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Michael Tojner: "Bin eine Figur, an der sich viele reiben" [INTERVIEW]

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Michael Tojner: "Bin eine Figur, an der sich viele reiben" [INTERVIEW]
Michael Tojner, geb. 1966 in Steyr, promovierte sowohl in Rechts-als auch in Wirtschaftswissenschaften. Er startete als Venture Capitalist (Global Equity Partners) und ist heute Eigentümer der Industrieholding Montana Tech Components. Mit Wert-Invest besitzt er auch ein Hunderte Millionen Euro schweres Immobilienportfolio. Und er ist der Motor bei Rapid Wien.©Felix Lang
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Unternehmer Michael Tojner über die schwere Krise seines Batterieherstellers Varta und wie er sie lösen will. Nach einer "Pechsträhne" mit noch vielen anderen Baustellen hofft er auf die Wende.

trend: Wie viele andere Unternehmer haben Sie schon bessere Zeiten erlebt. Kommt Wehmut auf, wenn man innerhalb eines Jahres um eineinhalb bis zwei Milliarden ärmer geworden ist?
Michael Tojner: Nein, das ist mein kleinstes Problem. Wenn man die Strategie hat, in allen Beteiligungen Mehrheitsaktionär zu sein, ist der Papierwert - also die Anzahl der Aktien mal Kurs - eine nette Orientierung, aber nicht mehr. Mich treibt an, Firmen auf eine höhere Ebene zu bringen. Mit Varta, Montana Aerospace und Aluflexpack haben wir bei 300 Millionen Euro Umsatz und 3.500 Beschäftigten angefangen. Jetzt stehen wir bei zwei Milliarden und 13.000 Arbeitsplätzen. Die aktuelle Bewertung hat zumindest den angenehmen Nebeneffekt, dass ich aus dem obersten Bereich der trend- Reichstenliste verschwinde.

Mit Varta ging es zuletzt eine Ebene nach unten: Kursabsturz, Umsatz- und Ergebniseinbruch. Wie soll das Unternehmen aus dieser Krise wieder rauskommen?
Die Situation bei Varta war auch für mich völlig überraschend. Noch im September 2022 wurde ein kleiner Rückgang in Aussicht gestellt, aber nicht in diesem Maßstab. Varta war bis 2020/21 eine Erfolgsstory: Unter anderem durch den Rückkauf der Consumer-Batterien und weil uns ein großer US-Konzern (Apple, Anm.) als Partner für die Markteinführung seiner drahtlosen Kopfhörer ausgewählt hat. Das war ein irrsinniger Turbo und gleichzeitig ein Fluch.

Wieso Fluch?
2021 verlangte man von uns ein riesiges Investment, um künftig 300 Millionen Batteriezellen liefern zu können. Daraufhin hat Varta für 500 Millionen Euro die Produktion ausgebaut - was exakt mit unserer heutigen Verschuldung korreliert. Aber erstens kam das Marktwachstum bei Kopfhörern nicht wie erwartet, zweitens haben die Amerikaner einen zweiten Lieferanten (Samsung, Anm.) genommen. Jetzt haben wir eine Kapazität von 400 Millionen Zellen -und verkaufen 60 Millionen. Wir gehen davon aus, dass wir das Werk nicht vor 2027 auslasten können. Dazu kommt leider noch die Belastung der extrem gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise. Allein bei Lithium sprechen wir von plus 600 Prozent.

Das ehrgeizige Projekt, mit der Marke V4Drive zum Big Player für E-Auto-Batterien in Europa zu werden, blieb aber ebenfalls auf der Strecke, richtig?
Richtig ist, dass der totale Fokus auf V4Drive der dritte Belastungsfaktor ist. Das hat zum Managementwechsel und zur angelaufenen Restrukturierung von Varta geführt.

Es gibt ein aktuelles Sanierungsgutachten der KPMG, das grob umrissen was besagt?
Einsparungsmaßnahmen in allen Segmenten. Das heißt, dass wir rund zehn Prozent der Beschäftigten abbauen müssen. Auch das bisherige Management hat mit schwäbischer Konsequenz auf die Kosten geschaut. Aber alles bei Varta war nur auf Megadurchstarten angelegt. Jetzt müssen wir einmal kräftig konsolidieren. Ich gebe zu, ich stehe wegen dieser Situation sehr unter Strom - so wie seit 15 Jahren nicht mehr.

