©Elke Mayr
Die Banken verlangen von dem kriselnden Feuerwehrausrüster Rosenbauer hurtig eine substanzielle Erhöhung des Eigenkapitals. Die Eigentümerfamilien wollen aber weder Geld in die Hand nehmen, noch sich ihre Anteile verwässern lassen.
Im Juni 2021 wurde Dieter Siegel vorzeitig als Vorstandsvorsitzender der Rosenbauer AG um fünf Jahre verlängert. Nur ein Jahr später folgte der überraschende Abgang des heute 59-Jährigen, der seit 2011 an der Spitze des Feuerwehrausrüsters gestanden hatte. Seither ist Sebastian Wolf der erste familienfremde CEO des börsennotierten Familienbetriebs. Und der hat so einiges zu löschen. Denn Wolf übernahm mitten in einer immer noch nicht überwundenen Krise.
Nach einem schon nicht berauschenden Jahr 2021 setzte es im Vorjahr bei 972 Millionen Euro Umsatz einen Verlust von mehr als 28 Millionen, was vornehmlich mit Lieferkettenproblemen in Bezug auf die Ukraine und China begründet wurde. Heuer verdiente man im ersten Halbjahr operativ bescheidene 700.000 Euro.
Und als hätte Sebastian Wolf nicht schon genug um die Ohren, wurde der Weltmarktführer aus Leonding bei Linz im Februar auch noch Opfer einer Cyberattacke, die in manchen Produktionsbereichen Stehzeiten von bis zu zwei Wochen verursachte.
Immerhin: Das zweite Halbjahr 2023 wird deutlich besser. Rosenbauer erwartet per Jahresende 1,1 Milliarden Euro Umsatz und hob den Ausblick für die Ebit-Marge gerade auf 3,5 Prozent an. Im Vorjahr lag sie über drei Prozent im Minus.
Unter Druck
Die finanzierenden Banken -darunter RBI, Erste, Bank Austria, RLB Oberösterreich und Oberbank -erhöhen trotzdem den Druck. Sie verlangen, dass der Konzern seine aufgrund hoher Verbindlichkeiten auf 15 Prozent gesunkene Eigenkapitalquote auf mindestens 20 Prozent aufstockt. Das bedeutet, dass bis zu 100 Millionen Euro an frischem Kapital in das Unternehmen fließen sollen -und zwar schnell wie die Feuerwehr. Schon im Laufe des Novembers muss darüber Klarheit herrschen. Mit einer Kreditlinie der Oberbank gab es schon Probleme, wie zu hören ist.
Die Eigentümerfamilien, die im heurigen Juni Rainer Siegel, 60, unerwartet zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt haben, zeigen wenig Begeisterung, eigenes Geld in die Hand zu nehmen. Gleichzeitig wollen sich die insgesamt 21 Gesellschafter:innen, darunter die Familie Siegel, die über eine Beteiligungsgesellschaft zusammen 51 Prozent an der seit 1994 börsennotierten Rosenbauer AG halten, ihre Anteile aber auch nicht verwässern lassen. Letzteres ist insofern verständlich, als sich die Aktie seit Mai 2021 fast halbiert hat und die Börsenkapitalisierung nur noch 190 Millionen Euro beträgt.
Nun wird versucht, die Mittel über eine stimmrechtschonende Hybridanleihe aufzutreiben. "Wir befinden uns gerade im sogenannten Market Sounding, um das Interesse von Investoren zu checken", sagt Tiemon Kiesenhofer, der Kommunikations-und Investor-Relations-Chef.
Die Frage dabei ist allerdings, ob das Interesse unter diesen Umständen groß genug ist. Investoren goutieren es üblicherweise nicht sehr, wenn der Haupteigentümer weder bei einer Kapitalmaßnahme mitmacht noch Anteile abgibt.
"Das ist genau das Problem", stellt ein Banker fest: "So leicht, wie man sich das vorstellt, wird diese Restrukturierung nicht." Dem Vernehmen nach hat ein Risikokapitalfonds sein mögliches Engagement bereits abgewunken. Ein anderer Bankmanager meint, "dass die in so einer Situation nötige Entschlossenheit der Eigentümer nicht ausreichend gegeben ist".
Bessere Zukunft?
Die Kreditgeber haben kürzlich schon einmal vorsorglich bei einem auf Sanierungen spezialisierten Wiener Rechtsanwalt wegen eines Mandats angefragt. Sie wollen es aber vorerst ohne Troubleshooter versuchen. Rosenbauer arbeitet mit dem Wiener Consulter Management Factory unter Geschäftsführer Thomas Tschol, der "maßgeschneiderte Lösungen für kritische Situationen" (Homepage) bietet.
Konzernsprecher Kiesenhofer sieht jedoch keinen Konflikt mit den Banken, man sei in ständigem Austausch. Und er weist darauf hin, "dass ein Teil des Eigenkapitals auch aus dem gesteigerten Ergebnis kommen kann".
So unbegründet ist die Erwartung einer besseren Zukunft nicht. Neben den Lieferkettenproblemen litt Rosenbauer darunter, dass fast alle Kunden aus dem öffentlichen Sektor kommen, wo Fixpreise üblich sind - was bei einem plötzlichen Inflationsanstieg zu Verlusten führt. "Mittlerweile haben wir die Preise in zwei Jahren um 35 Prozent erhöht, was sich erst zeitverzögert im Ergebnis ausdrücken wird", erklärt Kiesenhofer.
Außerdem musste Rosenbauer bei seinem Panther -einem Löschfahrzeug für Flughäfen und die große Cashcow - durch die Pandemie einen deutlichen Absatzrückgang hinnehmen, weil die Airports weniger investierten. Das dreht sich jetzt wieder. Diese Flaute hat aber auch Probleme in der Kostenstruktur des Konzerns aufgedeckt, die noch nicht völlig im Griff sind.
Erschwerend kommt hinzu, dass die neuen Elektrolöschfahrzeuge von Rosenbauer einen hohen Entwicklungs-und Wartungsaufwand erfordern, die Erlöse momentan aber noch eher gering sind. Auch das kann sich mittelfristig ändern.
Für CEO Sebastian Wolf ist die Lage dennoch ungemütlich. Wenn der Turnaround nicht wie erhofft gelingt, dann fällt das auf ihn zurück und nicht mehr direkt auf ein Familienmitglied.
Der Artikel ist der trend. PREMIUM Ausgabe vom 27.10.2023 entnommen.