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Signa Development mit Milliarden-Verlusten und massiver Portfolio-Abwertung

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©Elke Mayr
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Die Immobilien-Entwicklungsgesellschaft Signa Development der Signa Holding muss laut "Der Spiegel" hohe Verluste verbuchen. Der Wert des Immobilien-Portfolios ist laut Spiegel von 3 auf 2,1 Mrd. Euro geschrumpft und damit fast gleichauf mit den Schulden.

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Beim Immobilien- und Handelsunternehmen Signa des Tirolers René Benko ist nicht nur die wichtige Sparte der Bestandsimmobilien, Signa Prime, tief im Minus - nach Informationen des deutschen Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" verbucht auch die hauseigene Entwicklungsgesellschaft Signa Development hohe Verluste.

Signa hat dazu bisher keine weitere Stellungnahme gegenüber der APA abgegeben. Derzeit liefen "sehr verantwortungsvoll geführte Gespräche mit Stakeholdern, die uns zuversichtlich stimmen, gute Lösungen zu finden", hatte ein Signa-Sprecher in einem angefragten Statement zum 2 Mrd. Euro schweren Finanzierungsbedarf bis Mitte 2024 Donnerstagvormittag betont.

Das Unternehmen habe sich in den vergangenen Tagen an Investoren gewandt, um in den kommenden Monaten bis zu 2 Mrd. Euro aufzubringen, berichtete "Bloomberg" unter Verweis auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Es seien zahlreiche organisatorische, strukturelle und personelle Prozesse in Gang gesetzt worden, die dazu dienten, die Signa-Gruppe zu stützen und nachhaltig sowie auf Dauer zu stabilisieren. Dies umfasse sowohl den Immobilien- als auch den Handelsbereich.

Die Signa-Gruppe beauftragte vergangene Woche den deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz damit, den Konzern zu restrukturieren. Geiwitz, der mit dem Immobilienkonzern auch bereits in der Vergangenheit zu tun hatte, will laut Finanznachrichtenagentur "Bloomberg" bis Ende November einen ersten Plan vorlegen.

Schulden fast gleichauf mit Portfoliowert

Im ersten Halbjahr 2023 häufte die Signa Development laut "Spiegel" einen Nettoverlust von fast 150 Mio. Euro, zeige eine Präsentation von Signa für Investoren, die dem Nachrichtenmagazin vorliege. Vor allem der stark geschrumpfte Wert des Immobilienportfolios setze der Signa-Tochter zu. Das Portfolio der Entwicklungssparte sei demnach um 190 Mio. Euro abgewertet worden. Hinzu komme, dass sie Immobilien verkaufe, um an Geld zu kommen.

Insgesamt sei der Wert des Portfolios durch die Verkäufe und Abwertungen heuer in den ersten sechs Monaten von fast 3 Mrd. auf 2,1 Mrd. Euro gesunken - und liege damit "fast gleichauf mit den gewaltigen Schulden von knapp 2 Mrd. Euro, die im Vergleich weniger gesunken sind", schreibt "Der Spiegel" weiters.

Benkos Signa befinde sich "in einer gravierenden Schieflage", zeigten die Zahlen. Schon die weitaus größere Sparte Signa Prime hätte "2022 einen großen Verlust verbucht".

Benkos Geschäftsplan, mit billigem Geld günstig Projekte zu kaufen, aufzumotzen und wieder mit Gewinn zu verkaufen, werde durch die rasant gestiegenen Zinsen vereitelt. Finanzierungen hätten sich in kurzer Zeit enorm verteuert. Nun müsse der Immobilienjongleur seine Unternehmung mithilfe von Investoren retten. "Viele fragen sich allerdings angesichts der desolaten Lage, wie viel Geld sie noch in die Signa stecken sollten", so "Der Spiegel".

Rote Zahlen für die Development-Sparte

An der Development-Sparte halten etwa Autodynast Robert Peugeot, Strabag-Großaktionär Hans Peter Haselsteiner und die RAG-Stiftung große Anteile. Logistikmilliardär und Signa-Prime-Großaktionär Klaus-Michael Kühne hat jüngst der Development-Sparte das Berliner Büroprojekt Beam abgekauft.

Die Signa Development rutschte laut Magazinbericht bereits 2022 tief ins Minus. Unter dem Strich sei ein Verlust von 317 Mio. Euro gestanden - im Jahr davor war mit der Projektentwicklung von Gebäuden noch ein Gewinn von 281 Mio. Euro erzielt worden.

Ein Hauptgrund: Die Immobilien seien um 365 Mio. Euro niedriger bewertet worden. In den Jahren davor hingegen hätten durch steigende Immobilienwerte Gewinne ausgewiesen werden können.

Es gebe Herausforderungen "insbesondere bei der kurzfristigen Liquiditätsplanung, der Abwicklung von Fälligkeiten und der Durchführung von Entwicklungsprojekten", gesteht Signa laut "Spiegel" in der Präsentation vor Investoren ein. Die "Erhöhung der Barliquidität" werde "das Hauptaugenmerk des Managementteams sein".

Kurzfristiger Schwerpunkt sei es, Forderungen gegen andere Unternehmen in der größeren Signa-Gruppe abzubauen und solche Transaktionen innerhalb des Konzerns zu beenden.

Der Finanzaustausch im undurchschaubaren Geflecht der Signa-Unternehmen hätte Investoren zuletzt argwöhnisch gemacht, schreibt das deutsche Magazin.

Die Ratingagentur Fitch hatte kürzlich vor dem Risiko gewarnt, dass Signa Finanzmittel der Development-Tochter in andere Teile des Konzerns weitergeleitet haben könnte. Nicht zuletzt weil die Barmittel der Signa-Tochter im ersten Halbjahr von 125 Millionen auf nur noch 32 Millionen zusammengeschrumpft waren, stufte Fitch das Rating für die Development auf "hochriskant" herab.

Aufgrund der knappen Liquidität sei der Plan einkassiert worden, Anleihen im zweiten Halbjahr 2023 zurückzukaufen, machte Signas Management laut der Investorenpräsentation weiters klar. Der Projektentwickler hatte 300 Mio. Euro per Anleihe am Kapitalmarkt aufgenommen.

Schlüsselelemente seien nun "Transparenz und die Validierung durch Dritte", habe die Unternehmensführung betont. Gerade der fehlende Durchblick in den verschachtelten Strukturen des Signa-Konzerns hätte Investoren zuletzt skeptisch werden lassen. Sie hätten dem Signa-Gründer Benko die nach Aussagen mehrerer Gesellschafter dringend nötigen neuen Finanzspritzen, um sein Unternehmen zu stabilisieren, versagt. Zuerst müsse klarer werden, so forderten sie laut "Spiegel", wohin das Geld überhaupt fließe.

Die Anleihengläubiger prüfen indes einen möglichen Verstoß gegen die Bond-Bedingungen. Der Finanznachrichtendienst Bloomberg berichtete am Donnerstag, dass ein Konsortium von Anleihe-Gläubigern untersucht, ob Signa gegen die vereinbarten Konditionen der Wertpapiere verstoßen hat, "im Hinblick darauf, ob das Management gegen die Interessen des Unternehmens gehandelt und damit die Bestimmungen verletzt hat", wie es in dem Bericht unter Berufung auf Insider heißt. Laut Bloomberg hat Signa Development rund 600 Mio. Euro an Forderungen gegen verbundene Unternehmen. Signa gab dazu gegenüber Bloomberg und auch auf APA-Anfrage keinen Kommentar ab.

Signa-Gruppe: Der Zerfall des Immobilien- und Kaufhaus-Konzerns

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