Glauben Ihre Berater und die Banken ohne Vorbehalte an die Sanierung der Varta?
Ja, KPMG bescheinigt uns eine gesunde Firma. Der Batteriemarkt per se ist ein Wachstumsmarkt. Wegwerfbatterien werden irgendwann der Vergangenheit angehören, weil alles aufladbar sein muss. Und Varta ist hier der absolute Marktführer. Wir haben auch eine Menge anderer Innovationspotenziale. Ein Beispiel ist die von uns entwickelte Printed Battery, die sonst niemand auf der Welt hat. Sie lässt sich wie ein Etikett samt Chip z. B. auf Container kleben, die so überall auf der Welt nachverfolgt werden können. Ein Produkt, das u. a. die Lufthansa haben will. Meine Hoffnung wäre, dass irgendwann auch auf dem Gepäckstück jedes Passagiers eine Printed Battery klebt. Ein viel größerer Markt sind durch den Ausbau erneuerbarer Energien die Speicherbatterien, wo wir schon im Herbst mit neuen Produkten kommen. Und wir wollen bei den kleinen Knopfzellen die Kundenbasis verbreitern. Für die E-Auto-Batterie lautet die Empfehlung seitens KPMG: volle Konzentration auf nur ein Projekt.

Dass es sich dabei um die V4Drive-Kooperation mit Porsche handelt, ist kein großes Geheimnis mehr. Aber das heißt, Ihre Vision einer europäischen Batterieerzeugung für Elektrofahrzeuge ist damit gestoppt?
Nein! Wir haben einen Rückschlag zu verarbeiten, aber damit muss man immer rechnen, wenn man große Sprünge macht. Behutsame Schritte sind nicht mein Naturell. Ja, wir waren in der Euphorie des Erfolges zu schnell unterwegs. Deshalb wollen wir jetzt einen technologischen Meilenstein setzen und die sogenannte große Lithium-Ionen-Zelle für den Automotivbereich einmal erfolgreich am Markt platzieren. Ab 2025 können wir wieder in größeren Dimensionen denken.

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k.A © trend

Der geplante Börsengang mit V4Drive ist aber vom Tisch?
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Um aus unserer Nische herauszukommen, braucht es Kapital. Ich gehe von mehr als einer Milliarde Euro Eigenkapital aus, die wir benötigen würden. Jetzt zeigen wir einmal, dass wir es können. Dann schauen wir, ob wir uns größer in Richtung deutscher Premiumautohersteller aufstellen können.

Sie haben eine soeben abgeschlossene Kapitalerhöhung bei Varta allein gestemmt. Wohl in erster Linie zur Beruhigung der Banken?
Die Banken haben einen Eigenkapitalbeitrag gefordert. Den haben wir mit den 51 Millionen Euro aus der Kapitalerhöhung erbracht und so rasch eine Einigung erzielt.

Sie mussten viel Kritik einstecken, weil Sie im Herbst 2022 vor dem Kursrutsch und dem Vorstandsumbau Varta-Aktien für 60 Millionen Euro verkauft haben. Jetzt schießen Sie bei sehr viel niedrigerem Kurs wieder 50 Millionen ein und bekommen dafür ca. viermal so viele Aktien. Wird das nicht wieder Ärger schüren?
Ich kann nur sagen: Hätte ich geahnt, was passiert, und wäre ich ein gewöhnlicher Investor, dann hätte ich damals nicht ein, zwei Prozent der Anteile abgegeben -sondern sehr viele Aktien verkauft. Meine Varta-Beteiligung war 2,5 Milliarden Euro wert. Da hätten viele gesagt: vielen Dank und auf Wiedersehen! Ich bin aber kein Investor, sondern denke als Unternehmer anders. Ich werde Mehrheitseigentümer meiner Unternehmen bleiben, habe aber immer wieder Aktien verkauft, um den Erlös wieder zu investieren. Zuletzt in die Montana Aerospace, als sie pandemiebedingt in der Krise steckte. Als alle anderen auf die Bremse stiegen, haben wir 200 Millionen Euro investiert und sind heute für die größten Flugzeughersteller die erste Wahl als Zulieferer. Auch unser drittes Unternehmen, die Aluflexpack (Verpackungen, Anm.), liefert eine Topperformance ab. An mich selbst hat der Konzern in 15 Jahren nur ein einziges Mal Dividenden ausgeschüttet, so gut wie alles ist in die Beteiligungen geflossen.

