Mit einem breiten Produktangebot eignen sich Tankstellen für den Einkauf zwischendurch. Drei von vier Tankstellenbistros offerieren warme Snacks, vegetarische Speisen sind allerdings Mangelware. Die Preise sind mitunter recht geschmalzen.
Auch wenn der Verbrauch von Autos kontinuierlich sinkt: Früher oder später führt der Weg aller Autofahrer zur Tankstelle. Dort lässt sich das Notwendige mit dem Angenehmen verbinden, haben doch die in Österreich aktive Tankstellenketten ihre Angebotspalette weit über den Verkauf von Benzin oder Diesel hinaus ausgeweitet. Sie nutzen die unausweichliche Kundenfrequenz für Geschäfte, die allesamt deutlich lukrativer sind als der Spritverkauf selbst.
Zahlreiche Stationen bieten in ihren Shops und Bistros häufig sogar rund um die Uhr Artikel des täglichen Bedarfs, Snacks und Heißgetränke, Zeitungen, Magazine und Blumen an.
Die Gesellschaft für Verbraucherstudien ÖGVS hat acht große Tankstellen-Ketten mit Shop- und Bistro-Konzept hinsichtlich Preisen, Angebotsbreite, Servicequalität sowie Qualität der Speisen und Getränke untersucht. Dabei wurde jeder Anbieter mehrmals mit verschiedenen Kundenwünschen konfrontiert, die verdeckte Tester vor Ort äußerten.
Das Ergebnis: Die Tankstellen der Marke Turmöl erfüllen die von ÖGVS gesetzten Kriterien insgesamt am besten und gehen mit 86 von 100 möglichen Punkten als Testsieger der "Studie Tankstellenshops Österreich 2014" hervor. Auf Platz zwei folgt OMV, BP schafft es mit 80 Punkten auf Rang drei.
Preis und Leistung
"Turmöl überzeugt vor allem mit den günstigsten Preisen, einem sehr gutem Erscheinungsbild und guten Leistungen in allen weiteren Kategorien", sagt Katja Likowski, Projektleiterin der Gesellschaft für Verbraucherstudien, "OMV-Tankstellen punkten mit dem breitesten Produktangebot, dem besten Service sowie der besten Qualität von Speisen und Getränken. Der Drittplatzierte BP zeigt ein insgesamt gutes Gesamtpaket." Die OMV, die in vielen die Qualität und den Service betreffenden Kategorien voran liegt, verpasste den Sieg nur deswegen, weil die Preise in ihren Tankstellen-Shops vergleichsweise hoch sind.
Produktvielfalt: Sieg für OMV breite Palette. OMV schneidet mit der Note 1,9 in der Testkategorie "Produktvielfalt" am besten ab. Deutlich dünner gesät ist das Produktangebot bei Tankstellen der Marken AVIA, Eni sowie A1.
Der Angebotsumfang der Shops und Bistros reicht von Grundnahrungsmitteln bis zu Drogerieartikeln, im Unterschied zum Supermarkt findet man aber kaum Bio-Lebensmittel. Hier stößt das Sortiment der Tankstellen oft an seine Grenzen. Ein Umstand, der sicher dem mangelnden Platz geschuldet ist.
Im Bistro-Bereich werden fast überall belegte Brötchen und Kaffeespezialitäten angeboten. Wer einen warmen Snack sucht, wird hingegen nur bei drei von vier Tankstellen fündig. Soll dieser dann auch noch vegetarisch sein, können nur noch elf Prozent der untersuchten Filialen weiterhelfen.
Turmöl: Kooperation mit Spar
Bei Turmöl macht sich die Strategie der Doppler Gruppe aus Wels bezahlt. Diese übernahm 2003 die Turmöl-Tankstellen, 2009 wurde eine Kooperation mit der Lebensmittelkette Spar eingegangen. Aktuell sind in den rund 40 Tankstellenshops namens Spar Express insgesamt rund 1.800 Artikel erhältlich. Dabei gehen Brot und Gebäck, Obst und Gemüse sowie Eigen- und Exklusivmarken des Spar-Sortiments zum Supermarktpreis über die Tankstellentheke.
