Trend Logo

Modekette Jones schließt alle Läden

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
7 min

Zu Spitzenzeiten umfasste das Jones-Filialnetz 80 Filialen, 21 davon im Ausland.

©Beigestellt
  1. home
  2. Aktuell
  3. Unternehmen

Die österreichische Modekette Jones Fashion schließt ihre Läden für immer. Das Unternehmen wird ordentlich abgewickelt. Doris und Gabor Rose im trend-Gespräch über Höhen und Tiefen im harten Modebusiness.

von

Es ist ein Abschied für immer. Doris, 61, und Gabor Rose, 71, werden mit Ende Juni alle Geschäfte und den Onlinehandel ihrer Modekette Jones schließen. „Es fällt uns nicht leicht, ist aber die beste Entscheidung aufgrund der schwierigen Lage im Handel“, begründet das Power-Couple die Entscheidung. „Unser Ziel war es, sauber aufzuhören, wir hinterlassen keine Schulden, bezahlen unser Mitarbeiterinnen und auch unsere Lieferanten.“

Damit verschwindet wieder eine Traditionsmarke von der österreichischen Landkarte. Ob Gazelle, Ergee, Schöps, Don Gil, Stiefelkönig, Hallhuber, Delka, Salamander oder Esprit, viele sind der Marktkonzentration zum Opfer gefallen.

Die Geschichte von Jones reicht in die 1960er-Jahre zurück, als Karl und Magda Rose, die Eltern von Gabor, mit dem Import und Export von Meterware sowie der Produktion von Hausschürzen begannen. Sohn Gabor gründete 1972 das Modelabel J. P. Jones und spezialisierte sich zunächst auf die Produktion trendiger Damenblusen, die schnell Kultstatus erreichten. „Aufgrund des Erfolges erweiterten wir die Kollektion um Strickwaren, Hosen, Blazer und Kleider, wodurch Jones zu einem Komplettanbieter für Damenmode wurde“, so Gabor.

1986 stieß Doris als Direktrice zu Jones und arbeitete sich bald zum Head of Design und Creative Director hoch. „1997 eröffneten wir die ersten eigenen Jones-Stores in Wien und änderten den Markennamen von J. P. Jones auf Jones.“

Dann ging es Schlag auf Schlag: Die Roses etablierten binnen fünf Jahren 50 Jones-Läden in Österreich und exportierten ihr Fashionkonzept auch erfolgreich in die Nachbarländer. Mit 40 Millionen Euro Umsatz erzielte Jones 2003 hier-zulande knapp doppelt so viel Umsatz wie die spanische Kette Mango. Und mit 8.000 Euro Quadratmeterumsatz in einem Jones-Laden erlösten die Roses mehr als H&M auf gleicher Fläche. Die Umsatzrendite bezifferte Gabor Rose dazumal mit fünf bis acht Prozent, die Eigenkapitalquote mit 20 Prozent.

Das Business florierte, das Filialnetz war mittlerweile auf 80 Filialen angewachsen, 21 davon im Ausland. Die Kollektionen wurden von Modells wie Melanie Scheriau, Patricia Kaiser oder „Café Puls“-Moderatorin Bianca Schwarzjirg präsentiert, abgelichtet von Topfotografin Inge Prader. Dann kam Doris Rose die Idee, ihre Mode von Frauen wie du und ich präsentieren zu lassen. Sie selbst posierte ebenso vor der Kamera wie ihre Freundinnen, darunter Managerin Bettina Assinger, Moderatorin Cathy Zimmermann, Schauspielerin Nina Proll, Gastronomin Stephanie Eselböck oder Moderatorin Vera Russwurm.

Die Roses waren immer am Puls der Zeit, sie kämpften nicht nur für längere Ladenschlusszeiten, um den Kaufkraftabfluss ins benachbarte Ausland zu stoppen, sie stiegen auch schon 2012 in den Onlinehandel ein. Zwei Jahre später erweiterten die Roses ihr Sortiment und stiegen in den Homebereich ein. Das Sortiment wurde von Duftlinien – etwa für Kerzen und Raumsprays – dominiert.