Wo steht die Montana Aerospace jetzt? Die Luftfahrt boomt wieder, so ganz drückt sich das in den Kennzahlen aber noch nicht aus, oder?
Ich hoffe, dass wir 2023 bei einem Umsatz von 1,5 Milliarden Euro einen Nettogewinn erzielen. Als starkes Zeichen, dass wir die Phase ab 2020 hinter uns gelassen haben. Aber eines ist klar: Die Pandemie hat in der gesamten Branche -von den Herstellern über die Airlines bis zu den Caterern -mindestens vier Jahre der Unternehmensentwicklung zerstört. Es wird Zeit brauchen, bis unsere Kunden Airbus und Boeing wieder im normalen Modus laufen. Aber schon das Jahr 2022 war besser als von den Analysten erwartet. Ich bin überzeugt: Die Montana Aerospace hat großes Potenzial. Sie ist strategisch perfekt aufgestellt, hat große Produktionen in Asien, den USA und Europa. In jedem Verkehrsflugzeug stecken mindestens 1.500 Teile von uns.

Sie glauben nicht, dass der Kampf gegen den Klimawandel den Flugverkehr schrumpfen und damit die Flugzeugzulieferer beeinträchtigen wird?
Nein. Im Flugreiseverkehr ist alleine in Asien noch ein enormes Wachstum zu erwarten. Und ganz wichtig: Die Flugzeuge müssen noch viel effizienter werden - was für uns heißt, dass 30 Jahre alte Flieger durch neue ersetzt werden müssen, die weniger Emissionen ausstoßen.

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k.A © trend

Zur Montana Aerospace gehört auch das im Energiesektor tätige österreichische Unternehmen ASTA, wo momentan Aufwind herrscht...
Das wurde auch Zeit. ASTA hat 60 Prozent Weltmarktanteil bei Kupferdrähten für Transformatoren und Generatoren, aber jahrelang wurde zu wenig in Kraftwerksinfrastruktur und Netze investiert, weil völlig egal war, wie viel Strom bei der Übertragung verloren geht. Jetzt ist ein totaler Paradigmenwechsel eingetreten, der uns enormen Rückenwind beschert. Dazu kommt, dass auch in Elektroautos die Energieübertragung über leistungsfähige Kupferdrähte passiert. Wir überlegen, die ASTA aus der Aerospace auszugliedern und sie künftig eigenständig aufzustellen. Ein Börsengang ist eine Option.

Sie stöhnen über die hohen Energiepreise. Amerikaner und Asiaten haben die nicht. Steht aus Ihrer Sicht die Industrieproduktion in Europa auf dem Spiel?
Tendenziell, wenn wir nicht aufpassen, ist die Gefahr der Deindustrialisierung in Europa gegeben. Die hohe Energie-und Kostenabhängigkeit von Drittländern macht Europa zusammen mit überbordenden Genehmigungsverfahren, hohen Sozialkosten und Steuern nicht zum Zukunftsstandort der nächsten 50 Jahre. Wir müssen uns extrem anstrengen und die Rahmenbedingungen radikal ändern. Die Amerikaner hatten auch Deindustrialisierung die letzten 15 Jahre. Jetzt wollen sie das umdrehen. Und zwar schnell und entschieden, wie dort üblich: Förderungen, Investitionen, Steuersenkungen. Bei uns finden nur nette Pressekonferenzen auf EU-Ebene statt - mit Ankündigungen, die niemand glaubt.

Sind staatliche Energiekostenzuschüsse für Unternehmen notwendig? Es gibt Kritik wegen der Gefahr der Überförderung.
Alle schreien nach Zuschüssen, die sich der Staat in diesem Maß aber nicht leisten kann, vor allem, wenn jetzt die Zinsen steigen. Ich sehe im Energiebereich nur eine Rettung: erneuerbare Energiequellen in Kombination mit modernster Atomkraft.

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BÖRSENGANG? ASTA Energy Transmission in Niederösterreich war für Michael Tojner bislang nicht sehr lukrativ. Das änderte sich nun schlagartig. Der Weltmarktführer bei Kupferdrähten für Transformatoren und Generatoren profitiert stark von der Energiewende. ASTA soll aus der Aerospace ausgegliedert werden. Der erste Börsengang in Wien seit langem ist eine Option. © Wolfram Schroll

Was heißen die steigenden Zinsen eigentlich für die Finanzierungen und Investitionen der Unternehmen?
Wenn die Zinsen länger als zwei Jahre auf dem jetzigen Niveau bleiben, erwarte ich eine schwere Rezession. Da geht's gar nicht nur um die Industrie. Es würde auch einen Rückgang der Immobilienpreise um 20 bis 30 Prozent bedeuten, was wiederum die Konsumneigung einbrechen ließe, ein zusätzlicher Treiber in die Rezession. Auf diesem Weg sind wir schon. Aber ich glaube, dass die Notenbanken demnächst eine Kehrtwende einleiten werden.

