Eine jährliche Mitgliedsschaft in einem Fitnesscenter kostet zwischen 600 und 2000 Euro. trend präsentiert den Fitnesscenter-Test von Quality Austria, durchgeführt von ÖVGS, der Gesellschaft für Verbraucherstudien. Die Kette "Injoy" siegt dabei ganz knapp vor "John Harris". Premiumanbieter trotzen dem harten Wettbewerb mit Qualität und Angebotserweiterung.
Mehr Muskeln, mehr Wohlbefinden, mehr Leben: Etwa eine halbe Million Österreicher besuchen mehr oder weniger regelmäßig einen der rund 500 über das Bundesgebiet verstreuten Fitnesstempel.
Ihr Ziel: der perfekte Body - oder zumindest ein gestärkter und gesünderer Körper.
Ein Run aufs Laufband: Nicht nur die Discount-Anbieter, sondern auch Studios im gehobenen und Premiumbereich verzeichnen trotz Jahresgebühren von 1.000 Euro und mehr regen Zulauf.
Beinharter Wettbewerb
Für die Anbieter sind die seit Jahren steigenden Mitgliederzahlen erfreulich. Doch so wie die Trainierenden unter hohen Gewichten schwitzen, stöhnt die Branche durch den intensiven Wettbewerb über Druck auf die Margen.
Laut einer Marktanalyse von Kreutzer Fischer & Partner sinkt der Umsatz je Mitglied bereits seit Jahren, alleine im Jahr 2012 betrug der Rückgang rund vier Prozent. Deshalb stagniert trotz steigender Mitgliederzahlen der Gesamtumsatz der Branche bei knapp 220 Millionen Euro.
Die angespannte Lage macht Andreas Thurner, der gemeinsam mit seinem Bruder Christian seit 2002 die österreichische Masterlizenz für Injoy-Studios hält, nicht zu schaffen: "Die Durchschnittswerte für den Umsatz je Mitglied sind durch die steigende Anzahl von Diskontanbietern nach unten verzerrt. Im Qualitätssegment ist der Preisdruck relativ gering. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der Fokus bei Premiumanbietern auf kaufkräftigen Kundenschichten liegt. In unseren Studios beträgt der Altersschnitt der Kunden 45 Jahre.“
Ins gleiche Horn stößt Ernst Minar, Alleineigentümer der Fitnesskette John Harris: "Wir verzeichneten in den vergangenen Jahren Mitgliederzuwächse. Neue Kunden sind bereit, für hohe Qualität 100 Euro monatlich zu bezahlen.“
Generell müssen Fitnessketten danach trachten, höchsten Ansprüchen an Qualität und Service gerecht zu werden, um ihre Kunden bei der Stange zu halten. Wem das am besten gelingt, beantwortet die "Studie Fitnesscenter 2014", bei der die Gesellschaft für Verbraucherstudien ÖGVS in Kooperation mit trend Anbieter aus dem gehobenen und dem Premiumbereich genau untersucht hat.
In die Auswahl kamen dabei sechs Fitnessketten, die vielfältige Trainingsmöglichkeiten sowie die Nutzung von Wellnessbereichen offerieren.
Beratung auf dem Prüfstand
"Moderne Fitnesscenter sind mit einer Vielzahl von Hightech-Geräten ausgestattet, die zum effektiven Trainieren einzelner Muskelgruppen und Körperbereiche entwickelt wurden“, sagt ÖGVS-Projektleiter Henrik Peperkorn. "Um einen optimalen Trainingserfolg zu erreichen und der Gefahr körperlicher Schäden bei falscher Benutzung vorzubeugen, sind gute Beratung und Betreuung durch Fitnesstrainer wichtig. Deshalb liegt der Fokus der Studie auf der Beratungs- und Servicequalität.“
Kopf-an-Kopf-Rennen
Wie das Gesamtergebnis der Studie zeigt, gehen die beiden Premiumanbieter Injoy und John Harris fast ex aequo ins Ziel. Letztlich kommt Injoy um einen Hauch besser weg und wird Sieger des Fitnesscenter-Tests.
