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Günther Dobrauz-Saldapenna, der Ritter der Start-ups

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GÜNTHER DOBRAUZ-SALDAPENNA. Der Steyrer machte in der Schweiz bei PwC Karriere. Vor einigen Monaten kündigte er seinen Job, um sich auf seine Venture-Aktivitäten zu konzentrieren.

©trend / Lukas Ilgner
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Der Oberösterreicher GÜNTHER DOBRAUZ-SALDAPENNA beteiligt sich von der Schweiz aus an österreichischen und europäischen Start-ups. Als einen seiner Mitinvestoren konnte er Leonardo DiCaprio gewinnen.

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Als Treffpunkt hat Günter Dobrauz-Saldapenna den Private-Members-Club „Am Hof 8“ in Wien ausgesucht. Johann Kattus, der Initiator des Clubs und Chef der für ihren Sekt bekannten Kattus-Gruppe, ist ein Bekannter von ihm. Das schmale, denkmalgeschützte Haus schräg gegenüber dem Park Hyatt Hotel bietet Rückzugsorte für diskrete Gespräche, ein Restaurant und mehrere Hotelzimmer. Dobrauz-Saldapenna ist nur für einige Termine in Wien, er lebt seit vielen Jahren in der Schweiz.

Dass er eines Tages in dem Land leben würde, in dem seine Mutter geboren wurde, ist aber purer Zufall, erzählt er. Geboren in Steyr und in der Nähe auf dem Land aufgewachsen, ging er fürs Jus-Studium nach Linz.

Die Juristerei war aber nichts für ihn, wie er bald merkte. Vielmehr zog es ihn in die schillernde Welt des Risikokapitals, die er aus den Ferien von den in den USA lebenden Halbgeschwistern seines Vaters kannte. „Mein großer Traum war immer, Venture Capitalist zu werden", sagt Dobrauz-Saldapenna.

Durch Kontakte dockte er 2005 bei ETeCH in Zürich an, einer der ersten Risikokapitalfirmen der Schweiz. Dort lernte er das Leben eines Investors kennen – und lieben. „Ich jettete um die Welt und investierte Millionenbeträge in disruptive Technologie wie Digitalfotografie“, sagt er. Kurz bevor er dann zum Partner aufsteigen sollte, beendete die Finanzkrise jäh seine erste Karriere. ETeCH musste abgewickelt werden – und er sich neu orientieren.

Fast 15 Jahre später startet Dobrauz-Saldapenna seine zweite Karriere als Risikokapitalgeber. Bereits in der Coronapandemie hatte er die Risikokapitalfirma exelixis capital in Zürich gegründet, um nebenbei ein bisschen zu investieren. Als dann aber sein Vater Günther, ein Unternehmensberater und Immobilieninvestor, im vergangenen Jahr starb, richtete er sein berufliches Leben neu aus. Er kündigte seinen Job als Leiter von PwC Legal Switzerland, um sich auf exelixis konzentrieren zu können.

Nun ist Dobrauz-Saldapenna wieder genau das, war er immer sein wollte: ein Venture Capitalist.

Und einer mit einer besonderen Familiengeschichte. Sein Vorfahre ist Alois Dobrauz Ritter di Saldapenna (1811–1871), Jurist, Journalist, Autor, hochrangiger Regierungsbeamter und umstrittener Geheimdiplomat. 1858 wurde Dobrauz in den erblichen Ritterstand erhoben.

Über seine Famliengeschichte hat Dobrauz-Saldapenna, der Nachfahre und Investor, eines seiner ersten Bücher („Agent Obscur“) geschrieben. Es folgten zahlreiche weitere Werke zu Rechtsthemen, disruptiven Technologien und im Vorjahr eines zur Kreislaufwirtschaft („Circular Economy“).

Das ist auch das Thema, das ihn als Venture Capitalist neben der Langlebigkeit und exponentiellen Technologien am meisten interessiert. „Was wir brauchen, ist ein kompletter Wechsel hin zu einem zirkulären Wirtschaftssystem, das ohne jeglichen Müll auskommt“, sagt er.

