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Storyblok - Baukasten für Geschichten

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Die Storyblok-Gründer Alexander Feiglstorfer und Dominik Angerer konnten im Juni 2024 eine 74-Millionen-Euro-Finanzierungsrunde abschließen und damit das größte Investment aller österreichischen Start-ups an Land ziehen.

©Storyblok / Fotostudio Eder
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Ein Linzer Unternehmen ist am Sprung zum Weltmarktführer für Content-Management-Systeme: die außergewöhnliche Geschichte von Storyblok.

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Das Café Central ist auch in Linz eine Institution. Zwar ohne den imperialen Charme des gleichnamigen Wiener Hauses, aber mindestens so populär bei Pensionisten, Geschäftsleuten oder jungen Cocktailschlürfern. Dominik Angerer ist sehr oft hier. Das Personal ist ihm herzlich zugetan, er ist ein offensichtlich sehr geschätzter Stammgast.

Dass der 29-jährige CEO eines der beeindruckendsten Wachstumsunternehmens, das die heimische Start-up-Szene aufzubieten hat, seine Gäste im Central empfängt, ist keine lässige Attitüde. Storyblok, so der Name des Start-ups, hat kein Büro. Angerer arbeitet – so wie alle 240 Mitarbeitenden – ausschließlich remote.

Das junge Unternehmen ist einer der gefragtesten Lieferanten für Content-Management-Systeme (CMS) im Konzernumfeld. 200.000 Nutzer von China bis in die USA bauen damit Firmenwebsites, E-Commerce-Systeme und anderes mehr. Spezialisten mit großem Potenzial, so die Einschätzung internationaler Investoren unter der Führung der New Yorker Fonds Brighton Capital, die im Juni 80 Millionen Dollar Risikokapital investierten.

67 Investoren-Pitches

Angerer hat harte Monate hinter sich: Vor der öffentlichen Verkündigung dieser Series-C-Runde mussten die richtigen Partner erst einmal ausgesucht werden. Bei Storyblok wollten viele dabei sein: „Das ist wie bei einer Dating-App. Jeder unserer Bestandsinvestoren hat uns Kontakte vermittelt, und das waren viele. Mit 67 Investoren gleichzeitig reden, alle Zahlen und Fakten im Kopf haben und sich kennenlernen, ist eine logistische Herausforderung.“

Das anstrengenden Daten hat sich gelohnt: „Brighton ist ein Perfect Match für uns. Denen mussten wir nichts erklären“, sagt Angerer.

Die Story von Storyblok ist eine besondere, und das von Beginn weg. Dominik Angerer war 2015 als Head of Service und Maintenance bei der Linzer Digitalagentur Netural angestellt gewesen, die damals mit über 100 Personen große Kunden betreute. „Gearbeitet wurde auf einem älteren, aber etablierten CMS. Als die betreffende Firma auf einen Bug-Report antwortete, dass sie in sechs Monaten das System abschalten würde, war klar, dass wir etwas Neues suchen mussten“, erinnert er sich. „Was damals fehlte, war ein CMS, das die Arbeitsweisen von Marketing und Technik auf einem System abbilden konnte.“

Nach ernüchternder Marktanalyse begannen Angerer und seine Mitstreiter kurzerhand, Prototypen zu entwickeln. Zwei Jahre später nutzten bereits erste Großkunden das System und das Team gründete aus.

Erfolgreiche Rio-Linz-Connection

Mit ihrem benutzerfreundlichen und extrem schnellen Zugang hatten die Gründer einen Sweet Spot gefunden: „Mit Storyblok ist die Umsetzungszeit um bis zu 60 Prozent kürzer. Das macht bei großen Projekten, die auch mal im Millionenbereich sein können, schon eine Menge Geld aus“, rechnet Angerer vor. Silhouette, Adidas oder Reebok gehörten zu den ersten Großkunden, die noch mit Agentur im Rücken gewonnen werden konnten. „Dann ging es recht schnell von einer Bohrinsel im Pazifik über eine Agentur in Irland bis zu einem Shoppingcenter in Australien“, erzählt der Mitgründer.

Gelungen ist das dem Team vor allem über kluge Suchmaschinenoptimierung. „Wir haben ganz viele Artikel geschrieben, wie man bestimmte Probleme löst, und im Zuge dessen haben wir unser Produkt eingeführt.“ Die kostenlose Einzelplatzlizenz animierte immer mehr Nutzer dazu, Storyblok auszuprobieren. „Wer überzeugt war und dann mehrere User hinzufügte, wechselte zu den kostenpflichtigen Lizenzen. Das nennt man wohl einen Viral Loop. Im September haben wir gegründet, im Oktober waren wir profitabel mit über 1.000 Usern auf der Plattform“, fasst Angerer das erste abenteuerliche Jahr als selbstständiger Unternehmer zusammen. Ein Jahr später zählten die Gründer 10.000, dann 25.000, vier Jahre später 240.000 Nutzer.