Der Erfolg kommt nicht von ungefähr, setzen doch die Thurner-Brüder als Franchisegeber alles daran, die Qualität der 37 österreichischen Injoy-Studios hoch zu halten. Andreas Thurner: "Unsere Ausbildungsakademie, bei der drei Universitäten beratend mitwirken, sorgt mit 100 Beratungstagen pro Jahr für die ständige Verbesserung der Mitarbeiterqualität.“
Ärzte und Ernährung
Auch John-Harris-Chef Minar macht bei der Qualität keine Abstriche und bietet seinen Kunden eigens eingerichtete Ärztezentren.
Auch bei der Fitnesskette Holmes Place, dem Drittplatzierten im Fitnesscenter-Test, wird permanent an Verbesserungen gearbeitet. "In den vergangenen Jahren hat sich das Angebot verändert. Der Fokus liegt nun nicht mehr verstärkt auf Fitness, sondern auf Service“, sagt Olivia Paradine, Österreich-Sprecherin der internationalen Fitnesskette. "Wir folgen einem ganzheitlichen Ansatz, bei dem Aspekte von Gesundheit bis zu Ernährungsberatung immer wichtiger werden.“
Dafür sind die Kunden bereit, bei der Gebühr für Fitnesscenter tief in die Tasche zu greifen - solange Qualität und Service passen. ÖGVS-Experte Peperkorn: "Die Preise liegen im Schnitt bei rund 1.000 Euro jährlich, die gesamte Bandbreite reicht von 600 bis 2.000 Euro pro Jahr.“
Große Abweichungen haben die ÖGVS-Tester auch an unterschiedlichen Standorten einzelner Anbieter festgestellt. Tipp von ÖGVS-Experte Peperkorn: "Selbst bei ein und derselben Fitnesskette lohnt sich der Vergleich der Mitgliedsbeiträge.“
Adresse zählt
Speziell bei Premiumanbietern ist der richtige Standort ein wichtiger Baustein zum Erfolg. So siedelt John-Harris-Besitzer Minar seine Klubs nur an ersten Adressen an.
Neben dem vor neun Monaten ausgebauten Stammhaus am Wiener Schillerplatz hat Minar mit einem Center im höchsten Gebäude Österreichs, dem DC Tower, seinen jüngsten Coup gelandet. Im Oktober wird ein neues Fitnesscenter in den Wiener Sofiensälen seine Pforten öffnen.
Mangelware Handtuch
Wie die Ergebnisse des Fitnesscenter-Tests zeigen, können nicht alle Anbieter mit den hohen Ansprüchen der Trainingseifrigen mithalten. So fällt etwa euroGYM mit einer Gesamtnote von 4,6 durch. Aber auch bei den anderen Anbietern gibt es weiter Verbesserungsbedarf.
Das trifft laut den ÖGVS-Testern etwa auf eine meist fehlende Kinderbetreuung ebenso zu wie auf mangelhaftes Parkplatzangebot. Peperkorn: "In manchen Zentren sind Handtücher etwa beim Wellnessbereich nicht gratis verfügbar. Für das Ausleihen von Handtüchern ist oft ein Betrag von rund zwei Euro zu zahlen. Das ist ein großes Manko.“
Übrigens: Die Mystery Shopper von ÖGVS haben es sich nicht leicht gemacht. Sie nahmen in jeweils drei Filialen der getesteten Fitnesscenter an Trainingseinheiten teil, kamen beim Krafttraining ins Schwitzen und besuchten die Wellnessbereiche.
Information zum Fitnesscenter-Test
Die Ergebnisse des Tests wurden auf Basis von Fragebogen mit insgesamt 70 Fragen erhoben. In die Gewichtung zum Gesamtergebnis gingen Aspekte zu "umfassender und kompetenter Beratung“ zu 60 Prozent und "Service“ zu 40 Prozent ein. Aufgrund der vielfältigen Angebote der Fitnesscenter wurden Preismodelle im Zuge der Gesamtbewertung nicht berücksichtigt.
Die ausführlichen Ergebnisse des Tests sind gegen eine Schutzgebühr von 1.250 Euro zuzüglich USt bei ÖGVS (E-Mail: info@qualitätstest.at) erhältlich.