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TTTech verkauft Autosparte an NXP Semiconductors

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©Robert Fritz
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Das Wiener Technologieunternehmen TTTech verkauft seine 35,8-Prozent-Beteiligung an TTTech Auto an den holländischen Halbleiter-Hersteller NXP, der die Autosparte zur Gänze übernimmt. Der Transaktionswert wird mit 625 Mio. Dollar beziffert.

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Der holländische Halbleiter-Hersteller NXP übernimmt 100 Prozent der Aktien von TTTech Auto - auch Audi, Samsung, der Autozulieferer Aptiv und Infineon steigen aus TTTech Auto aus, wie TTTech am Dienstag mitteilte. Der NXP-Aktienkurs stieg in den ersten zwei Stunden nach Publikation der Nachricht um fast fünf Prozent.

Warum wurde die österreichische Vorzeige-Technologiefirma aber nicht in Eigenregie weiter entwickelt? „Wir hatten nicht die Ressourcen, die anderen Aktionäre auszukaufen", begründete TTTech-CEO Georg Kopetz den Deal wenige Stunden nach Bekanntgabe in einem Videotelefonat mit Medienvertretern: „Ich bin aber lieber in einer Entscheiderrolle als in einer Zuschauerrolle."

TTTech will einen wesentlichen Teil der Erlöse aus dem Verkauf der Beteiligung in die Entwicklung sicherer Produkte für den schnell wachsenden Bereich autonomer Maschinen, Luft- und Raumfahrt, Industrie und Energie-IoT (Internet der Dinge) investieren. „Der Anteil, der die TTTech betrifft, ist ungefähr 250 Millionen Euro“, sagte TTTech-CEO Georg Kopetz zur APA. Die bestehende Partnerschaft mit NXP soll weiter verstärkt werden, heißt es in der Mitteilung. Beide Seiten sprechen von einem „europäischen Zusammenschluss".

Was die Transaktion konkret für die 1.100 Mitarbeiter der TTTech-Autosparte bedeutet und wo sich künftig die Entscheidungszentrale befindet, wollten Kopetz und Jan-Philipp Gehrmann, Vice President Marketing NXP Semiconductors, nicht erläutern. Der Vertrag ist zwar unterschrieben, bis zum Closing werde es aber noch „sechs bis neun Monate" dauern, so Gehrmann. Klar ist hingegen, dass der Markenname TTTech Auto verschwinden wird.

Die TTTech-Gruppe hat zuletzt ungefähr 250 Mio. Euro Umsatz generiert, wobei rund 100 Mio. Euro aus der Autosparte kamen, erklärte Kopetz. Nun werde man sich unter anderem auf den Bereich autonome Maschinen fokussieren. „Wir haben ein großes Problem in Europa, aber auch in Asien und Amerika: Es gibt aufgrund der Demographie immer weniger Leute, die einfache Arbeiten vornehmen wollen, die Rasenmähen wollen, die Müll abholen wollen, die Straßen putzen wollen.“ Künftig würden Menschen „mehr zum Supervisor und Operator“ von autonomen Maschinen werden. Derzeit arbeite man zum Beispiel an Projekten, bei denen es um autonome Asphaltiermaschinen oder weitgehend autonome Erntefahrzeuge gebe.

Dabei würden KI-basierte Systeme eine große Rolle spielen, erklärte Kopetz. „Da haben wir im letzten Jahr schon viel investiert, auch mit NXP gemeinsam. Wir haben auch ein Produkt auf den Markt gebracht, das nennt sich Fusion AI. Dabei geht es darum, Bilderkennung mit Hilfe von KI umzusetzen. Da sehen wir riesige Wachstumschancen für die TTTech.“ Während der Autobereich ein Massengeschäft sei, in dem man sehr breit und stabil aufgestellt sein müsse, gehe es in den anderen Bereichen eher um Innovation und Schnelligkeit. „Da fühlen wir uns mehr zu Hause.“

TTTech hat seinen Hauptsitz in Wien und beschäftigt rund 1.200 Leute im Nicht-automotive-Bereich. 90 Prozent der Angestellten arbeiten in Europa. „Wir haben in Amerika und Japan nur Vertrieb und Kundensupport. Die ganze Entwicklung findet in Europa statt.“ Sehr stark sei man im Donauraum aktiv. „Wir sehen eine große Chance im Donauraum, weil dort sehr viele kompetente Techniker und Software-Entwickler sind.“ Die Tochtergesellschaft RT-RK Group mit Sitz in Novi Sad (Serbien) fungiert als Software-Kompetenzzentrum von TTTech. Gegründet wurde TTTech 1998 als Spin-off der Technischen Universität Wien.

TTTech hatte zunächst noch geplant, seine Autosparte an die Börse zu bringen. „Wir haben immer gewusst, das ist ein Thema für die großen Spieler. Aber wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass für den Börsengang das Umfeld nicht so richtig passt und dass es zu viele Unsicherheiten gibt.“ Man habe aber dem Unternehmen die Möglichkeit geben wollen, weiter zu skalieren. „Und das haben wir jetzt optimal geschafft und deshalb werden wir uns von der Beteiligung trennen.“

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