Ende 2019 hatten die beiden Gründer – Alexander Feiglstorfer aus familiären Gründen in Rio de Janeiro sitzend, Angerer im Homeoffice und Café Central operierend – bereits eine Million Euro Umsatz gemacht. „Als ein Kunde 400.000 Euro bei uns ausgeben wollte, wussten wir, dass es Zeit war, für professionellere Strukturen zu sorgen“, sagt Angerer.

Mit Storyblok ist die Umsetzungszeit um bis zu 60 Prozent kürzer. Das macht bei großen Projekten eine Menge Geld aus.

Dominik AngererCo-Gründer und CEO Storyblok

Wer so eine Geschichte zu erzählen hat, muss nicht viele Klinken bei Investoren putzen. Von Firstminute Capital aus London und 3VC aus Österreich gab es die ersten 2,5 Millionen Euro für den Aufbau eines Leadership-Teams. Angerer war ja direkt von der HTL in der Agentur gelandet. Die Unternehmensführung wurde in einer Art Bootcamp nachgeholt. „Gelernt haben wir bei unserem dritten Investor in der Founders Factory, einem Londoner Accelerator, in dem Ex-Leute von Google, Meta sitzen. In sechs Monaten haben wir uns Produkt, Sales, Finance von Experten angeeignet. Das war extrem lehrreich.“

Angerer teilt sich die Führungsaufgaben mit dem bis heute in Brasilien sitzenden Alexander Feiglstorfer auf, der sich um das Produkt, die technische Umsetzung und darum, wie das Kundenfeedback zurück ins Produkt kommt, kümmert. Angerer kümmert sich mit seinem Team um Go-to-Market (Sales, Partnerships, Marketing), Operations und People.

Internationale Top-Kunden

Storyblok-Teams und Kunden sind über den ganzen Erdball verstreut. Die Kommunikationszentrale des Unternehmens ist Slack: „Das ist unser Büro. Wir haben es so umgebaut, dass die Kommunikation geschäftlich und privat läuft. Hier freuen sich alle, wenn gutes Kundenfeedback gepostet wird. Hier verabreden sich die Mitarbeiter zu Bike Challenges, und wir matchen alle zwei Wochen zufällig zwei Leute zusammen auf einen Coffee Chat.“

Ein Unternehmen ausschließlich remote zu führen, macht Angerer zu einem gefragten Auskunftgeber in Sachen Arbeitskultur. „Natürlich ist das anders und will gelernt sein“, sagt er.

Die Kunden können bestens damit, die meisten wissen das ja nicht einmal. Zu den Referenzkunden gehören Tesla, Nissan Motorsports oder Oatly ebenso wie Netflix, Disney, Renault, Autodesk, aber auch lokale Unternehmen wie Happy Socks oder Claro. „Wir haben keinen deklarierten Branchenschwerpunkt. Am meisten profitieren Kunden aber, wenn viel Information häufig bearbeitet wird.“

Storyblok ist das CMS mit der höchsten Empfehlungsrate in den Anwendergruppen. „Wir haben Storyblok ohne Training weltweit ausgerollt, die Teams haben es sofort ganz natürlich angenommen“, berichtet Aaron Cawte, Senior Frontend Developer beim britischen Energieunternehmen Octopus Energy. Bei Octopus werden komplette Handelswebsites in nur zwei Wochen gebaut, neue Websiteversionen in fünf Minuten fabriziert – unter dem Strich stehen zwei Drittel weniger Entwicklungszeit.

Der Sweetspot wird von Storyblok konsequent verteidigt und die Produktentwicklung von einem 72-köpfigen Team vorangetrieben. „Wir gehen einen Schritt weiter und bringen mit dem sogenannten Ideation Room die Automatisierung im Kreativprozess entscheidend weiter.“ Diese Zusatzfunktion gibt es bereits in einer Betaversion. „Wir bilden den Content Lifecycle ab, von der ersten Idee über das Publizieren bis zum Wiederverwerten.“

Die Storyblok-Geschichte ist noch lange nicht auserzählt, vor allem in den USA stößt sie auf Begeisterung. „Wir konnten die Umsätze zuletzt verdrei- und vervierfachen“, so Angerer. Große Hoffnungen liegen am US-Markt, der von 20 auf 50 Prozent hochgefahren werden soll.

Die mittelfristige Vision ist die Weltmarktführerschaft oder der Börsengang in den USA. Angerer: „Wenn es weiter gut läuft, werden nicht wir gekauft, sondern wir kaufen Unternehmen ein.“

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