Die Stimmung im Lande hinkt der Lage hinterher. Die trend-Umfrage zeigt: Im Vergleich zum Vorjahr starten die Österreicher deutlich pessimistischer ins neue Jahr.
Die Wintersportorte berichten durch die Bank von einer hervorragenden Buchungslage in den Weihnachtsferien, die Schlangen vor den Lokalen und Läden in der Vorweihnachtszeit sind lang - nichts deutet bislang auf einen fundamentalen Absturz der Wirtschaft hin.
Dennoch sind die Erwartungen der Österreicher und Österreicherinnen an das neue Jahr der für den trend durchgeführten Umfrage des Linzer market-Instituts zufolge extrem zurückhaltend. Erwarteten sich vor einem Jahr, als die Pandemie soeben in die finale Phase einzubiegen schien, 69 Prozent der Befragten, dass es Österreichs Wirtschaft im nächsten Jahr besser beziehungsweise unverändert geht, sind es aktuell nur noch 34 Prozent.
Ebenso verhält es sich bei den persönlichen Finanzen, wenn auch auf höherem Niveau. 49 Prozent erwarten, dass sie ihren Status erhalten oder verbessern werden können. Vor einem Jahr waren es noch 74 Prozent. Die Jungen sind deutlich optimistischer, ab 40 aufwärts steigt der Pessimismus.
"Die Verunsicherung ist groß, viele glauben, dass es mit den Energiekosten erst jetzt ernst wird", interpretiert market-Expertin Birgit Starmayr die Daten. Vielen sind in den letzten Wochen Schreiben ihrer Energieversorger ins Haus geflattert, in denen saftige Preiserhöhungen angekündigt werden. Die Zweifel sind groß, ob die Strompreisbremse dann tatsächlich so greift, wie von der Regierung in Aussicht gestellt wird.
Beim dominierenden Jahresthema, der Inflation, hinkt die Stimmung klar der Prognose - und wohl auch der Lage - hinterher. 41 Prozent der Befragten erwarten im nächsten Jahr eine sogar noch höhere Teuerung als abgelaufenen Jahr, lediglich 15 Prozent eine niedrigere. 44 Prozent meinen, dass es etwa so bleibt wie in diesem Jahr. Dabei sind sich die Wirtschaftsforscher inzwischen einig, dass die Werte 2023 zurückgehen werden. Nach voraussichtlich 8,5 Prozent im laufenden Jahr sollten es dann "nur" noch 6,5 Prozent sein.
Wer negativer in die unmittelbare Zukunft blickt und eine höhere Inflation erwartet, rechnet auch eher mit vorgezogenen Neuwahlen - auf diese interessante Korrelation macht Starmayr aufmerksam. Turnusgemäß wird der Nationalrat 2024 gewählt, 32 Prozent rechnen aber, dass der Wahlgang auf nächstes Jahr vorgezogen wird. 45 Prozent glauben hingegen, dass ÖVP und Grün bis zum Ende durchhalten werden. Bei beiden Ergebnissen könnte auch eine Dosis Wunschdenken im Spiel sein.
Diese repräsentative trend-Umfrage wurde vom market-Institut durchgeführt. n = 1.000 Befragte. www.market.at
Der Artikel ist der trend. EDITION Ausgabe vom 21. Dezember 2022 entnommen.