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Tourismus in Österreich - es muss sich einiges ändern

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Tourismus in Österreich - es muss sich einiges ändern
Erste Bilanz: Die Sommersaison war für Österreichs Tourismus so gut wie seit 25 Jahren nicht mehr. Und dennoch: Die Jubelstimmung ist getrübt.©shutterstock
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Die Sommersaison 2017 beschert dem Tourismus das beste Ergebnis seit 25 Jahren. Das ist jetzt Anlass für die Branche, ihren Forderungen nach besseren Rahmenbedingungen Nachdruck zu verleihen.

Die Politik jubelt. Wieder einmal habe Österreich bewiesen, dass es ein Magnet für Urlauber aus der ganzen Welt ist, weil das Angebot einfach stimmt. Und auch die Österreicher selbst schätzen neuestens die Sicherheit in der Alpenrepublik, ihre landschaftlichen Schönheiten und machen zunehmend Ferien im eigenen Land. Das trug dazu bei, dass die erste Sommerbilanz des Jahres, von Mai bis Juli, das beste Ergebnis seit 25 Jahren aufweist.

Die Statistik Austria meldete 35,93 Millionen Nächtigung in diesem Zeitraum, was einem Plus von 4,4 Prozent entspricht. Bei den Inländern gab es mit 11,08 Millionen ein Plus von 1,5 Prozent, bei den Ausländern waren es 24,85 Millionen, ein Plus von 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Für die Tourismus-Branche ist das jetzt Anlass, ihren Forderungen nach besseren Rahmenbedingungen Nachdruck zu verleihen, denn "Nächtigungssteigerungen und Umsatzzuwächse haben nichts mit der Ertragskraft der Betriebe zu tun", sagt Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau Tourismus in der Wirtschaftskammer. Vielmehr könnte das Fremdenverkehrsgeschäft noch besser brummen, wenn sich einige entscheidenden Faktoren bei den Rahmenbedingungen ändern würden.

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Petra Nocker-Schwarzenbacher, WK-Obfrau Tourismus: "Nächtigungssteigerungen sagen nichts über die Ertragskraft der Betriebe aus."

 © Helge Kirchberger / OTS

Dabei pocht der Fremdenverkehr auch auf seine Bedeutung in der Wirtschaft: 15 Prozent trägt der Tourismus zum Bruttoinlandsprodukt bei. Rund eine halbe Million Menschen arbeiten im Fremdenverkehr.

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k.A

 © Statistik Austria

2016 kam es erstmals in der Branche zu Demonstrationen, als der Finanzminister die Mehrwertsteuer auf Logiskosten von zehn auf 13 Prozent anhob. 200 Millionen Euro flossen seither ins Budget. Die Betriebe konnten angesichts des Wettbewerbs diese Erhöhung nur zum kleinsten Teil an die Kunden weitergeben, sagt Nocker-Schwarzenbacher. Jetzt überrascht Finanzminister Hans Jörg Schelling mit Einsicht. Eine Rücknahme der Erhöhung sei aus seiner Sicht "okay" und "macht Sinn, um den Tourismus-Standort zu stärken."

Solche Aussagen sind naturgemäß Wasser auf die Mühlen der Unternehmen, wenngleich die Skepsis groß ist, dass es auch dazu kommt. Aber das Statement beflügelt immerhin eine Reihe von weiteren Forderungen der Touristiker. An oberster Stelle stehen dabei steuerliche Erleichterungen bei Betriebsübergaben und Abschreibungen sowie Abbau zahlloser bürokratischen Auflagen

Kein Geld fürs Zusperren

Abseits der Erfolgsmeldungen zeigen die Bilanzen der Betriebe, die zu 80 Prozent aus Familienunternehmen bestehen, kein so rosiges Bild. Rund 50 Prozent schreiben laut Angaben von Nocker-Schwarzenbacher rote Zahlen. Besonders betroffen seien Zwei-Sterne-Häuser am Land. Das ist die einzige Kategorie, die im heurigen Sommer Nächtigungsrückgänge von sechs Prozent verkraften muss.