Getränke und Speisen: Bestnote 1,3 guten Appetit. OMV-Tankstellen schrammen bei Auswahl und Qualität von Speisen und Getränken mit 96 von 100 möglichen Punkten nur knapp am Optimum vorbei. Auf den Plätzen folgen A1 und BP.
Bernd Zierhut, für Turmöl-Tankstellen verantwortlicher Geschäftsführer der Doppler Gruppe: "Das Konzept, Spar als Lieferanten an Bord zu holen, während die Shops und deren Einrichtung in unserem Besitz verblieben, hat sich bewährt. Die Spar Express Standorte werden sehr gut von den Kunden angenommen, die Umsatzsteigerungen liegen weiterhin im zweistelligen Bereich."
Enorme Preisunterschiede
Produktvielfalt hat sich auch OMV auf die Fahnen geheftet. So sind an den 189 OMV-Tankstellen, die mit VIVA-Shops und Bistros ausgestattet sind, neben frisch zubereiteten Snacks mehr als 1.500 Artikel des täglichen Bedarfs erhältlich. Zusätzlich werden hier auch Bio-Produkte, Fairtrade-zertifizierter Kaffee und Geschenkartikel angeboten. Eine eigene Vinothek sowie die Möglichkeit, Bank- und Postdienstleistungen in Anspruch nehmen zu können, runden das Programm ab. Einziger Wermutstropfen: Von Supermarktpreisen ist man hier deutlich entfernt. Mit 52 von 100 möglichen Punkten hinkt OMV in der Kategorie "Preise Tankstellenshops" dem Mitbewerb doch deutlich hinterher.
Preise: Spitzenwert für Turmöl wohlfeil und teuer. Der Einkauf an der Tankstelle kommt bei Turmöl am günstigsten. Bei Stationen von A1 und OMV sind die Preise im Vergleich zur Konkurrenz hoch.
Dass man beim Einkauf an Turmöl-Standorten vergleichsweise gut wegkommt zeigt der direkte Preisvergleich ausgewählter Produkte. So liegen die Preise von Mineralwasser, Milch, Coca-Cola, Red Bull, Bier oder Zahnpasta bei Turmöl zum Teil deutlich unter dem, was andere Tankstellenshops in Rechnung stellen.
Hingegen hat die OMV den Sieg in der Kategorie Service errungen. Hier weist der österreichische Großkonzern die Mitbewerber mit 92 von 100 möglichen Punkten in die Schranken und hat die Tester überzeugt.
Generell meint ÖGVS-Expertin Likowski: "Tankstellenshops punkten zwar mit konsumentenfreundlichen Öffnungszeiten und einem breiter werdenden Produktangebot, können aber wegen der teils sehr hohen Preise Supermärkte auf keinen Fall ersetzen." Regelmäßig dort statt in Supermärkten einzukaufen, würde doch recht teuer kommen.
Makelloses Auftreten
In der Kategorie Erscheinungsbild schneiden alle getesteten Unternehmen mit der Note sehr gut oder gut ab. Der Verkaufsraum ist in fast allen von ÖGVS besuchten Filialen sauber, die Regale sind gut gefüllt und die Präsentation der angebotenen Produkte wird als ansprechend beurteilt.
Im Bistrobereich punkten die Tankstellen ebenfalls mit sauberen Essensauslagen und Getränkestationen.
Darüberhinaus schneiden die Toiletten hinsichtlich Sauberkeit und Ausstattung im FORMAT-Test bemerkenswert gut ab und geben kaum Anlass zu Kritik.
