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US-Zölle für Voestalpine-Chef „managebar"

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Voest-CEO Herbert Eibensteiner©trend/Lukas Ilgner
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Mit zwei bis drei Prozent ihres Konzernumsatzes wird die Voestalpine von den 25-prozentigen US-Zöllen auf Stahlimporte betroffen sein. CEO Herbert Eibensteiner appelliert an die EU, rasch Gegenmaßnahmen zu setzen und Verhandlungen mit den USA aufzunehmen.

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„Wir haben unsere lokale Wertschöpfung dort sukzessive ausgebaut, aber es gibt auch Exporte dorthin", sagte CEO Herbert Eibensteiner zu den angekündigten US-Zöllen auf Stahlimporte. „Wir sind mit etwa 2 bis 3 Prozent des Konzernumsatzes betroffen.“ Das entspricht einem Exposure von rund 300 bis 500 Mio. Euro. „Diese Zahl ist managebar.“

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 hatte das Unternehmen mit Sitz in Linz einen Konzernumsatz von 16,7 Mrd. Euro erzielt.

Mehr als Hälfte des US-Umsatzes bereits vor Ort produziert

Die Strategie „local for local“, also in den Abnehmerländern vor Ort zu produzieren, trägt in den USA bereits erste Früchte. „Deutlich mehr als die Hälfte für den amerikanischen Markt produzieren wir lokal - das vermeidet das Risiko von Zöllen“, berichtete Eibensteiner vor Journalisten. Dieser Umsatzanteil soll künftig erweitert werden. Aktuell erzielt die Voest in den USA einen Umsatz von 1,8 Mrd. Euro.

Zum Teil dürfte der neue Zollaufschlag in Zukunft an die US-Kunden durchgereicht werden, das heißt für diese werden die Stahlprodukte teurer. „Jetzt wird natürlich passieren, dass alle versuchen werden, die Verträge zu kontrollieren“, erklärte der Konzernchef. „Wir gehen davon aus, dass wir dort die Zölle verlangen können.“ Es gebe auch Verträge, die solche Möglichkeiten vorsehen. „Wenn in den USA bestimmte Produkte nachgefragt werden, die es dort nicht gibt, dann werden die Kunden die Zölle zahlen müssen.“

25 Prozent US-Zoll auf Stahl und Stahlprodukte ab Mitte März bedeute auch die Auflösung der bestehenden Ausnahmeregelungen. „Ab gestern hat man keine Ausnahmegenehmigungen mehr einreichen können“, sagte Eibensteiner.

Handelsströme werden sich verschieben

„Durch die amerikanischen Zölle werden sich die Handelsströme sicher verschieben - das ist sehr frisch und wird sich in den nächsten Monaten sicher zeigen“, erwartet der CEO. „Wenn Zölle tatsächlich eingeführt werden, gibt es immer einen Umlenkungseffekt - in diesem Fall hat er (US-Präsident Donald Trump, Anm.) ja Zölle gegen die ganze Welt angekündigt, das heißt wir haben mit den Wettbewerbern ein 'Level Playing Field'“, also gleiche Wettbewerbsbedingungen.

Die USA brauchen Stahl aus dem Ausland. Derzeit würden 30 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr importiert. „Ein Stahlwerk zu bauen dauert mehrere Jahre - es wird also die dadurch entstehende Lücke nicht so schnell zu füllen sein“, so Eibensteiner. Die Maßnahme Trumps werde die Inflation treiben. „Die Stahlpreise in den USA könnten tatsächlich steigen.“ Eine Umlenkung der Stahllieferungen dürfte zu erwarten sein. China produziert 1 Milliarde Tonnen Stahl. „Es wird sicher so sein, dass sich die Handelsströme tatsächlich verändern werden.“

An die EU appellierte er, möglichst rasch in Verhandlungen mit den USA einzutreten. „Als weltweit tätiger Konzern sehen wir eine Eskalation der Handelskonflikte sehr kritisch - wir appellieren daher an die Europäische Union sofortige Gegenmaßnahmen zu setzen und Verhandlungen mit den USA aufzunehmen“, sagte Eibensteiner zur APA. „Wir hatten in Europa genügend Zeit, um uns auf das erwartete Szenario einzustellen und müssen mit einem Binnenmarkt von 450 Millionen Menschen entschieden dagegenhalten.“ Handelskonflikte seien „inflationstreibend und wachstumsdämpfend“ und führten sicher zu einer weiteren Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie, betonte der CEO.

Clean Industrial Act sei größere Belastung als die Zölle

Das größere Thema für Europa ist laut Voest der Clean Industrial Act. Wenn sich da auf EU-Ebene nichts tue, sei das für Europa viel belastender als die US-Zölle. „Es ist höchste Zeit, in Brüssel und in Wien die zahlreichen Papiere und Ankündigungen zur Wettbewerbsfähigkeit und Industriepolitik konkret umzusetzen“, so Eibensteiner zur APA. Andernfalls drohe eine weitere, dramatische Abwanderung der europäischen Industrie und damit ein dauerhafter Verlust von gut bezahlten Arbeitsplätzen. Das gefährde auch den Wohlstand in Europa.

In den USA betreibt die voestalpine derzeit 49 Standorte mit rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Im vergangenen Geschäftsjahr 2023/24 wurden in den USA ungefähr 11 Prozent des Gesamtumsatzes erzielt. Bisher hat der Konzern in den USA laut Finanzvorstand Gerald Mayer 600 Mio. Euro investiert, im laufenden Geschäftsjahr "50 Millionen plus, also 70 Millionen ungefähr".

Weltweit ist der Konzern in mehr als 50 Ländern mit rund 500 Konzerngesellschaften und fast 51.000 Beschäftigten (Vollzeitäquivalenten) aktiv - 23.600 davon entfielen auf Österreich.

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