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Wolfgang Kleemann, Tourismusbank: "Die Banken schwimmen im Geld, werden aber immer restriktiver bei Finanzierungen."

 © Franz Pfluegl

Wolfgang Kleemann hat als Geschäftsführer der Tourismusbank (ÖHT), Anlaufstelle für Förderungen des Bundes und Finanzierung der Tourismuswirtschaft, einigen Einblick: "Sie produzieren am Markt vorbei, sind veraltet, haben aber kein Geld für Investitionen, da bleiben die Kunden aus", insbesondere in Zeiten wachsender Konkurrenz durch Innovationen wie Airbnb. Wenn dann auch noch die Nachfolgergeneration streikt und keine Zukunftsaussichten sieht, ist nicht einmal ein Verkauf möglich, weil Käufer fehlen oder das Geld für die Liquidation.

Kleemann fordert daher Steuermodelle zur Entlastung, um eine betriebliche Schließung oder eine Fortführung durch einen Nachfolger zu ermöglichen, " denn derzeit schlägt die Finanz voll zu." Ein Grund, warum auch gut geführte, florierende Unternehmen nur schwer einen Nachfolger finden. Derzeit suchen 12.000 Betriebe einen Nachfolger.

Ein weiteres Problemfeld sieht der Tourismus- und Bankexperte auch bei der Bankenfinanzierung für Investitionen in der Hotellerie. Die Branche benötigt viel Geld, um mit der wachsenden Digitalisierung und den steigenden Ansprüchen der Gäste mithalten zu können. "Die Banken schwimmen im Geld, geben zum Teil aber nur Kredite, weil wir dahinter stehen." Der Tourismus gelte für die Banken als schwierige Kundschaft. "Das Image ist nicht gut", sagt Kleemann.

Die Zukunftsaussichten

Wie in anderen Wirtschaftszweigen auch muss sich der Tourismus mit der fortschreitenden Digitalisierung auseinandersetzen. Im Rahmen der Österreichischen Tourismustage und des Ars Electronica Festivals treffen sich Tourismusexperten am 11. und 12. September in Linz zu einem Erfahrungsaustausch über die Bedeutung der Digitalisierung im Fremdenverkehrsbereich.

"Für den Tourismus heimischer Prägung mit seiner Kleinräumigkeit und in Zeiten generell knapper werdender Budgets präsentiert sich die Situation besonders anspruchsvoll", sagt Petra Stolba, Chefin der Österreich Werbung (ÖW), und verspricht, "die Branche bei dieser Transformation zu unterstützen".

Ziel: "Der Tourismus muss die Datenhoheit der Konzerne und Mediaagenturen zurückerobern, denn Daten sind das Gold der Zukunft." Stolba will dazu in Kooperation mit allen Beteiligten einen eigenen "Tourismus-Datenhub" schaffen: "Denn nur gemeinsam werden wir die relevanten Datenmengen schaffen und so das Geschäft von morgen sichern."

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Norbert Kettner; Chef des WienTourismus: "Destinationsmanagement wird wichtig, wir wollen nicht Venedig werden."

 © WienTourismus / Peter Rigaud

Wien soll nicht Venedig werden

Sorgen ganz anderer Art plagen Norbert Kettner. Der Chef des WienTourismus schreibt seit Jahren Erfolgsbilanzen und steigert kontinuierlich das Gästeaufkommen. Auch jetzt, im Rahmen der ersten Sommerbilanz, ist Kettner wieder ganz vorne mit dabei. Die Ankünfte in der Stadt wuchsen um 2,7 Prozent zum Vorjahresvergleichszeitraum. Das heißt, von Mai bis Juli tummelten sich fast zwei Millionen Gäste in der City. "Wir sind noch nicht überfüllt wie andere Städte, sagt Kettner, "aber man muss verantwortlich und vorsichtig vorgehen und die Bevölkerung mitnehmen."

Sogenanntes "Destinationsmanagement" sei wichtig, wenn man nicht werden will wie Venedig oder Barcelona. Laut einer Umfrage sagen 90 Prozent der Wiener, die Touristen stören sie noch nicht.

Die Geschichte ist im trend 36/2017 erschienen

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