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RWA und BayWa: Werkbank statt Erntedank

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LAGERHAUSBUSINESS. Nach der teuren Expansion will sich die BayWa wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren: Agrar- und Betriebsmittelhandel - und bäuerliches Technikservice.

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Mit Bangen schielt der LAGERHAUSVERBUND RWA auf den kriselnden Miteigentümer BayWa. Jetzt müssen die Österreicher ihrem Hälftepartner aus der Patsche helfen - sogar mit Getreideankäufen.

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Normalerweise sind Landwirte der jüngeren Generation nicht auf den Mund gefallen. Aktuell allerdings ist Michael Göschelbauer, 43, seit knapp zwei Jahren Aufsichtsratsvorsitzender von Raiffeisen Ware Austria (RWA), eher wortkarg unterwegs, zumindest Medien gegenüber.

Die RWA, als Dienstleister und Agrarhändler fast aller österreichischen Bauern ein Angelpunkt von Raiffeisen in der Branche, blickt derzeit gebannt auf ihren börsennotierten Miteigentümer BayWa nach Deutschland. Die Kollegen, die annähernd die gleiche Geschäftsfelder beackern, nur viel größer, haben sich bei ihrer Expansion verhoben. Mit über fünf Milliarden Euro Schulden würden sie dieser Tage wohl in die Insolvenz schlittern, würden sie nicht zugesagte Finanzspritzen von über einer Milliarde Euro retten. Ein Erdbeben in der auf Stabilität bedachten Agrarszene, ein Imagedesaster rund um herbstliche Ernte-Akontozahlungen an die Bauern.

Gesellschafterdahrlehen, Getreideankäufe, Beteiligungsübernahmen

Auch wenn man sich in Finanzierungsfragen gut abgeschottet wähnt, ist in Österreich einiges zu tun, um nicht in den Strudel hineingerissen zu werden. Die RWA ist nicht nur Tochtergesellschaft, sondern gleichzeitig auch (mit dem Mühlenkonzern Leipnik Lundenburger, ebenfalls aus dem Raiffeisenreich) zu 28,3 Prozent Miteigentümer der BayWa. Generaldirektor Reinhard Wolf wollte keine Stellungnahme abgeben, bekannt ist jedoch, dass er gemeinsam mit bayerischen Genossenschaften bereits ein Gesellschafterdarlehen von insgesamt 125 Millionen Euro zu Verfügung stellen musste, nach 75 Millionen, die man zuvor bereits überwiesen hatte. 

Zusätzlich hat die RWA zugunsten der BayWa um zehn Millionen Euro Anteile an einem bayerischen Saatguthersteller erworben und zur Liquiditätsbereitstellung sogar BayWa-Getreide im Wert von 20 Millionen Euro aufgekauft. Keine Kleinigkeiten für die Österreicher (Umsatz 3,56 Milliarden), die im Vorjahr selbst gerade mal bescheidene 23,9 Millionen Euro Vorsteuergewinn (nach 54,2 Millionen 2022) auswiesen und für heuer froh wären, wenn es nicht noch weiter zurückgeht.

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RWA-Generaldirekotr Reinhard Wolf in heikler Mission: Die RWA ist sowohl Tochtergesellschaft, als auch Miteigentümer der kriselnden BayWa. Er selbst sitzt im Vorstand der Bayern, und Bayern-Chef Marcus Pöllinger im Aufsichtsrat der RWA.

 © RWA

Kurze Verschnaufpause

Gemeinsam mit einem Überbrückungskredit von 272 Millionen Euro durch die Hausbanken des Münchner Traditionskonzerns stehen den Bayern nun wieder 550 Millionen Euro an frischem Geld zur Verfügung, 500 weitere Millionen werden bis Jahresende aufgetrieben, so die jüngsten ad-Hoc-Mitteilungen der Baywa. Die Verschnaufpause ist nur kurz, im September 2025 läuft ein weiterer Konsortialkredit bis zu zwei Milliarden Euro aus.

