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Exklusiv: RWA-Chef Reinhard Wolf über seinen neuen Job als BayWa-Sanierer

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Statt in die Pension wechselt RWA-Chef Reinhard Wolf für ein Jahr als Sanierungsmanager zur Mutter BayWa.

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Nach seinem Rückzug bei der RWA warten auf Reinhard Wolf zähe Sanierungsaufgaben bei der BayWa: harte Personalschnitte und die Neugestaltung der Beteiligung der Bayern an der RWA.

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Die Kalamitäten beim deutschen Raiffeisen-Lagerhauskonzern BayWa schlagen nun voll auf ihre Hälfte-Tochter Raiffeisen Ware Austria (RWA) in Österreich durch. Der nach Bayern abkommandierte Reinhard Wolf muss in München nun einen harten Personalschnitt umsetzen. Die BayWa gab bekannt, dass laut Sanierungskonzept von Roland Berger in den nächsten drei Jahren jede sechste Stelle in Deutschland gestrichen werden soll, das sind 1.300 von insgesamt 8.000 Vollzeitarbeitsplätzen in der börsennotierten Kerngesellschaft des Konzerns. Wolf war bisher schon im BayWa-Vorstand vertreten und hatte die Entwicklung mitverfolgt: „Wir gehen jetzt daran, das Strategiepapier durchzuarbeiten, das Backing der Eigentümer haben wir.“

Den zweiten großen Problembereich sieht er im Bereich Bau, Haus & Garten: „Die mangelnden Investitionen der Immobilienwirtschaft betreffen unser Geschäft direkt, auch wenn ich mir da ab 2026 wieder einen Aufwärtstrend erwarte.“ Auch auf den internationalen Agrarmärkten sieht er Handlungsbedarf für einen Agrarhändler wie die BayWa: „Stellen Sie sich nur vor, wie sich die Größenverhältnisse in der Landwirtschaft ändern, mein Vater ist noch mit einem 15-PS-Traktor maximal zwei, drei Kilometer zum nächsten Feld gefahren.“

Beteiligungs-Abverkauf. Kommt auch die RWA unter den Hammer?

Vor allem aber wird er auch den geplanten Abverkauf von BayWa-Beteiligungen mitmanagen. Etwa die Tochter für Erneuerbare Energien. Wolf: „Wenn es in dieser Entwicklung jetzt zu einer Art Erholungsphase kommt, ist das nur ganz gut, in den letzten Jahren war schon ein richtiggehender Hype darum.“ Im Zuge der Konzernbereinigung steht aber auch der Hälfteanteil, den die BayWA seit 2011 an der RWA hält, zur Disposition. Wolf: „Natürlich wird es auch bei der RWA Auswirkungen der Entwicklung geben, das genau ist einer der Punkte, die jetzt diskutiert werden müssen.“

Letztlich muss Wolf die komplizierte Überkreuzbeteiligungen komplett neu ordnen, denn die österreichische Raiffeisengruppe ist seit 2011 über eine Beteiligungsgesellschaft aus RWA und Leipnik Lundenburger mit einem Anteil von 28,3 Prozent umgekehrt auch zweitgrößter Aktionär der BayWa. Und das neue Transformationskonzept sieht zur Liquiditätsstärkung auch weitere Kapitalerhöhungen bei der BayWa via Bezugsrechten vor. Ob die Österreicher da mitgehen, muss sich spätestens bis März 2025 entscheiden.

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Die börsenotierte BayWa laboriert nach einer ambitionierten weltweiten Expansion auch in branchenfremde Beteiligungen an einem fünf Milliarden Euro schweren Schuldenberg, Eigentümer, Gläubiger und Banken mussten bereits Finanzspritzen in Milliardenhöhe zusichern. Laut Zeitungsberichten freilich wackeln diese bereits wieder. Dazu kommt Ärger mit der Finanzaufsicht, die neuerdings die Testate der Prüfkanzlei PwC hinterfragt. Der Behörde lägen „konkrete Anhaltspunkte dafür vor, dass die Baywa gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen hat“, teilte die Bafin zuletzt mit.

Resümee des bald 65-jährigen Agrarhandelsexperten Wolf: „Das war nicht mein Plan. Ich hatte mir meinen Karriereausklang auch sanfter vorgestellt."

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