Der amerikanische Ladesäulenbetreiber ChargePoint, eines der führenden Unternehmen für Ladeinfrastrukturlösungen der Elektromobilität in Nordamerika und Europa, kauft das Salzburger Ladesoftware-Start-up has·to·be und zahlt dafür 250 Millionen Euro. Die Übernahme basiert auf der Tatsache, dass Europa zu den am schnellsten wachsenden E-Mobilitätsmärkten weltweit zählt.
Aus der Vereinbarung geht hervor, dass ChargePoint der Kaufpreis sowohl in bar als auch Aktien gezahlt wird. Die offizielle Übernahme wird voraussichtlich bis zum Ende des Kalenderjahres 2021, vorbehaltlich aller behördlichen Genehmigungen und anderer üblicher Abschlussbedingungen stattfinden.
Der Deal ist damit der größte Start-up-Exit in Österreich bis dato und wiegt noch schwerer als der Runtastic-Verkauf im Jahr 2015. Adidas zahlte damals 220 Millionen für die oberösterreichische Sport-App.
Komplettübernahme
Das Team, die Kunden und die Technologie von has·to·be werden Teil der weltweiten Aktivitäten von ChargePoint. Das US-Unternehmen will mit der Akquise vor allem sein Wachstum in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorantreiben.
Gegründet im Jahr 2013, hat has·to·be heute 125 Mitarbeiter in Österreich und Deutschland sowie rund 40.000 direkt angebundene Ladepunkte. Zudem können sie Zugang zu mehr als 250.000 Ladepunkten im Roaming-Netzwerk anbieten. Zu den mehr als 1.000 Kunden des Start-ups gehören branchenführende Unternehmen aus der Automobil-, Energie-, Elektro-, Immobilien- und Handelsbranche sowie spezialisierte E-Mobilitätsanbieter – darunter Marken wie Aral, Audi, GP Joule, Ionity und Porsche. Die Software-Plattform von has·to·be ist in der Lage, alle komplexen Anwendungsfälle der E-Mobilität abzudecken sowie Lösungen für die große Fragmentierung der Ladeinfrastrukturlandschaft anzubieten.
Volkswagen ist Investor und einer der wichtigsten Anteilseigner von has·to·be. Elke Temme, Leiterin von Volkswagen Charging & Energy, sagte: „Als Teil unseres langjährigen Engagements in der Elektromobilität haben wir schon früh in has·to·be investiert. Wir glauben, dass ChargePoint und has·to·be gemeinsam großes Potenzial besitzen, die Elektromobilität weiter voranzutreiben.“
CEO-Statements
Neben Firmengründer und CEO Martin Klässner, der bislang noch 27,7 Prozent der Unternehmensanteile hielt geht der Kaufpreis zu Anteilen auch an Volkswagen Finance Luxemburg (25 Prozent), Miross Management (20 Prozent), Cielo Privatstiftung (5,9 Prozent). Der Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner, Jürgen Hambrecht und TechVisionCapital GmbH (jeweils 4,6 Prozent). Weitere Anteilseigner halten jeweils unter 4 Prozent.
Darunter ist auch Blue Minds Solution mit zuletzt 3,92 Prozent der Firmenanteile, an der Ex-Bundeskanzler Christian Kern und seine Frau Eveline Steinberger-Kern beteiligt sind. Der Verkauf bringt den Kerns über Blue Minds Solution satte 9,75 Millionen Euro.
Martin Klässner, Mitbegründer und CEO von has·to·be, erklärt: „In den letzten acht Jahren hat unser talentiertes Team die E-Mobilität in Europa entscheidend vorangetrieben und eine große Anzahl führender Marken als Kunden gewonnen. Diese verlassen sich tagtäglich auf unsere Software-Plattform, um ihre technischen Anforderungen zu erfüllen. Gemeinsam mit ChargePoint werden wir in Zukunft dieser Vision weiter folgen und – da der Markt weiter expandiert – eine noch höhere Skalierung erreichen.
Pasquale Romano, Präsident und CEO von ChargePoint, kommentiert: „Als etablierter Marktführer in Nordamerika, ist unsere kontinuierliche Investition in den europäischen Markt entscheidend für unsere Wachstumsstrategie. Wir freuen uns sehr, die Vereinbarung zur Übernahme von has·to·be bekannt zu geben. Damit gewinnen wir ein führendes Unternehmen der E-Mobilität mit einem talentierten Team, starker und innovativer Technologie und einer beeindruckenden Kundenbasis hinzu. Mit unseren gemeinsamen Möglichkeiten sollten wir unsere jeweils führenden Positionen weiter ausbauen können, während die Elektromobilität weltweit auf dem Vormarsch ist.
Über die Autoren
Thomas Jäkle
Thomas Jäkle, Redakteur trend.at
Peter Sempelmann
Peter Sempelmann, geb. 1968, arbeitet seit 1997 als Journalist mit Fokus auf Wirtschaft und Technologie und leitet seit 2013 die trend. Online-Redaktion. Stationen in der journalistischen Karriere: trend, FORMAT, profil, WirtschaftsBlatt, Report Verlag.