Mit der neuen Finanzierung sind freilich weder BayWa noch RWA aus dem Schneider. Laut Sanierungsberater Roland Berger müssen jetzt auch drastische Kostenmaßnahmen von Mitarbeiterabbau, über Standortschließungen bis hin zur Trennung von Beteiligungen gesetzt werden. Allen voran dürfte dabei ein Mehrheitsanteil an der Ökoenergietochter Baywa r.e. an den Schweizer Mitgesellschafter EIP gehen. In Österreich würden sich etwa die Mehrheit an der Kärntner Unsere Lagerhaus WGH (hier hat die Kärntner Lagerhausgenossenschaft ein Vorkaufsrecht) für einen Notverkauf eignen, oder via RWA ein Hälfteanteil an der Austria Juice GmbH, einer Tochter des Zuckerkonzerns Agrana und erfolgreichem Zulieferer für die Fruchtsaftindustrie weltweit. Die RWA-Tocher Solar-Solutions wurde sicherheitshalber gleich in die RWA hineinfusioniert.

Fragiles Gleichgewicht

Letztlich könnte die Schwäche der Deutschen sogar das seit der Übernahme des Hälfteanteils an der RWA im Jahr 2011 fein austarierte Kräftegleichgewicht ins Wanken bringen. Wenn die österreichischen Alteigentümer, österreichische Lagerhaus-Genossenschaften aus Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark und dem Burgenland, wollen, könnten sie jetzt wohl eigene Anteile zurückkaufen oder zusätzliche BayWa-Aktien erwerben – der Börsenkurs wäre gerade günstig.

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Das heikle Kräfteverhältnis steht vor einer Belastungsprobe

 © Wirtschafts-Kompass, trend

Bei Expansion überhoben

Die Frage ist, ob die Österreicher auch wirklich zusätzliche Anteile an der BayWa wollen. Schon 2023 mussten die Kollegen bei 23,9 Milliarden Euro Umsatz ein Minus von rund 220 Millionen Euro verbuchen (Konzern-Gesamtergebnis, nach plus 464,5 Millionen 2022). Heuer sackte die Zahl nach Wertberichtigungen zum Halbjahr weiter auf etwa minus 300 Millionen Euro ab.

Man hatte in den vergangenen Jahren rasant expandiert, auch abseits des klassischen Agrarhandels, eine Apfelproduktion in Neuseeland etwa oder Photovoltaik mit der Tochterfirma BayWa r.e. oder Windkraft in Brasilien. Das freilich erwies sich als schwieriger als gedacht. Die Energiewende stockt, die grüne Stromproduktion ist teuer, und wenn sie aus dem Agrarsektor kommt, etwa mit Biomasse oder Grüngas, wird sie politisch nicht immer automatisch als förderwürdig eingestuft. Zusätzlich herrscht Flaute im Wohnbau, damit auch im angestammten Bau- und Gartenmarktbusiness

Kritische Aktionäre bekämpfen Entlastung von BayWa-Alt-Vorstand

Der für die Entwicklung verantwortliche frühere BayWa-Chef Klaus Johann Lutz trat zu Jahresbeginn 2024 auch von seiner letzten Position im Aufsichtsrat zurück. Seine Entlastung wird mittlerweile von kritischen Aktionären wie Max Gutbrod vor Gericht bekämpft. Er spricht aus, was andere derzeit nicht formulieren wollen: „Es hat sich dramatisch bestätigt, wovor viele gewarnt haben: Die Gesellschaft war für so eine Expansion von hinten bis vorne nicht richtig aufgestellt."

Hauptproblem ist die steigende Zinslast. 2022 hatte man noch 1,6 Milliarden Euro an Fremdmitteln aufgenommen, 2023 nur noch rund eine Milliarde, die Zinsen haben sich dennoch von 188,6 auf 335,2 Millionen Euro fast verdoppelt. Heuer lag man schon im ersten Halbjahr bei knapp 200 Millionen. Nachfolger Marcus Pöllinger versucht dennoch, Optimismus zu verbreiten, zumindest via Presseaussendung: „Das Unternehmen wird die Krise nutzen, um auf seine Kernkompetenzen zur fokussieren und gestärkt daraus hervorzugehen.“

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