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Stress für Reisende: Streiks bei Deutscher Bahn und Lufthansa

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Ab Donnerstag werden bei der Lufthansa sowie Deutsche Bahn gestreikt. Millionen Passagiere und Bahnfahrende sind davon betroffen.

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Die Streiks bei der AUA-Mutter Lufthansa sowie bei der Deutschen Bahn werden auch Auswirkungen auf Österreich haben. Das Bodenpersonal der Lufthansa wird am Donnerstag und Freitag die Arbeit niederlegen. Deutsche Lokführer wollen den Personenverkehr ab Donnerstag bestreiken.

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Berlin/Frankfurt. Reisenden in Deutschland und von Österreich nach Deutschland steht eine stressige Woche bevor. Und zwar für Bahn- und Flugverbindungen. Ab Donnerstagfrüh sind sowohl bei der Deutschen Bahn (DB) als auch bei der AUA-Mutter Lufthansa tausende Beschäftigte zu Streiks aufgerufen. Zahlreiche Züge und Flüge drohen auszufallen, wie vorangegangene Streikrunden bereits gezeigt haben. Für Millionen Reisende bedeutet das erhebliche Einschränkungen.

Im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn (DB) hat die Gewerkschaft GDL zu einem 35-stündigen Streik aufgerufen. Im Personenverkehr werde er am Donnerstag [07.03.2024] um 2.00 Uhr beginnen und am Freitag [08.03.2024] um 13.00 Uhr enden.

Das Flugzeug dürfte in vielen Fällen keine Alternative sein: Für Donnerstag und Freitag ruft die Gewerkschaft Verdi zu einem Warnstreik bei der AUA-Mutter Lufthansa auf. Die Streiks dürften auch in Österreich zu spüren sein.

Nach einer ersten Einschätzung des Lufthansa-Konzerns sind an den beiden von Verdi avisierten Streiktagen Donnerstag und Freitag rund 200.000 Passagiere betroffen. Das deutet darauf hin, dass wie bei zwei vorhergegangenen Streikwellen erneut rund 1.000 Flüge pro Tag ausfallen und nur ein rundes Zehntel des ursprünglichen Angebots geflogen werden kann. Wegen des zeitgleichen Lokführerstreiks entfällt zudem die Möglichkeit, für kürzere Strecken auf die Schiene umzusteigen.

Die ÖBB empfahlen bereits am Montag, nicht dringende Reisen auf einen früheren oder späteren Zeitpunkt zu verschieben. Die Bundesbahnen wollen auf oebb.at und via App über betroffene Verbindungen informieren, sobald Informationen vorliegen. Die Westbahn erklärte, dass ihre Züge von und nach München und Rosenheim sowie über das Deutsche Eck nach Tirol und Vorarlberg werden planmäßig fahren werden.

Die Arbeitgeber kritisierten die Streikaufrufe scharf: "Verdi hat bereits viermal mit einer Gesamtdauer von 145 Stunden gestreikt - das ist deutlich länger als verhandelt wurde", erklärte die Lufthansa. Die Deutsche Bahn nannte die GDL-Ankündigungen egoistisch und eine Zumutung für die Kunden.

GDL-Chef Claus Weselsky zeigt sich empört, dass die vierwöchigen, vertraulichen Verhandlungen mit der Bahn zu keinem Ergebnis geführt hätten. Die Bahn habe sich praktisch nicht bewegt, was besonders für die Forderung nach einer 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich gelte. "Daher ist schlusslogisch Arbeitskampf als letztes Mittel wieder einzusetzen." Im Personenverkehr werde der Ausstand deutschlandweit ab Donnerstag, 02:00 Uhr früh, beginnen, im Güterverkehr schon ab Mittwoch, 18:00 Uhr. Der Streik werde Freitag, 13:00 Uhr, enden und 35 Stunden dauern.

Die 35 Stunden

Laut Weselsky lag zuletzt ein Vorschlag der beiden Vermittler auf dem Tisch, der eine Arbeitszeitreduzierung auf 37 Stunden vorsah sowie die Möglichkeit, die Arbeitszeit innerhalb eines bestehenden Wahlmodells eine weitere halbe Stunde abzusenken. Das habe die Gewerkschaft abgelehnt.

