Die Stunde der Beteiligungsfirmen und Pleitefirmenjäger hat wieder geschlagen
©MutaresNach dem angekündigten Börsengang für Steyr Motors kauft die Beteiligungsfirma mit Sitz in München der Voestalpine nun das Spezialstahlwerk Buderus in Wetzlar ab.
Wirtschaftliche Krisenzeiten sind Blütezeiten für Investoren, die notleidende Firmen kaufen, restrukturieren und sie mit Gewinn weiterverkaufen. Für die Private-Equity-Firma Mutares wäre der geplante Kauf von Buderus Edelstahl mit Sitz im deutschen Wetzlar bereits die 13. Übernahme dieses Jahres. 2008 gegründet, gehören zum Portfolio des Beteiligungsspezialisten u.a. ein Hersteller von Papierservietten, eine Bio-Molkerei, eine Casual-Dining-Restaurantkette, ein Zweiradhersteller oder ein Babymodehändler.
In Österreich ist Mutares schon Mitte Oktober als Eigentümer von Steyr Motors ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Der traditionsreiche Hersteller von Dieselmotoren, u.a. für Rüstungsfahrzeuge und Schiffe, ist 1990 durch die Herauslösung von der Steyr-Daimler-Puch AG entstanden, war u.a. im Besitz von Ex-ÖIAG-Chef Rudolf, später eines chinesischen Konsortiums und des französischen Rüstungskonzerns Thales, der ihn 2022 an Mutares verkaufte. Da die Rüstungskonjunktur viel versprechend ist, scheint das Timing für einen Börsengang von Steyr Motors, der für 29. Oktober anvisiert wird, günstig.
Stahl-Synergien beim Investor
Mit dem Standort Buderus – die Transaktion soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein - wäre die Voestalpine ein Sorgenkind los. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, mehrmals musste der Linzer Stahl- und Technologiekonzern den Wert berichtigen, zuletzt im August um 28 Millionen Euro nach dreistelligen Abschreibungen im März. CEO Herbert Eibensteiner hatte bei einem Pressegespräch im September darauf hingewiesen, Buderus mit 1.100 Mitarbeitern und zuletzt 360 Millionen Euro Umsatz stelle Werkzeugstahl her, „der nicht im obersten Qualitätssegment“ angesiedelt sei – und deshalb nicht zur Voestalpine-Strategie passe.
Für Mutares könnten sich mit der Übernahme hingegen Synergien ergeben. „Wir stärken unser Segment Engineering & Technology weiter im Bereich der Stahlkomponenten und sichern uns eine eigene Stahlbasis“, sagt Chief Investment Officer Johannes Laumann. Zu den 30 Mutares-Beteiligungen gehören bereits ein Anbieter für High-End-Lösungen bei Stahlverarbeitungslinien und ein Komplettanbieter für Gebäudehüllen und Stahlkonstruktionen. Die Mutares Group will ihre Umsätze von derzeit 4,7 Milliarden bis 2028 auf zehn Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Der Jahresüberschuss der Mutares Holding soll von 102,5 Millionen Euro 2023 in den nächsten fünf Jahren auf rund 200 Millionen Euro wachsen.