelen-Gemeinde Mattighofen im Innviertel, nahe an der der österreichisch-deutschen Grenze zu.

Losgetreten wurde der Bruderzwist durch den E-Bike-Boom, der in den letzten Jahren das Fahrradgeschäft komplett umgekrempelt hat, und der sich wohl ungebremst weiter fortsetzen wird: Erst vor kurzem hat der Sporthändler Intersport eine Markterhebung durchgeführt und das Potenzial für E-Bikes in Österreich für die nächsten Jahre mit 600.000 Stück beziffert.

Das Potenzial hat etliche Neueinsteiger auf den Plan gerufen. Auch Stefan Pierer, des Chef des börsenotierten Motorradherstellers KTM Industries, will sich seinen Kuchen vom E-Bike-Geschäft abschneiden. Dabei stößt Pierer nun allerdings auf Widerstand seitens der ebenfalls in Mattighofen beheimateten KTM Fahrrad GmbH und deren Eigentümerin Carol Urkauf-Chen.

Die doppelte Firma

Der Hintergrund: In den 1990er Jahren stand die damalige KTM Motor-Fahrzeugbau KG als Folge einer schweren Krise vor der Pleite. Das Unternehmen wurde in die Motorrad- und die Fahrradsparte aufgespalten. Die Motorrad-Sparte wurde als KTM Sportmotorcycles GmbH (heute: KTM Industries) neu gegründet, die Fahrrad-Sparte als KTM Fahrrad GmbH.

Die beiden Unternehmen agierten fortan völlig getrennt und unabhängig voneinander und wurden seither von ihren Eigentümern erfolgreich saniert und in ihren Branchen wieder zu weltweit anerkannten und erfolgreichen Unternehmen aufgebaut: KTM Fahrrad hat im Jahr 2016 stolze 240.000 Räder hergestellt - fast doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. Exportiert wird in 50 Länder, und gebaut wird alles, was irgendwie an "Rad" erinnert. Mit 350 Mitarbeitern wurden im letzten Jahr 180 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet, spätestens 2020 sollen 200 Millionen sein.

Auf der anderen Seite steht die ungleich größere, börsenotierte KTM Industries. Das Unternehmen erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2016 mit über 5.000 Mitarbeitern 1,34 Milliarden Euro Umsatz. Mit 203.423 verkauften Motorrädern der Marken KTM und Husquarna ist das Unternehmen in Europa an Stückzahlen gemessen die Nummer eins vor BMW und Triumph.

Im Lizenzvertrag von 1997 wurde die Verwendung des Markennamens KTM und der Nutzung der Rechte daran für beide Unternehmen festgehalten. Darin wurde auch geregelt, dass die KTM Fahrrad GmbH das weltweit exklusive Recht zur Nutzung der Marke und des Schlagwortes "KTM" in der Fahrradbranche erhält. Zwanzig Jahre später beruft sich die KTM Fahrrad GmbH nun genau auf diesen Vertrag, um zu verhindern, dass ihr mit dem eigenen Namen Konkurrenz gemacht wird.

E-Bike-Boom made by KTM

Über viele Jahre hinweg hatten E-Bikes ein Nischendasein gefristet, waren als Fahrbehelfe für Menschen mit eingeschränkter Mobilität und Altere, Unsportliche missachtet worden. Das wahre Potenzial der E-Bikes wurde unterschätzt, bis die KTM Fahrrad GmbH - Österreichs mit Respektabstand größter Fahrradhersteller - die Idee hatte, einen Elektromotor in ein Mountainbike einzubauen. Im Jahr 2009 wurde KTM in der Branche dafür belächelt. Ein E-Motor in einem Mountainbike galt als unsportlich, feig und Fauxpas.

Bald darauf war jedoch klar, dass KTM auf das richtige Pferd gesetzt hatte. Die E-Bikes entwickelten sich zu einem Verkaufsschlager. Die ganze Fahrradbranche sprang auf den Trend auf, und mittlerweile gibt es in allen Produktgruppen und Untersegmenten - vom Kinderrad über Touren-Räder, Mountainbikes bis hin zu Rennrädern - Modelle mit Elektromotoren.

Pierers Vorstoß: Pexco

Im Juli hatt KTM Industries Chef Pierer dennoch einen Weg in Richtung E-Bike-Geschäft eingeschlagen. Er gründete mit Susanne Puello, der vormaligen Chefin des deutschen E-Bike-Herstellers Haibike, das neue Unternehmen Pexco, die Ende August auf der Fahrradmesse Eurobike in Friedrichshafen der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Mit Stefan Pierer und der KTM Industries AG habe man den idealen Partner gefunden, erklärte Puello. „Mit der KTM Industries AG als Vollfahrzeughersteller haben wir vor allem in Sachen Innovation und Technik Zugang zu völlig neuen sowie bisher undenkbaren Technologien und Ressourcen.“

Auch Pierer sprach bei der Firmenpräsentation offen über die zahlreichen Synergien, die sich aus der Zusammenarbeit ergäben. Und erklärte, dass der logische nächste Schritt für KTM Motorrad sei, angrenzende Marktsegmente zu erschließen. "Die Fahrradbranche liegt da natürlich nahe“, sagte Pierer. Außerdem verfolge seine Gruppe noch das Ziel, Marktführer in Sachen Zero Emission für Zweirad- und Leichtgewichtfahrzeuge zu werden. Auch dafür müsse man die Fahrradbranche als derzeit interessanten Wachstumsmarkt mit bedienen.

Alarm in Mattighofen

Bei der KTM Fahrrad GmbH in Mattighofen schrillten sofort die Alarmglocken, zumal Pexco für die Saison 2018 auch gleich eine breite Produktpalette in Aussicht stellte: Mountainbikes, Trekking, Kinder- und Jugendrädern, zunächst ohne elektrische Unterstützung und in der Folge ein großes Sortiment an eBikes.

Sowohl in Deutschland als auch in Österreich wurden rechtliche Schritte gegen den neuen Konkurrenten eingeleitet. In einem Eilverfahren hat man mit Hilfe einer einstweiligen Verfügung versucht, Pexco dazu zu bringen, sämtliche Hinweise auf eine Kooperation mit KTM zu entfernen, was den Mattighofenern allerdings nur teilweise gelungen ist.

"Im Fahrradbereich gibt es nur ein einziges Unternehmen, dass berechtigt ist, das Schlagwort und den Markennamen KTM zu verwenden, und das sind wir", hält das Unternehmen in einer nun ausgeschickten Erklärung fest. Man habe Pexco kein Recht eingeräumt, das Unternehmenskennzeichen "KTM" im Bereich Fahrrad zu verwenden. Und man lässt keine Zweifel daran, dass man etwas Anderes nicht dulden wird: "Wir drängen auf eine schnelle Lösung, die wir notfalls auch gerichtlich einfordern."

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