
KI-Pionier und NXAI-Mitgründer Sepp Hochreiter.
Nach der KTM-Pleite haben sich die Prioritäten des Industriellen Stefan Pierer verschoben. Das von ihm finanzierte KI-Start-up NXAI richtet sich neu aus - und verhandelt mit privaten Geldgebern.
von
Ende 2023 kündigte der KI-Pionier und Universitätsprofessor Sepp Hochreiter an, von Linz aus mit dem neu gegründeten Start-up NXAI an einem Sprachmodell zu arbeiten, mit dem er ChatGPT & Co. vom Markt fegen könne. Konkret geht es um die Weiterentwicklung der neuen Large Language Model-Technologie xLSTM – als Basis für KI-Lösungen aus Europa. Hinter NXAI stehen neben dem KI-Vordenker die oberösterreichischen Unternehmer Albert Ortig und Stefan Pierer. Beide sind über Firmen an dem Linzer Start-up beteiligt.
Zum Zeitpunkt der NXAI-Gründung war Pierer ein wortgewaltiger Industrieller und einer der reichsten Österreicher. Ein Jahr später schlitterte der Motorradhersteller KTM in die Pleite – und Pierers finanzielle Prioritäten änderten sich: Mittlerweile ist er vollauf damit beschäftigt, sein Lebenswerk zu retten, das KI-Thema rückte in den Hintergrund. „Die Situation war natürlich nicht geplant. Aber es gibt immer Entwicklungen, auf die man als Unternehmen entsprechend reagieren muss“, sagt NXAI-CEO Albert Ortig.
Und Mitgesellschafter Hochreiter ergänzt: „Die Familie Pierer hat insgesamt einen zweistelligen Millionenbetrag in NXAI investiert. Dadurch war es erstmals möglich, unser Modell zu veröffentlichen und die beeindruckenden Ergebnisse zu präsentieren. Dann haben wir unsere Strategie angepasst."
Neues Geschäftsmodell
Zum einen inhaltlich: Heute habe man eine neue Technologie, die man für Sprachmodelle einsetzen könne. „Aber in den Themen Zeitreihen, Vision-Anwendungen für Autos, Züge oder Drohnen steckt viel mehr Geld drin. Dort werden wir jetzt mit unserem NXAI-Geschäftsmodell ansetzen“, sagt Hochreiter.
Und auch bei der Investorensuche, die man laut NXAI vergangenen Sommer erfolgreich startete, gab es zuletzt eine unerwartete Wendung: „Wir haben die Simulationssparte ausgegründet, dafür zweistellige Millionenbeträge von Investoren eingesammelt“, sagt Hochreiter. Mit in Summe 15 Millionen Euro erhielt das junge Start-up Emmi AI jetzt die größte Seed-Runde, die es je in Österreich gab. NXAI bleibt mit einem kleineren Anteil weiterhin beteiligt. Neu an Bord sind der Frühphasenfinanzierer Speedinvest, 3VC, Push Ventures und Serena Capital aus Paris.
Neue Finanzierungsrunde
Noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist hingegen die neue Finanzierungsrunde für NXAI. „Wir gehen auf Investoren zu, die auf privater Ebene angesiedelt sind. Aktuell gibt es fortgeschrittene Gespräche in Deutschland“, sagt NXAI-CEO Ortig.
Ursprünglich hatte Hochreiter ehrgeizigere Pläne und wollte im ersten Jahr nach der Gründung 100 Millionen Euro bei Risikokapitalfonds einsammeln. Das ist nun aber kein Thema mehr. Da man sehr forschungsintensiv unterwegs sei, sehe man sich aktuell nicht als VC-finanziertes Start-up, so der Linzer Professor. Nach der Ausgründung beschäftigt NXAI rund zehn Mitarbeiter.