Aufholbedarf bei Hygiene
In nahezu allen von den Mystery-Shoppern überprüften Tankstellen überzeugen die Läden mit kurzen Wartezeiten und meist freundlichen Mitarbeitern. Einen darüber hinausgehenden Service sollte man vor allem im Bistro allerdings nicht erwarten. So reicht häufig die Ausstattung der Tankstellen nicht aus, um auf Kundenwünsche wie individuell belegtes Brot und Gebäck, beispielsweise ohne Butter oder ohne Salatblatt, einzugehen.
Preisvergleich Der Einkauf an der Tankstelle ist bei Turmöl am günstigsten. Bei Stationen von OMV und A1 kommt der Einkauf ausgewählter Produkte besonders teuer.
Projektleiterin Likowski: "Auch das Fehlen von Servietten oder die deutlich kritischere Tatsache, dass die Speisen vom Personal bei jedem dritten Kauf nicht mit einer Zange, Serviette oder Handschuh, sondern mit der bloßen Hand angefasst werden, erinnern leider oft daran, dass man sich nicht in einem Imbiss oder gastronomischen Betrieb, sondern doch nur in einer Tankstelle befindet."
Nahezu durchwegs überzeugen können die Shops allerdings bei der Qualität von Speisen und Getränken. So waren belegtes Brot und Gebäck in neun von zehn Fällen frisch und resch, der Kaffee stets heiß, warme Snacks durchwegs richtig temperiert. Und auch geschmacklich werden die Bistro-Produkte den Erwartungen gerecht. Auf einer Skala von "sehr schlecht" (0 Punkte) bis "sehr gut" (10 Punkte) zur Beurteilung der Speisen erreichen die Tankstellenshops im Durchschnitt 8 von 10 Punkten. Aufgrund der Subjektivität gehen diese Einschätzungen allerdings nicht in das Gesamttesturteil ein.
Bei welchen Tankstellen Benzin oder Diesel, die Hauptprodukte, am günstigsten sind, wurde im Zuge des Tankstellen-Tests nicht hinterfragt. Aktuelle Informationen dazu gibt es auf der Homepage von e-control unter www.spritpreisrechner.at oder via Smartphone-Apps der Autofahrerklubs ÖAMTC und ARBÖ.
Testmethode - So wurden die Test-Sieger ermittelt
Die Gesellschaft für Verbraucherstudien ÖGVS hat acht in Österreich tätige Tankstellenketten getestet und anhand eines Katalogs mit 69 Punkten auf Stärken und Schwächen überprüft.
Die Gesellschaft für Verbraucherstudien (ÖGVS), ein Schwesterunternehmen des deutschen Testinstituts DtGV, startete kürzlich in Österreich und führt regelmäßige Untersuchungen durch. In der aktuellen "Studie Tankstellenshops Österreich 2014" vergleicht ÖGVS die Shop- und Bistro-Konzepte der Tankstellenketten hinsichtlich Preisen, Angebotsbreite, Servicequalität sowie Qualität der Speisen und Getränke.
Jeder Anbieter wurde sechs Mal mit verschiedenen Kundenwünschen konfrontiert, die verdeckte Tester im Zuge von Shop-Besuchen an unterschiedlichen Standorten äußerten. Die Auswertung erfolgte auf Basis eines 69 Fragen umfassenden Katalogs.
Der Faktor Erscheinungsbild geht zu zehn Prozent in das Gesamturteil von ÖGVS ein. Die Angebotsbreite, also die Fülle der im Shop erhältlichen Produkte aus unterschiedlichen Bereichen, erhält in der Gesamtbeurteilung 20 Prozent Gewichtung. Mit der gleichen Gewichtung findet im Testurteil das Preisniveau ausgewählter Artikel aus dem Sortiment Berücksichtigung.
Ebenso 20 Prozent trägt die Erfüllung des Aspekts Service zum Gesamtergebnis bei, wobei das Auftreten der Mitarbeiter generell wenig zu wünschen übrig ließ. Mit 30 Prozent sind die Qualität und die Zubereitung von Getränken und Speisen im Testurteil am höchsten gewichtet.