Ein Unternehmen aus seinem Portfolio, das nach dieser Devise wirtschaftet, ist die Schweizer Uhrenfirma ID Genève: Die Uhrengehäuse werden aus recycelten Edelstahlabfällen und die Armbänder aus Grünabfällen oder recycelten Traubenresten hergestellt.

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LEONARDO DICAPRIO. Der US-Schauspieler ließ einen Millionendeal mit einer bekannten Uhrenmarke sausen und stieg 2023 bei der jungen, nachhaltigen Manufaktur ID Genève ein.

Markenbotschafter und Investor von ID Genève ist Leonardo DiCaprio. Sein Einstieg im vergangenen Jahr sorgte weltweit für Schlagzeilen. Zu ungewöhnlich war die Partnerschaft zwischen dem berühmten US-Schauspieler und Nachhaltigkeitsinvestor und der jungen, unbekannten Schweizer Manufaktur.

Dobrauz verrät, wie alles begann: „Es war der größte Traum von Nico, dem CEO, dass DiCaprio bei ihm einsteigt. Ich habe ihm gesagt, das wird schwierig, aber ich kenne jemanden in Hollywood, der ihm den Kontakt zu dessen Family Office legen könnte“, erzählt er. Es folgten zwei lange Jahres des Wartens, dann beteiligte sich DiCaprio im Rahmen einer Zwei-Millionen-Euro-Runde.

In Österreich hat exelixis derzeit zwei Beteiligungen, die sich auf das spannende Thema Longevity konzentrieren. Auf femble, eine KI-gestütze App für Frauengesundheit mit Sitz in Innsbruck, wurde Dobrauz-Saldapennas Partnerin über Pinterest aufmerksam. Während eines Familienurlaubs im Lanserhof in Tirol nutzte man dann die Gelegenheit, sich kennenzulernen. femble-Co-Gründerin Lina Graf: „Wir haben uns sehr schnell entschlossen, mit exelixis zusammenzuarbeiten. Günther Dobrauz-Saldapenna ist ein erfahrener VC mit einem hochkarätigen Netzwerk.“

Über femble kam dann der Kontakt zu einer prominenten Tiroler Gründerin zustande: Marie Haim-Swarovski. Die Tochter der Dressurreiterin und Miteigentümerin des Kristallkonzerns Evelyn Haim-Swarovski hat im Palais Trapp in Innsbruck einen Wellness-Mitgliederclub der besonderen Art aufgebaut. In die Ausstattung sind alle Erfahrungen ihres Freundes Paul im Bereich Sport, Ernährung, Gesundheit eingeflossen, als dieser in Folge einer Krebserkrankung sein ganzes Leben umgestellt hat. „Corthea ist aktuell eine wunderbare lokale Geschichte. Unsere Aufgabe ist es nun, mit diesem kleinen Juwel global zu gehen“, sagt Dobrauz-Saldapenna, der gerade dabei ist, die Beteiligung zu finalisieren.

Hinter exelixis stehen die Family Offices von Dobrauz-Saldapenna und zwei wohlhabenden deutschen Familien. Als Startkapital stellten die drei Vermögensverwaltungen zehn Millionen Euro zur Verfügung. „Ursprünglich haben wir nur das Geld von uns dreien investiert. Nach und nach wurden immer mehr Freunde und Bekannte wie Ex-Banker Eric Sarasin und Unternehmer Georg Barth auf uns aufmerksam. Mittlerweile haben wir mehrere Investments gemeinsam gemacht“, sagt Dobrauz-Saldapenna, der über die Jahre eine Longlist von 40 Start-ups in ganz Europa zusammengetragen hat, in die er gerne investieren würde. Darunter auch einige österreichische Firmen.

Sein nächstes Ziel ist es, einen Fonds von 100 Millionen Euro aufzustellen: „Die Pläne befinden sich in einem gut fortgeschrittenen Stadium. Ich bin zuversichtlich, dass wir unseren ersten Fonds basierend auf unserem spannenden Portfolio 2025 realisieren können.“

Der Artikel ist trend. PREMIUM vom 10. Mai 2024 entnommen.
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