Weselsky verweist auf Tarifabschlüsse bei mehr als zwei Dutzend kleineren Eisenbahnunternehmen, die der 35-Stunden-Forderung bereits zugestimmt haben. Bis 2028 wurde eine stufenweise Absenkung auf 35 Stunden vereinbart. Allerdings stehen diese Verträge unter dem Vorbehalt, dass auch die Deutsche Bahn einer solchen Regelung zustimmt.

Statt der geforderten monatlichen Lohnerhöhung von 550 Euro habe man 420 Euro vereinbart. Dies müsse auch mit der Deutschen Bahn möglich sein.

Wie es nun weitergeht sei völlig offen. Eine formale Schlichtung, wie sie jüngst etwa der Fahrgastverband Pro Bahn gefordert hatte, schloss Weselsky am Montag erneut aus. "Wenn die beiden ehrenwerten Moderatoren, die Ihnen ja bekannt sind, es nicht geschafft haben, uns zusammenzubringen, was soll dann eine weitere Schlichtung oder eine weitere Moderation bringen?", sagte er. Dass sich beide Seiten zeitnah wieder an den Verhandlungstisch setzen werden, ist nicht absehbar. Für Fahrgäste geht die Unsicherheit auf der Schiene damit auf unbestimmte Zeit weiter.

Weitere Wellenstreiks angekündigt

Zudem sagte Weselsky, nach dem nächsten Streik werde es weitere Wellenstreiks geben, die nicht mit der sonst üblichen Frist von 48 Stunden angekündigt würden. Damit werde die Deutsche Bahn auch keinen Notfahrplan mehr einsetzen können. Für die Kunden bedeute dies, dass die Bahn kein verlässliches Verkehrsmittel mehr sei. Die Verantwortung trage auch Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), der für die Bahn Partei ergreife. "Vielleicht fällt dem Herrn Minister mal ein, dass man sein Eigentum zu schützen hat. Und das man nicht zuschaut, wie ein wildgewordener Bahnvorstand hier Millionen an Steuergeldern verbrennt."

Regierungssprecher Wolfgang Büchner appellierte an die hohe Verantwortung sowohl von Unternehmen als auch Gewerkschaft. Die Streiks seien für Passagiere und Firmen ärgerlich.

Die Deutsche Bahn (DB) warf der GDL Egoismus und Sturheit vor. "Viele Millionen Menschen in unserem Land können nicht Zug fahren, weil die GDL-Führung nicht willens ist, Kompromisse einzugehen", kritisierte DB-Personalvorstand Martin Seiler. Besonders aber würden die Streiks ohne Vorankündigung die Kunden treffen: "Diese sogenannten Wellenstreiks sind eine blanke Zumutung für unsere Fahrgäste." Die Bahn forderte eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. Die GDL zeigte sich unbeeindruckt: Auch eine Schlichtung mache derzeit keinen Sinn, da man in den vergangenen Verhandlungen bereits erfolglos Moderatoren eingesetzt habe.

Mehrere Tarifkonflikte - mehrere Behinderungen

Flug-Reisende müssen nun zugleich mit weiteren Behinderungen rechnen durch den Streik des Lufthansa-Bodenpersonals am Donnerstag und Freitag. Es hatte bereits im Februar zwei Mal die Arbeit für jeweils etwa einen Tag niedergelegt.

Die Lufthansa befindet sich in mehreren Bereichen in Tarifkonflikten: Am vergangenen Wochenende hatten die Beschäftigten der Frachttochter Lufthansa Cargo ihre Arbeit niedergelegt. Davor waren Lufthansa Technik, Lufthansa Aviation Training und Lufthansa Technical Training bestreikt worden.

Außerdem hat die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo das Kabinenpersonal der Regionalflugtochter Lufthansa CityLine zur Abstimmung über einen Streik aufgerufen. Bei Discover Airlines, einer weiteren Konzerntochter, liegt das Management mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) im Clinch.

Und auch im deutschen Nahverkehr mit Bussen und U-Bahnen drohen nach den vergangenen Arbeitskämpfen in verschiedenen Städten weitere Streiks.

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