Sie haben mit der WertInvest selbst ein großes Immobilienportfolio. Besteht da Abwertungsbedarf? Und sind Immobilien noch lohnende Investments oder droht eine längere Flaute?
Nachdem ich das Portfolio noch nie aufgewertet habe, habe ich auch keinen Abwertungsdruck. Meine Absicht war auch nie buy und sell. Nehmen Sie das neue Hotel Motto in Wien: Ich entwickle etwas und behalte es. Neue Investments stehen im Moment aber nicht unbedingt im Fokus: Wir haben drei Häuser in Wien, die wir noch fertig entwickeln und dann vermieten, weitere zwei Projekte in den USA - und mein Sorgenkind, das Hotel InterContinental.

Um dieses Kernstück Ihres berühmt-berüchtigten Heumarkt-Projekts in Wien gibt es seit Jahren Aufregung. Passiert dort noch was - und, wenn ja, wann?
Wir haben einen städtebaulichen Vertrag mit Wien, eine aufrechte Widmung und ein final bauverhandeltes Projekt. Ich meine daher, dass wir einen Rechtsanspruch auf Baugenehmigung haben. Trotzdem sind wir mit Bürgermeister Ludwig, dem Außen- und Kulturministerium sowie mit der Unesco im Gespräch, was wir noch tun können, um endlich dieses wichtige Stadtentwicklungsprojekt für Wien zu schaffen - der Heumarkt ist ja längst ein Schandfleck. Ich bin sogar bereit, nochmals die Bauhöhe zu redimensionieren. Dieses Jahr ist entscheidend.

Im Zusammenhang mit dem Heumarkt wurden Sie als Angeklagter im Chorherr- Prozess kürzlich freigesprochen. Die Klage von Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, der Ihnen Betrug mit Genossenschaftswohnungen vorwirft, ist noch anhängig. Deutsche Medien nennen Sie "Varta-Auspresser". Haben Sie Spaß am Konflikt oder lässt Sie einfach alles kalt?
Scheinbar bin ich eine Figur, an der sich viele reiben. Ein Journalist sagte einmal, die Leute wollen Negativgeschichten über mich lesen und nicht, dass ich trotz Anspruchs auf Baugenehmigung für den Heumarkt einen Kompromiss suche. Ich habe Varta 2007 als aufgegebenes Unternehmen übernommen. Seither wurden in Deutschland über 2.000 Arbeitsplätze geschaffen. Und eine Bedingung der Banken für die weitere Finanzierung lautet, dass ich Mehrheitsaktionär bleibe. Ich habe zum Beispiel auch dafür gesorgt, dass die WU jährlich elf Millionen Euro erhält. Und ich glaube, dass ich mit meinem Einsatz für Rapid auch etwas für die Allgemeinheit tue. Trotzdem muss ich mich ständig angreifen lassen. Das lässt mich nicht kalt, aber als österreichischer Unternehmer muss man es offenbar aushalten.

Mancher Ihrer Deals, vor allem die Sache mit den Genossenschaftswohnungen, war aber schon grenzwertig...
Nein, ich habe auf der Basis der damals geltenden Gesetze agiert. Rückblickend betrachtet kann man sich fragen, ob es sinnvoll war, eine unklare Rechtslage zu nützen. Aber sogar der burgenländische Landesrechnungshof hat die Causa genau geprüft und schon 2021 eindeutig festgestellt, dass das Land Burgenland in den Verfahren zum Entzug der Gemeinnützigkeit der Wohnbaugesellschaften selbst schwere Fehler gemacht hat. Diese basieren auch auf einem fehlerhaften Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz.

Ein im Vergleich dazu harmloseres Ärgernis ist die mäßige Performance von Rapid. Sie sind der Motor dort, Ihr Wunschkandidat Alexander Wrabetz ist neuer Präsident. Was wird jetzt besser?
Wir haben eine neue Führungsstruktur. Jetzt gilt es, Geld für den Kaderumbau zu mobilisieren, um im ersten Schritt mit Sturm Graz gleichzuziehen und im zweiten Schritt in die Nähe von Salzburg zu kommen. Es ist ja absolut unverständlich, dass die größte und bekannteste Sportmarke Österreichs namens Rapid Wien in der Mittelmäßigkeit dahingrundelt. Für Mittelmaß stehe ich nicht.

