Hans K. Reisch, Stv. Vorstandsvorsitzender, Spar
©SparSpar-Vizechef Hans K. Reisch über Flächenwettkampf, Bodenversiegelung und warum Fleisch nicht billiger wird.
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Herr Reisch, gehen Sie auch mal zum Billa einkaufen?
Einkaufen nein, schauen ja. Aber bei uns in Westösterreich gibt es nicht allzu viele.
Das hat was - Sie sind vor zwei Jahren auch dank der Dominanz im Westen Marktführer geworden.
So ist es, aber wesentlich ist jetzt, dass wir unsere Expansionsstrategie beibehalten und kontinuierlich weiterarbeiten.
Sie weisen mit 37,3 Prozent im August gerade Rekordwerte beim Marktanteil aus und denken weiter an Expansion?
Wir schauen natürlich, ob es irgendwo weiße Flecken gibt. Aber es geht mittlerweile weniger um neue Standorte als um Verlegungen oder Ausbauten. Aber gerade in Wien gibt es noch mannigfaltige Expansionsmöglichkeiten, da sind wir mit dem Marktanteil noch nicht auf dem Niveau wie sonst in Österreich. Seit unserer Gründerzeit lautete das Motto: Eigenkonkurrenz vor Fremdkonkurrenz, schließlich können wir uns damit die Mitbewerber vom Leibe halten.
Treibt der Aufwand für so ein großes Filialnetz im Handel nicht auch die Preise hoch?
Genau das Gegenteil ist der Fall. Jeder Kunde kann ganz einfach aus einem Supermarkt raus und in den anderen hinein, das hält die Preise nieder.
Auch aus Klimaschutzgründen wird die Bodenversiegelung durch Supermärkte gerade stark kritisiert.
Diese Darstellungen sind reiner Populismus, der uns irrsinnig stört, das hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Der gesamte Lebensmittelhandel in Österreich ist nur für 0,25 Prozent der Bodeninanspruchnahme verantwortlich. Wir stehen da zu Unrecht am Pranger, wie so oft, übrigens.
Wenn nicht am Flächenwettkampf, woran liegen die anhaltend hohen Preise für Lebensmittel sonst?
An der gesamten Produktionskette der Lebensmittel, die sich verteuert hat. Da werden unter anderem die Energiekosten schlagend. Die sind auch für uns derzeit das Thema schlechthin. 2023 haben wir um 247 Millionen Euro mehr Energiekosten zu stemmen als im Jahr 2022, das ist eine Verdopplung.
Und es ist ungefähr so viel wie der gesamte Vorjahresgewinn von Spar.
Ja, das EBIT lag bei 256 Millionen Euro. Wenn wir anderswo nicht irrsinnig einsparen würden, wäre der durchaus in Gefahr. Also investieren wir in PV-Anlagen, beschleunigen die LED-Beleuchtung und hoffen, dass wir am Ende mit weniger Energie auskommen. Aber vorerst geht das alles zu Lasten unserer Spanne.
Dennoch haben Konsumenten das Gefühl, die Supermärkte verdienen sich ein Börselgeld bei den hohen Preisen.
Schön wäre es. Doch leider machen uns auch die Preissteigerungen unserer großen Lieferanten das Leben schwer. Die waren sofort mit Preiserhöhungen da, und jetzt, wo es wieder um die Senkung der Preise geht, müssen wir extrem hartnäckig verhandeln.
Davon merken Konsumenten an der Kassa nicht viel. Laut offizieller Inflation sind Preissteigerungen nur nicht mehr ganz so extrem.
Das stimmt so nicht. Wir haben bereits tausend Preise wieder gesenkt. Aber bei manchen Produkten kommen spezielle Probleme zum Tragen. Bei Schweinefleisch zum Beispiel hängt der Preis von der Schweinebörse ab, und die hat gerade ein All-Time High, beeinflusst durch teure Futtermittel und hohe Energiepreise. Bei Milchprodukten wiederum hängt es an fehlender Produktion, viele Verarbeiter müssen schließen, das ist ein europäisches Phänomen
Interview aus trend. PREMIUM vom 27. 10. 2023