Trotz aller Innovationen und Bemühungen wurde der Preisdruck der großen Ketten immer größer und Jones musste 2019 Insolvenz anmelden und begab sich in ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Der Sanierungsplan wurde am 10. Dezember 2019 rechtskräftig bestätigt und das Sanierungsverfahren aufgehoben. „Alles lief bestens. 99 Prozent der Gläubiger hatten einer Quote von 20 Prozent zugestimmt. Wir schrieben super Umsatzzahlen, und dann kam Corona“, schildert Gabor Rose die Berg-und-Tal-Fahrt. „Wir kämpfen uns durch und können dank des Einsatzes unserer Mitarbeiterinnen und unserer tollen Stammkunden überleben.“

Ein Kampf, der à la longue offenbar nicht zu gewinnen war. Nicht in diesem Setting, wo die Rahmenbedingungen es kaum zulassen, dass David gegen Goliath eine Chance hat. Im November 2023 musste Jones dann erneut Insolvenz anmelden.

Die Ursachen: Auswirkungen der Coronapandemie, steigende Inflation, Personalkosten, Energiekrise. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Umstände konnte ein Überbrückungskredit nicht zurückgezahlt werden. „Wir haben immer hochwertig und nachhaltig in Europa produziert, und das war gleichzeitig auch unser Problem“, schildert Gabor Rose. „Würden wir Sachen mit selbstauflösenden Nähten produzieren, die sich nach 20-mal Tragen auflösen, hätten wir höhere Umsätze.“

Blurred image background

Doris und Gabor Rose haben alle Höhen und Tiefen im Textilhandel miterlebt: „Jetzt ist es an der Zeit, aufzuhören. Es ist die richtige Entscheidung.“

Neues Konsumverhalten

Hinzu kommt, dass sich das Einkaufsverhalten seit der Pandemie enorm verändert hat. „Die klassische Businessmode hat ausgedient, heute kommt Frau Anwältin auch lässig und sportlich gekleidet ins Office“, sagt Doris Rose. Auch die Jungen konsumieren anders: „Sie legen mehr Wert auf Vintage, tauschen oder kaufen aus zweiter Hand.“ Dieser Trend macht gerade weltweit Furore, wie die Secondhand-Modeplattform Zara Pre-owned zeigt. Über Website und App wird getragene Kleidung des spanischen Herstellers verkauft. Außerdem im Angebot: ein Reparaturservice.

Die Idee, einen strategischen Partner bei Jones an Bord zu holen, hat leider auch nicht funktioniert. „Wir sind daran gescheitert, dass wir für die einen zu groß in der Fläche, für die anderen zu klein waren.“ Nachdem die Roses alle Möglichkeiten geprüft haben, um den Familienbetrieb in eine gute Zukunft zu führen, sind sie zu dem Entschluss gekommen: „Wir verabschieden uns, bleiben niemandem etwas schuldig, bringen alles zu einem guten Ende.“ Die Quoten der Gläubiger werden erfüllt, die Mitarbeiter bekommen ihre Gehälter plus eine Sonderzahlung, wer bis Ende Juni bleibt. 90 Prozent der Filialen wurden bereits verkauft: „Das Schöne daran: Alle Geschäfte, die wir weitergeben, werden mit den Mitarbeitern übernommen.“

Und wie sieht die Zukunft von Doris und Gabor Rose aus? „Es ist noch zu früh, um darüber nachzudenken, aber es ist nicht auszuschließen, dass wir uns mit dem Thema Kunst beschäftigen.“

Der Artikel ist im trend.PREMIUM vom 4. April 2025 erschienen.


Zur Magazin-Vorschau: Die aktuelle trend. Ausgabe
Zum trend. Abo-Shop

Über die Autoren

Logo
Jetzt trend. ab € 14,60 im Monat abonnieren!