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Strabag: Der erste Auftritt des neuen CEO

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Der neue Strabag-CEO Stefan Kratochwill mit Finanzchef Christian Harder (rechts).

©Bernhard Ecker
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„Klemens Haselsteiners Vermächtnis lebt weiter " – Bilanzpressekonferenz durch Stefan Kratochwill stand im Zeichen seines plötzlich verstorbenen Vorgängers.

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Die Zahlen waren mehr als solide. Mit 823 Millionen Euro erzielte der heimische Baukonzern Strabag 2024 das beste Ergebnis seiner Unternehmensgeschichte. Die operative Gewinnmarge lag mit 6,1 Prozent sogar über den Erwartungen des Managements, auch dank eines milden Winters, der es zuließ, auch noch im Dezember zu asphaltieren – und dank eingebrachter Nachforderungen von deutschen Kunden, wie es am Montag am Rande der Bilanzpressekonferenz hieß.

Das Zahlenwerk ist noch unter der Verantwortung von Klemens Haselsteiner entstanden. Der bisherige CEO ist im Jänner 44-jährig völlig überraschend verstorben. Präsentieren durfte das Ergebnis sein Nachfolger Stefan Kratochwill. „Klemens' Vermächtnis lebt weiter – in unserer Kultur und in unserer Strategie", sagte er am Beginn der Präsentation, an deren Ende er noch einmal auf seinen Vorgänger zurück kam: „Für Klemens Haselsteiner gehörten Ökonomie und Ökologie zusammen". Damit unterstrich Kratochwill, dass die Strabag auch unter seiner Führung an der Nachhaltigkeitsstrategie festhalten wird. Insbesondere in Projekten zur Energiewende sieht das Unternehmen weiterhin große Chancen. So errichtet das Unternehmen etwa eine 50-MW-Großwärmepumpe im schwedischen Göteborg. Im Baumaschinenbereich, der besonders viele CO2-Emissionen verursacht, wird im steirischen Gratkorn gemeinsam mit Liebherr eben ein Radlader auf Wasserstoffbasis getestet.

Mehr als 60 Prozent der Aufträge stammen inzwischen von öffentlichen Auftraggebern, eine deutliche Steigerung zum Vorjahr. „Mit sinkenden Zinsen sollte sich aber bald eine Trendwende absehen lassen", pocht der CEO darauf, dass auch die private Investitionsbereitschaft wieder steigt.

Immer wieder schweifte Kratochwills Blick, sonst auf den Bildschirm seines Thinkpad-Laptops konzentriert, in den hinteren Bereich der Sky Stage im Wiener Tech Gate. Dort hatte Hans Peter Haselsteiner, der die Strabag zum relevanten europäischen Player geformt hat, an einem Tisch mit Journalisten Platz genommen. Der Vater von Klemens Haselsteiner, seit dessen Tod Generalbevollmächtigter des Baukonzerns, verfolgte die Ausführungen aufmerksam.

Solide sollte nach den Ausführungen von Kratochwill und Finanzvorstand Christian Harder auch 2025 werden, und ab 2026 könnte auch das 500 Milliarden schwere deutsche „Sondervermögen Infrastruktur" greifen. „Es wird Zeit, dass etwas passiert", verwies der neue Strabag-Chef auf „16.000 deutsche Brücken in alarmierendem Zustand." 2025 bezeichnete er für das Nachbarland – im größten Einzelmarkt der Strabag sind 40.000 der über 86.000 Konzernmitarbeiter beschäftigt – als „Übergangsjahr".

Keine Neuigkeiten gab es indes zu den Gerichtsverfahren rund um den russischen Mitaktionär Rasperia, der dem Einflussbereich des Oligarchen Oleg Deripaska zugerechnet wird. Je länger sich das Thema zieht, umso größere Auswirkungen aufs Geschäft könnte es jedoch haben. Auf die trend-Frage nach der Strabag-Strategie für einen etwaigen Ukraine-Wiederaufbau antwortete Kratochwill mit einer rhetorischen Gegenfrage, die einen Bezug zum russischen Mitaktionär herstellte: „Sind wir in der Ukraine überhaupt willkommen?"

Wie lange die Kartellbehörden noch die geplante Übernahme von Teilen des Krankenhausdienstleisters Vamed untersuchen, wollte er nicht kommentieren: „Das ist ein laufendes Verfahren."

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