Wo kann man zusätzlich Geld auftreiben, außer bei Ihnen?
Ich habe aufgrund der Situation bei Varta vieles gestrichen, den Sponsorvertrag mit Rapid halte ich ein. Aber wir brauchen Investoren, weil sich ein Paradigmenwechsel im Fußball vollzieht. Wir brauchen zehn bis 20 Millionen Euro Startkapital, um in das Kader-Rad zu kommen. So wie es Dietrich Mateschitz mit einem vielfachen Betrag bei den Salzburgern geschafft hat. Die kaufen heute einen Spieler um zehn Millionen Euro und verkaufen ihn für 40. Rapid kauft einen Spieler um eine Million und kann ihn vielleicht für 3,5 Millionen verkaufen. Da nützt es dann auch nicht, dass Rapid mehr Sponsoren, mehr Zuschauer und mehr Mitglieder als Salzburg hat.

Salzburg gehört Red Bull. Die Investoren sollen also Anteile an Rapid erwerben?
Ich will den Club nicht privatisieren, wie geargwöhnt wird, sondern ich möchte das Modell FC Bayern. Externe Partner namens Allianz, adidas, Volkswagen u. a. halten dort 30 Prozent. Die haben eingezahlt und dürfen auch mitreden, aber nur als Minderheit, der Verein hat die Mehrheit. So lassen sich langfristig professionelle Strukturen schaffen.

Brauchen Sie solche Aktivitäten zur Selbstbestätigung?
Natürlich ist es ein gewisser Antrieb, zu zeigen, dass man international mitspielen kann - im Sport, aber vor allem in der Wirtschaft. Da hoffe ich, dass nach der Pechsträhne der letzten vier Jahre - von Corona über Burgenland bis Varta - jetzt die Trendwende einsetzt.

Pannonische Tiefebene

Das Strafverfahren des Burgenlands gegen Tojner wird sich noch länger hinziehen.

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LANDESHAUPTMANN Hans Peter Doskozil lässt nicht locker, der Erfolg seiner Klage ist aber fraglich. © News Ricardo Herrgott

TOHUWABOHU. Schon seit 2019 läuft der Rechtsstreit zwischen dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Michael Tojner. Damals klagte das Land, weil der Unternehmer Jahre zuvor bei zwei gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaften im Burgenland die Aberkennung der Gemeinnützigkeit erreicht hatte. Doskozil bezeichnete die dabei fällige Ausgleichszahlung als bei Weitem zu niedrig und strengte ein Verfahren wegen Betrugs und Untreue an.

Seither spielt sich ein skurriles Hickhack samt Gegenklage von Tojner ab, das seit Kurzem um eine Facette reicher ist. Nach trend-Informationen stellte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, die bislang scharf gegen Tojner vorging (Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen) nun auch fest, dass seitens des Burgenlandes die Sorgfaltspflicht verletzt wurde - und für die Vorwürfe, um weit mehr als 100 Millionen Euro geschädigt worden zu sein, noch dazu die falsche Bilanz herangezogen worden war. Schon 2021 kritisierte der eigene Landesrechnungshof schwere Fehler im Prüfverfahren.

Die Wahrheit dürfte sein, dass unter Doskozils Vorgänger Hans Niessl generell nicht sehr genau hingeschaut wurde, weil sich das Burgenland bei gemeinnützigen Bauträgern als bevorzugter Standort für Aberkennungsverfahren positionierte und daraus Geld fürs Budget lukrierte. Von Tojner verlangte man von Anfang an um die 20 Millionen, die auch bezahlte wurden. Dass diese Summe viel zu niedrig war, liegt auf der Hand. Aber sollte sich das Bild verfestigen, wird sich Doskozil schwertun, einen einseitigen Betrug zu argumentieren. Die Untreue ist für Tojner bereits vom Tisch. Das Verfahren wird sich noch geraume Zeit hinziehen. "Es wird ein riesiges Tohuwabohu", meint ein Involvierter.

Das Interview ist der trend. PREMIUM Ausgabe vom 7.4.2023 entnommen.

InterviewDie reichsten Österreicher:innen
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