
Nachdem die Handelskette Spar den Billa-Mutterkonzern Rewe in den vergangenen Jahren deutlich überholte, plant Rewe nun ein großes Investitionspaket.
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Die Claims im Lebensmittelhandel in Österreich sind zwar weitgehend abgesteckt, doch auf bestehender Filialfläche wird weiter aufgerüstet: Der Billa-Mutterkonzern Rewe hat nun wohl als Reaktion auf die anhaltenden Marktanteilsgewinne von Spar – Spar hält bei 36,9 Prozent Marktanteil, Rewe lag 2024 bei 33,6 Prozent – ein Investitionsprogramm von rund 1,5 Milliarden Euro bis zum Jahr 2027 angekündigt. Davon sollen 850 Millionen Euro in die Modernisierung der Filialen fließen, 500 Millionen in die Logistik, sowie 150 Millionen u.a. in eCommerce, Produktion oder Großhandel. Auch wenn man den Rückstand der via Umfragen und Kassenbons erhobenen Marktanteile nicht so schnell aufholen wird können, will Rewe-Chef Marcel Haraszti nun die Zufriedenheit seiner Kunden weiter erhöhen – die „größte Investitionsoffensive in der Unternehmensgeschichte“.
Um nicht weiter an Terrain zu verlieren, sind bei Rewe wohl gröbere Anstrengungen vonnöten. Denn so hoch die Investitionssumme auch klingt, die Vorgabe von Spar lag alleine im Jahr 2024 bereits bei rund 900 Millionen Euro, bestätigt Spar-Marketingvorstand Markus Kaser im trend: „Wir erreichen in allen Ländern, in denen wir tätig sind, ein natürliches Wachstum. Manchmal wächst der Markt als Ganzes, manchmal ist es ein reiner Verdrängungswettbewerb, dann kommt es auch zu Marktbereinigungen. Wenn wir mehr Anteile gewinnen, muss wer anderer weniger haben. Genau das ist in Österreich passiert.“
Ausbau des regionalen Segments
Rewe reagiert freilich nicht nur bei Investitionen. Auch will man als Tochter eines deutschen Konzerns die lokale Verankerung des Lebensmittelgeschäfts nun stärker hervorkehren als bisher – da haben die Spar-Leute als österreichischer Familienkonzern einen Startvorteil. Haraszti stellt daher den hohen Anteil heimischer Produkte seines Sortiments in den Vordergrund, es geht um 2.800 regionale und lokale Lieferanten mit rund 25.000 Produkten und einen Verkaufsumsatz von rund 2,7 Milliarden Euro. Haraszti: „Als Rewe-Group stehen wir für partnerschaftliche Beziehungen zu unseren Lieferanten und Lieferantinnen und verfolgen das Ziel, unser regionales Sortiment im Sinne unserer Kunden und Kundinnen weiter auszubauen.“
Zur Stärkung der lokalen Verankerung zählt auch den Ausbau selbstständiger Kaufleute von Billa und Adeg. Obwohl die Muttergesellschaft in Deutschland (eine Genossenschaft) massiv von in Eigenregie geführten Filialen geprägt ist, hat man das Segment in Österreich bis vor kurzem dem Mitbewerber Spar überlassen. Das vergangene Geschäftsjahr im Vollsortiment Österreich (Billa, Billa Plus, Bipa inklusive Bipa Kroatien, Großhandel und Touristik) verzeichnete jedenfalls in Summe ein Umsatzwachstum von 5,1 Prozent auf 9,90 Milliarden Euro. Auch hier der Vergleich zum Marktführer: Spar erreichte in Österreich im Lebensmittelhandel im Jahr 2024 erstmals über zehn Milliarden Euro Umsatz.