von
Herbert Gösweiner, Chef und Hauptgesellschafter der steirischen Blue Power GmbH, ist ein Windkraftpionier der ersten Stunde. Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit konnte er 2019 die erste Kleinwindkraftanlage auf den Markt bringen, die Privatleute in ihrem Garten oder auf ihrem Dach installieren und zur Selbstversorgung mit Grünstrom nutzen können. Die Nachfrage hielt sich zunächst in Grenzen. Bis zum Beginn des Jahres 2022 hatte er erst 30 solcher Mikrowindräder errichtet. "Viele Menschen haben von Energieautarkie geträumt, waren aber bisher skeptisch, ob sich das rechnet."
Mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat sich das geändert. "Jetzt steht eindeutig das Thema Versorgungssicherheit im Vordergrund", weiß Gösweiner. Mehr als 1.000 Anfragen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz haben ihn in den Wochen seit dem Kriegsausbruch erreicht. Das Team seines in Liezen beheimateten Start-ups versucht, diese so zeitnah wie möglich zu bearbeiten.
Das aktuell große Interesse an den Blue-Power-Anlagen liegt auch an deren technischen Besonderheiten: Im Gegensatz zu den meisten Windrädern sind die Flügel der Mikrovariante komplett ummantelt, wodurch ein Großteil des Lärms geschluckt und gleichzeitig die Effizienz durch die bessere Windführung erhöht wird. Errichtet werden die "Blue One" getauften Anlagen entweder auf einem Mast im Garten oder auf dem Dach. "Je nach Lage können wir bis zu 50 Prozent des Energiebedarfs eines Haushalts decken", sagt Gösweiner, der seine Windrad-Innovation, die auch an das Stromnetz angeschlossen werden kann, daher auch als mögliche Ergänzung zu aktuell ebenfalls stark nachgefragten Photovoltaikanlagen sieht.
Bürokratie bremst Erfindergeist
Die Fertigung der Kleinwindkraftanlagen erfolgt am Standort in Liezen. Aktuell können dort pro Tag bis zu 20 Turbinen gebaut werden. "Die Kleinwindkraftanlage ist so konstruiert, dass wir die Produktion schnell skalieren können", sagt der CEO. Das würde dann aber eher mit Partnern erfolgen, die in Lizenz fertigen. "Der Flaschenhals ist nicht die Fertigung, sondern die Bürokratie", weiß Gösweiner "Unsere Kleinwindkraftanlagen sind genehmigungspflichtig, und viele Gemeinden kennen sich zu wenig aus, was den Prozess verzögert."
Eine weitere Hürde für die Expansion sind die steigenden Rohstoffpreise. Aktuell kostet eine Kleinwindkraftanlage rund 7.000 Euro netto - das sind 50 Prozent mehr als noch vor einigen Monaten. Gösweiner rechnet dennoch mit einer anhaltend hohen Nachfrage: "Es liegt viel Kapital brach, und immer mehr Kunden sagen sich, bevor mein Geld auf Grund der Inflation an Wert verliert, mache ich lieber etwas Sinnvolles und kaufe mir ein Kleinkraftwerk." Ein Gedanke, den auch die Ex-Skirennfahrerin Kathrin Zettel hatte, als sie sich 2019 in das Unternehmen einkaufte und das Team auch operativ unterstützt.
EEG Elements Energy: die Wasserstoff-Stromspeicher
Mit so einer prominenten Gesellschafterin kann die EEG Elements Energy zwar noch nicht aufwarten, aber möglicherweise passt die Firma ins Investmentschema der Ex-Sportlerin. EEG Elements Energy hat mit dem Energiespeicher "Johann" einen Stromspeicher auf Wasserstoffbasis entwickelt, der es ermöglicht, Überschüsse CO2-neutral zu speichern - auch saisonal.
Der Energiespeicher ist in zwei Varianten erhältlich. "Johann Basis" orientiert sich am Markt für kleine Speicher (4 - 30 kWh). Ein größerer Bedarf von 300 - 1500 kWh kann mit dem Modell "Johann Plus" abgedeckt werden. Eine Speicherkapazität, die bisher unerreichte Autarkiegrade ermöglicht. "Mit einer Speicherleistung von 1.500 kWh kommt ein Durchschnittshaushalt durch den Winter", sagt EEG-Geschäftsführer Philipp Wünscher.
"Johann" ist somit eine optimale Ergänzung für Photovoltaik- oder Windkraftanlagen wie die von Blue Power. Der Wasserstoffspeicher wandelt grünen Strom mittels Elektrolyse und Wasser in Wasserstoff um. Dieser wird anschließend verdichtet und in Flaschen gespeichert. Für den Verbrauch wird der gespeicherte Wasserstoff dann mittels Brennstoffzelle zur Stromgewinnung genutzt.
Die ersten Pilotprojekte wurden vor rund einem Jahr gestartet. Aktuell arbeitet man mit Hochdruck daran, die Serienfertigung hochzuziehen. "Seit dem Ukraine- Krieg erreichen uns dreimal so viele Anfragen wie vorher. Es geht vor allem darum, möglichst autark zu sein im Falle eines mehrmonatigen Black-outs", sagt Chef. Die Amortisationszeit, die je nach Anwendungsfall zwischen zehn und 20 Jahren liege, spiele für viele in der aktuellen Situation eher eine untergeordnete Rolle.
Wünscher ist überzeugt, dass Wasserstoffspeicher für Haushalte ein wichtiger Baustein auf dem Weg in die Energieautarkie sein werden.
Der Artikel ist der trend. EDITION, März 2022 entnommen.